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07. Dezember 1971: Das Messezentrum keine Prestigefrage

7.12.2021, 07:00 Uhr
07. Dezember 1971: Das Messezentrum keine Prestigefrage

© Hans Kammler

Auf dem Gelände zwischen den Wohnhäusern von Neuselsbrunn und dem Schuttberg am Silbersee sind die Arbeiten für das im ersten Bauabschnitt rund 88 Millionen Mark teure Projekt bereits in vollem Gang. Die Zeit drängt. Anfang 1973 sollen dort der Internationalen Spielwarenmesse 60 000 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Dazu kommen Verwaltungs- und Service-Einrichtungen sowie zwei Hallenrestaurants und eine Hauptgaststätte mit 1000 Plätzen. Oberbürgermeister Dr. Urschlechter hatte Schlag 12 Uhr zur feierlichen Zeremonie viele Gäste begrüßen können, unter ihnen Arbeitsminister Dr. Fritz Pirkl und Staatssekretär Franz Sackmann vom Wirtschaftsministerium. In seiner Ansprache hob der OB hervor, daß nicht Prestige die Stadt geleitet, sondern die wirtschaftliche Entwicklung und Nürnbergs Zukunft als Messestadt den Neubau verlangt hätten, der durchaus geeignet ist, eines Tages zur Messe-Drehscheibe in den Handelsbeziehungen zwischen Ost und West zu werden.

Staatssekretär Franz Sackmann, der dermaleinst dem neuen Nürnberger Messezentrum keine Chance gegeben hatte, meinte gestern, daß sich das Land mit einer schönen Morgengabe, dem Grundstück im Wert von 22 Millionen Mark, nicht habe lumpen lassen. Dr. Urschlechters Wunsch nach weiterer Hilfe beschied er vorsichtig. „Ich kann wegen der schlechten Finanzlage nichts Konkretes sagen“, erwiderte Sackmann, der jedoch versicherte, daß sich gemeinsame Wege finden ließen, das Projekt zu vollenden, das von der Münchner „Plan“, Gesellschaft für Regional-, Architektur- und Ingenieurplanung mbH als dem ersten Preisträger in einem Wettbewerb entworfen worden ist. Herbert Groethuysen von der „Plan“-Geschäftsleitung und Baureferent Otto Peter Görl gaben ebenfalls ihre Wünsche mit auf den Weg, ehe in der Tiefe der Baugrube mit den traditionellen drei Hammerschlägen der Grundstein gelegt wurde, der allerlei Zeitgeschichtliches birgt. Hinterher traf sich die ganze Gesellschaft zwei Steinwürfe weiter bei den Baubaracken wieder. Nach längerem Aufenthalt in der Kälte war der Gulaschkanonen-Eintopf des BRK das richtige Mittel zum Aufwärmen.

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