28. März 1967: Trubel und Spaß auf der Festwiese

28.3.2017, 07:00 Uhr
28. März 1967: Trubel und Spaß auf der Festwiese

© NN

Wie eh und je zogen Festzelt und mollig warme Hühnerbratereien die Besucher geradezu magnetisch an. An beiden Osterfeiertagen waren sie, besonders abends, randvoll besetzt, und das Bier floß in Strömen. "Erledigt" fühlten sich am Ende die Kellnerinnen. Sie hatten Kilometermärsche hinter sich und Hunderte von Maßen gestemmt. Doch die flink rollende Mark machte alle Strapazen wett.

28. März 1967: Trubel und Spaß auf der Festwiese

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Draußen vor dem Zelt war die Marschmusik, der sich die Mannen der Kapelle Hans Blum mit Hingabe widmeten, nicht mehr zu vernehmen. Sie ging unter im Gedudel und Gebimmel. Auto-Skooter krachten aneinander. "Hab mich lieb", rief eine Budenbesitzerin in die Menge und pries bepinselte Lebkuchenherzen an, Losverkäufer hatten wie Kulenkampff das Mikrophon ins Oberhemd gesteckt, um die Kunde vom Glück, das man nicht achtlos beiseiteschieben soll, deutlicher zu machen.

Von schier bedrohlich schief kurvenden Karussells, aus Karren auf abschüssigen Schienen, aus Schaukeln, Fliegern, rotierenden Käfigen und von Scheiben ("Auf dem Teufelsrad gesessen, alle Sorgen sind vergessen!") erreichten Schreie des Entzückens die Ohren derer, die auf dem Boden der Tatsachen geblieben waren. "Auf diesem großen Frühlingsfest ist wirklich alles aufgeboten, daß jeder seinen Spaß haben kann", sagt der "Gigerlas-Lößel", seit Jahrzehnten um seine Festgäste bemüht, und freut sich, daß neben dem gebratenen Federvieh und den süß-saueren "Hühnermägela" die gegrillten Hax‘n weggehen wie die warmen Semmeln.

"Wir sind diesmal wirklich gut besetzt, und das Geschäft geht gut!", meint auch Lorenz Schweizer, erster Vorsitzender des Verbandes der ambulanten Gewerbetreibenden. Stark hofft er auf Stadt und Stadträte, damit sie die Kanalisation des Platzes bis zum Herbst wahr machen. Die – noch immer nicht asphaltierten – Budenstraßen sind zwar schon fester und damit besser begehbar geworden, doch wird‘s bei Regenwetter erneut Pfützen geben. "Müdigkeit darf überhaupt nicht aufkommen!" sagt ein Ausrufer von einer Wild-West-Schaubude; "hier ist was los! Hereingeströmt, die Herrschaften!"

Tatsächlich lassen sich selbst die ärgsten Skeptiker nicht lumpen; sie ziehen ihre Fuffziger aus der Tasche und steigen hinein in den "Orkan" der Prärie. Es knallt an allen Ecken und Enden – und hinterher schmecken die Bratwürste um so besser.

So sind die drei ersten Frühlingsfesttage – auch die Polizeiwache auf dem Platz meldet "keine besonderen Vorkommnisse" – für alle Beteiligten wunschgemäß vergangen. Alt und jung amüsierten sich, kostenlos auch über die Mini-Mini-Röcke, jungenhaften Hosenmädchen und zahlreiche Pilzköpfe, die sich auffällig unters gewöhnliche Fußvolk mischten.

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