8. März 1964: Chörlein im Wandel der Zeit
8.3.2014, 08:55 Uhr„So sind alle Versuche gescheitert, naturgeographische Gegebenheiten für den Aufstieg Nürnbergs zur mittelalterlichen Weltstadt verantwortlich zu machen. Und doch hat sich für menschliches Wollen und menschliches Handeln (...) mehrmals auch die Lage der Stadt als entscheidend wichtig erwiesen – freilich nicht die Lage in der Landschaft, sondern die im Spannungsfeld geschichtlicher Beziehungen. Nicht geographische, sondern historische Lagegunst war es, die über Nürnbergs Aufstieg geleuchtet hat!“
Das ist eine der Thesen, die Studienrat Erich Mulzer in seiner Untersuchung „Geographische Gedanken zur mittelalterlichen Entwicklung Nürnbergs“ aufstellt und anschaulich begründet. Die kleine Arbeit, die schon voriges Jahr in der Festschrift der Fränkischen Geographischen Gesellschaft für Professor Otto Berninger (Erlangen) abgedruckt war, ist nun auch als handlicher Sonderdruck erschienen und in den Nürnberger Buchhandlungen erhältlich.
Nach einer gründlichen Prüfung der Verkehrslage Nürnbergs, die sich entgegen der bisherigen Meinung als gar nicht so vorteilhaft erweist und keineswegs „naturnotwendig“ zu der erstaunlichen Entwicklung der Stadt führen mußte, wendet sich der Hauptteil der Arbeit der Topographie und Baugeschichte Nürnbergs zu. Von einer eingehenden Betrachtung der gegenwärtigen Verhältnisse und von umfangreichen Einzelforschungen ausgehend, werden hier zahlreiche neue Gedanken geäußert.
Im letzten Abschnitt seiner Arbeit knüpft der Verfasser an seine früheren Veröffentlichungen „Nürnberger Bürgerhäuser“ (1954) und „Vor den Mauern Nürnbergs“ (1961) an. Er weist nach, daß sich in Nürnberg über alle Wandlungen und Stilrichtungen hinweg schon frühzeitig eine eigenständige Form des Bürgerhauses entwickelt hat, die sich grundsätzlich von den Wohnbauten anderer Altstädte unterscheidet. Die kleine Arbeit bringt eine Fülle von Gedanken und dürfte der Nürnberger Ortsforschung manche neue Impulse geben.