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27. November 1971: Die Weihnachtskasse soll wie 1970 klingeln

27.11.2021, 07:00 Uhr
27. November 1971: Die Weihnachtskasse soll wie 1970 klingeln

© Rudolf Contino

Das Geschäft mit dem Weihnachtsfest hat wieder begonnen. Trotz absteigender Konjunktur erwartet die Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels, daß die Kassen „ebenso normal wie 1970“ klingeln. Erste Umfragen der Meinungsforscher ergaben jedoch, daß der Bundesbürger heuer sparsamer schenken will. Die „NN“ fragten die Nürnberger: „Wieviel Geld wollen Sie heuer für Weihnachtsgeschenke ausgeben – mehr oder weniger als im Vorjahr?“ Ergebnis der Umfrage: es bleibt alles beim alten – die meisten wollen genausoviel wie 1970 ausgeben.

Igor P. (18), Gymnasiast: „Weihnachten soll ja nicht gerade eine Schenkorgie sein, bei der einer den anderen zu übertrumpfen sucht. Da ist ein kleines ganz persönliches Präsent, das vom Herzen kommt, schon besser. Das braucht nicht unbedingt teuer zu sein. In diesem Jahr bin ich sowieso schlechter bei Kasse als 1970. Mit dem Einkaufen warte ich noch bis zum 23. Dezember. Das mache ich jedes Jahr so. Vielleicht darum, weil ich ganz einfach bequem bin.“

Robert B. (40), Angehöriger der Berufsfeuerwehr Nürnberg: „Ob die Preise nun steigen oder stabil bleiben: ich gebe jedes Jahr etwa die gleiche Summe für Geschenke aus. Wenn das Schenken im Rahmen bleibt, dann kann man es akzeptieren. Und man kann auch mit kleinen Sachen Freude schenken. Das, was wir brauchen, gönnen wir uns in meiner Familie das ganze Jahr über. Da warten wir nicht erst das Weihnachtsfest ab.“

Carola G. (17), Lehrling: „In diesem Jahr kann ich mehr Geld in Weihnachtsgeschenke investieren als früher. Denn vor einigen Monaten war ich noch Realschülerin und jetzt verdiene ich. Aber das bleibt natürlich im Rahmen. Ich will auch kein Geheimnis daraus machen, was meine Eltern bekommen: mein Vater freut sich über Münzen und meine Mutter wünscht sich eine von mir gestickte Tischdecke“.

Jakob L. (64), Pförtner bei den „NN“: „Seit Jahr und Tag halte ich das schon so: zu Weihnachten schenke ich Geld. Und die Beträge sind fast immer dieselben. Dazu nehme ich meine Weihnachtsgratifikation her. Damit bin ich bisher immer gut gefahren. Denn woher soll ich wissen, daß das Geschenk, das ich kaufe, auch gefällt? Mit Geld kann sich jeder das kaufen, was er gerne möchte und ich spare noch die Zeit des Einkaufens.“

Grit Sch. (32), Angestellte: „Ich gebe heuer weder mehr noch weniger aus. Alles bleibt beim alten. Das entsprechende Geschenk muß ja auch nicht unbedingt teuer sein, um zu gefallen. Den gleichen Effekt kann man mit weniger Geld aber individuellem Geschmack erzielen. Übertreiben sollte man das Schenken nun auch nicht.“

Winfried K. (57), Arbeiter: „Über ein Geschenk soll sich die betreffende Person freuen. Und da kommt es in erster Linie auf guten Geschmack an. Sicher muß man dafür auch etwas mehr bezahlen, aber die Beträge müssen dabei noch lange nicht in schwindelnde Höhen klettern. Auch mit wenig Geld kann man Freude schenken. Und bei mir kostet das Fest heuer weniger als im vergangenen Jahr. Das liegt vielleicht daran, daß ich schon für Weihnachten eingekauft habe und nicht so lange warte, bis alles kurz vor dem Fest schnell noch teurer wird.

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