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3. Juni 1971: Übungsplatz mit Helikoptern und Panzern

3.6.2021, 07:00 Uhr
3. Juni 1971: Übungsplatz mit Helikoptern und Panzern

© Bauer

In aller Heimlichkeit versucht die US-Armee erneut, ein stadtnahes Gebiet in den Griff zu bekommen, nachdem erst wenige Monate zuvor die geplante Erweiterung des Übungsplatzes Tennenlohe aufgrund eines Proteststurms der Bevölkerung wieder zu den Akten gelegt worden ist.

Ausgerechnet das Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen (Max Streibel) ist damit einverstanden, daß ein großer Teil des Erholungsgebiets im Südosten Nürnbergs verschwindet und die rund 25.000 Einwohner rundum einem Höllenspektakel ausgesetzt werden, damit die US-Streitkräfte in unmittelbarer Stadtnähe Kriegsspiele üben können. Noch befindet sich das Projekt in der Planung, noch ist es nicht zu spät, aber nur massive Proteste können verhindern, daß neben Tennenlohe noch ein zweiter Großübungsplatz im Ballungsraum Nürnberg stationiert wird.

Das 283 Hektar große Areal soll den Verbündeten „zu ständiger, uneingeschränkter Nutzung zur Verfügung gestellt werden“, vor allem, um den GIs den gemeinsamen Einsatz von Panzern und Hubschraubern einzubleuen. Die „Landinanspruchnahme“ verkündet der vom Ministerium beauftragte oberste mittelfränkische Raumplaner, Regierungsdirektor Dr. Hans Fischler, in einem Schreiben, das der Stadt Nürnberg, den Landratsämtern Nürnberg und Schwabach, den Gemeinden Feucht und Röthenbach bei St. Wolfgang, der Bundesbahn- und Oberpostdirektion, dem Bayernwerk und dem Überlandwerk, dem Autobahn- und dem Straßenbauamt sowie der Oberforstdirektion samt Übersichtskarte ins Haus flatterte.

Darin wird auf das sogenannte „Märzfeldabkommen“ aus dem Jahre 1962 hingewiesen, demzufolge die US-Anlagen in Langwasser in den Raum westlich von Feucht verlegt und den Amerikanern Übungsmöglichkeiten im Staatsforst südlich ihrer neuen Einrichtungen lediglich „in Aussicht gestellt“ wurden. Die Gegenleistung: der Partner gab die Plätze auf dem Märzfeld, bei Schwaig und bei Hinterhof frei.

Außerdem – so meint die Regierung gleich einem Eingeständnis der Ohnmacht – würden die umfangreichen Schäden vermieden, die bislang bei „wilden“ Übungen die in Nürnberg beheimateten Verbände (ein Artillerie-Bataillon, eine Infanterie-Einheit mit Schützenpanzern und Pioniere) angerichtet haben.

Obendrein will man in Nürnberg auch von einer anderen taktischen Konzeption der Amerikaner gehört haben. Statt der bisher in Feucht stationierten Nahaufklärer sollen künftig Hubschrauber und Panzer zusammen den Kampf üben.

Die Methode besagt nichts anderes, als daß sich die Panzer bei feindlicher Gegenwehr zurückziehen und erst dann wieder vorgehen, wenn der Gegner mit den schwer bewaffneten Hubschraubern am Boden zerstört worden ist. Demnach steht zu erwarten. daß die bisher schon lärmgeplagten Menschen in der Nähe des Flugplatzes noch mehr aushalten müssen.

Solche Befürchtungen hegt auch SPD-Landtagsabgeordneter Leonhard Heiden, der Zweite Bürgermeister von Fischbach, dessen Gemeinderat die Erweiterungspläne bereits einstimmig zurückgewiesen hat. „Schon durch den Flugplatz ist die Bevölkerung erheblich belästigt worden. Wenn jetzt noch Panzer dazukommen und mit Hubschraubern zusammen üben, steigt der Lärm ins Unermeßliche“, erklärt er.

Außerdem führt er mögliche Behinderungen anderer Art an, wenn der Truppenübungsplatz mitten im Dreieck der Gemeinden Fischbach, Feucht und Röthenbach bei St. Wolfgang Wirklichkeit wird.

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