Bank-Azubis entwickelten Internet-Plattform

6.5.2010, 00:00 Uhr
Bank-Azubis entwickelten Internet-Plattform

© Sippel

Die 23 Azubis der Projektgruppe »Anlage-Coach« stellten gemeinsam mit Projektleiter Peter Kührt ihre Internetplattform vor. Expertenwissen steuerten Thomas Bieler (ING DiBa, Frankfurt), Stefan Hertel (Sparkasse Fürth), Ansgar Hofmann (Sparkasse Nürnberg) sowie der Verbraucherschützer Christoph Hommel bei.

»Viele Kreditinstitute haben durch die Finanzkrise große Vertrauensverluste erfahren. Deshalb haben wir uns damit beschäftigt, wie man das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen kann«, erklärt Kührt. Die Lösung war schnell gefunden: Bessere Risikoklassen-Einteilungen und bessere Produktinformationen müssen her.

Seit September haben die Azubis gegrübelt, wie man diesen Forderungen und Wünschen der Anleger gerecht werden könnte. Ihre Antwort: Die Internetplattform, die speziell unerfahrenen Anlegern dabei helfen soll, schnell zu ermitteln, welche Anlageformen sich für sie eignen – und bei welchen Vorsicht geboten ist. Auf der pfiffig gemachten, benutzerfreundlichen Website muss der Nutzer 20 Fragen beantworten. Zum Beispiel, wie lange er sein Geld anlegen und welche Rendite er erzielen möchte. Die Sicherheit spielt eine wichtige Rolle: Ist ein Kapitalschutz mit Einlagensicherung gewünscht oder kauft der Anleger eher spekulativ und nimmt dabei auch einen Totalverlust seines Kapitals in Kauf?

Nach Beantwortung aller Fragen ermittelt das System den Anlegertyp. Acht unterschiedliche Typen haben sich die Azubis ausgedacht, die spielerisch das Risikoverhalten der Anleger zeigen sollen. Es beginnt mit dem »Spaziergänger«, der unter der Risikoklasse »konservativ« läuft. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er sich absolute Sicherheit und Berechenbarkeit der Geldanlage wünscht. Zudem möchte er jederzeit in vollem Umfang über sein Geld verfügen können. Allerdings hat er dadurch auch keine hohen Renditeerwartungen. Ihm empfiehlt das Programm, Girokonten, Tagesgeldkonten oder Kreditkartenkonten zu eröffnen.

Auf der zweiten, etwas riskanteren Stufe, steht der so genannte »Nordic-Walker«. So wie sich der Sportler auch einmal in höheren Gefilden bewegt, jedoch stets auf dem Boden bleibt, verhält sich auch der ihm wesensverwandte Anleger: Er legt zwar immer noch konservativ an und möchte hundertprozentige Sicherheit, kann aber über sein Geld erst bei Fälligkeit verfügen, etwa bei Festgeldanlagen.

Über Typenklassen wie »Wanderer«, »Bergsteiger« oder »Gipfelstürmer« gelangt man zum risikofreudigsten, hoch spekulativen Anlegertyp: Der »Drachenflieger« geht volles Risiko, um einen großen Gewinn machen zu können. Auf der Website heißt es über ihn: »Eigentlich möchte er sein Kapital in kürzester Zeit verdoppeln oder verdreifachen. Dazu ist er bereit, ein immens großes Risiko einzugehen und den möglichen Totalverlust seiner Anlage in Kauf zu nehmen.«

Anlegern dieser Kategorie empfehlen die Azubis, auch Aktien von kleinen, völlig unbekannten ausländischen Unternehmen oder Optionsscheine mit in ihr Depot zu nehmen. Informationen über die diversen Geldanlageformen können ebenfalls auf der Website eingeholt werden.

Peter Kührt und sein Team sind mächtig stolz auf das gelungene Projekt. »Ich finde die Plattform gut, weil sie eine Stütze für den Anleger darstellt und ihm einen Anhaltspunkt bietet«, sagt die Auszubildende Alexandra Heubach. Ihr Kollege pflichtet ihr bei. »Außerdem kann man hier sicher sein, wirklich unabhängige Informationen zu erhalten. Wir wollen nichts verkaufen, sondern nur informieren«, erklärt Moritz Stubka.

Auch die Experten loben das »zeitintensive Projekt«, in dem viel Know-how stecke. »Der Test ist eine gute Vorbereitung für die Anleger, bevor sie sich beraten lassen. Denn dann können sie zumindest schon einmal sagen, zu welchem Typ sie gehören«, sagt Stefan Hertel, Leiter des Private Banking der Sparkasse Fürth. Das ahnungslose Schulterzucken gebe es in Zukunft dann wohl seltener.

www.anlage-coach.de

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