"So etwas gibt es nicht mehr"
Auch Club-Ikone kaufte dort ein: Bekanntes Modegeschäft in Nürnberg muss nach 25 Jahren schließen
09.05.2025, 04:55 Uhr
Harald Lehmeier, bekannt für Herrenmode mit besonderem Touch und, wie er selbst sagt, "ehrlichen" Service, muss mehr als 25 Jahre nach der Eröffnung seine Modeboutique in Nürnberg schließen. Die Altstadt verliert damit eine Anlaufstelle für Männermode mit dem extra Twist.
Lehmeier ist eine Institution in Nürnberg - und er betreibt eines der wenigen verbliebenen inhabergeführten Geschäfte in der Altstadt. Sein Laden "Harald Lehmeier Männer" nahe der Fleischbrücke ist seither auch das Mekka, in das fränkische Prominente pilgern, um sich (für einen bestimmten Zweck) einkleiden zu lassen - darunter der Fürther Komödiant und Schauspieler Volker Heißmann, Torwartlegende Andreas Köpke und einige andere.
Lehmeier aber sagt: "Ob Promi oder nicht: Für mich zählt der Mensch." Alle Kunden seien für ihn Könige. Über Andi Köpke allerdings verliert er noch lobende Worte: "Ein toller Mensch! Und ein Paradebeispiel dafür, wie man ein normaler Mensch bleibt!" Köpke habe damals zu Lehmeiers Ladeneröffnung am 25. März 1999 eine Autogrammstunde abgehalten - "weit mehr als 500 Leute sind gekommen", erinnert sich der Ladenbetreiber im Gespräch mit der nordbayern.de-Redaktion.

Doch - trotz vieler (Stamm-) Kunden - wird Harald Lehmeier seine Modeboutique in der Winklerstraße 15 für immer schließen. "Der Mietvertrag läuft aus", erklärt er für den Hintergrund. "Bis 31.12.2026 darf ich aber bleiben." Natürlich, sagt er, wird es Tränen zum Abschied geben - und auch die erste Zeit nach seiner Selbständigkeit wird sicherlich nicht allzu leicht sein. Aber Lehmeier nimmt es mit Optimismus und Vorfreude: "Ich hab es mir vom Alter her verdient und irgendwann reicht's", sagt er, nächstes Jahr wird er 65 - schwer ihm das Alter abzunehmen, so sprudelt es aus ihm.
Lehmeier möchte alles im eigenen Tempo machen
Nach finalem Ladenschluss will er vor allem "relaxen", er freut sich vor allem auf die Zeit, in der er "alles nach normalem Tempo und nicht durchgetaktet machen kann". Ihm gehe es gut, er möchte erstmal genießen. Es gebe bereits einige Angebote und Anwärter, die den Modeexperten einstellen wollen. "Was ich hier mache, findet man in keinem anderen Laden - pinke Anzüge, Zitronenhemden...das macht niemand in Nürnberg - und gerade das macht Spaß", erklärt er. Denn Lehmeier ist bekannt für sein ungewöhnliches und oft sehr farbenfrohes Sortiment für den Herren mit dem besonderen Geschmack. Ein wenig traurig klingt er, als er sagt: "So etwas gibt es einfach nimmer."
Auch sei er ja im vergangenen Vierteljahrhundert sein eigener Chef gewesen und kein Angestelltenverhältnis gewohnt. Er sei ein sehr beständiger Mensch, genügsam und habe sein Leben lang gearbeitet. "Wir sind einfach eine eigene Insel für Erwachsene", sagt er mit einem Lächeln in der Stimme. "Meine Teenies sind zwischen 40 und 50 Jahren alt, meine Erwachsenen zwischen 60 und 80 Jahre alt." Sie schätzten ihn, sagt er, vor allem für die ernste und kompetente Beratung - "Wenn etwas nicht schön aussieht, dann sage ich das dem Kunden auch", so Lehmeier.

Er hatte eine "schöne Zeit" in der Winklerstraße, die etwas "ab vom Schuss" der großen Einkaufsmeilen in der Innenstadt liegt. "Wir haben uns den Standort erkämpft - viele Nürnberger kommen zufällig vorbei und kannten den Laden noch nicht." Der Laden werde ihm auf jeden Fall fehlen.
Die nächsten eineinhalb Jahre bis zum Aus des Betriebs mit Ablauf des Jahres 2026 wird alles bleiben wie gehabt, keine Specials oder Events. "Genauso nehmen es meine Kunden auch an", weiß der 64-Jährige. Eines aber sei fast sicher: "Ich kann mir gut vorstellen, dass der Laden gegen oder am Ende sehr leer sein wird."
Dieser Text ist am 9. Mai, 10.30 Uhr, bearbeitet worden. Wir haben versehentlich von der Winklergasse gesprochen - richtig ist: Winklerstraße.
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