Experimentierklausel

"Bildungsqualität gefährdet": Grüne Landtagsabgeordnete kritisiert Kita-Politik der Staatsregierung

RHV/ST-Redaktion

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23.11.2022, 19:00 Uhr
Bei ihrem Besuchstag in der Kindertagesstätte Hoppetosse der Johanniter in Schwabach ließ sich Sabine Weigand (li.) von Leiterin Nadine Neumann und den Kindern Spiele zeigen.

© Büro Weigand, NN Bei ihrem Besuchstag in der Kindertagesstätte Hoppetosse der Johanniter in Schwabach ließ sich Sabine Weigand (li.) von Leiterin Nadine Neumann und den Kindern Spiele zeigen.

"Die Staatsregierung gefährdet mit Sparkonzepten wie der "Experimentierklausel" die Qualität der frühkindlichen Bildung", sagt MdL Dr. Sabine Weigand nach einem Kita-Tag.

Bei der Aktion der grünen Landtagsfraktion "Yes, we care! Grün packt an in sozialen Berufen" hat die Schwabacher Landtagsabgeordnete ein "Praktikum" in der Johanniter-Kindertagesstätte "Hoppetosse" in Schwabach absolviert - und stellt klar: "Mit weiteren Sparkonzepten wie der von der Staatsregierung eingeführten "Experimentierklausel" gefährden wir die Qualität der frühkindlichen Bildung."

Mit Nachdruck betonte sie nach ihrem Besuch: "Erzieher*innen und Kinderpfleger*innen tragen enorm hohe Verantwortung. Wir vertrauen ihnen das Kostbarste an, was wir haben: unsere Kinder. Was leisten sie? Wie schaffen sie es, jeden Tag viele kleine Rabauken gut ins Leben zu begleiten? Das wollte Weigand wissen und verbrachte einen Vormittag in der "Hoppetosse".

Die Kita arbeitet in einem Bungalow mit großem Garten, darin zeigt sich schon ein wichtiger Aspekt des pädagogischen Konzepts: Die Mädchen und Jungen sollen die Natur erfahren und kennenlernen. Es gibt Hochbeete, einen Naschgarten, Obstbäume, ein Kartoffel-Minibeet und Kürbispflanzen.

Drinnen erklären Wandtafeln den zweiten Teil des Konzepts: Natur-Wissenschaften. Einrichtungsleiterin Nadine Neumann erklärt, wie es klappt, Kinder spielerisch an das Thema heranzuführen. Mit Herzblut widmen sie, ihre Mitarbeiterinnen und eine ehrenamtliche Kraft den Kleinen.

Am Besuchstag von Sabine Weigand geht es um den Laternenzug an St. Martin. "Ich konnte mit beiden Kindergruppen von je 25 Kindern Martinslieder üben und sie auf der Gitarre begleiten, das machte mir große Freude, da ich selbst mit Begeisterung singe", sagt Weigand. "Und ich durfte erleben, wie die Kleinen begeistert lernen, dass Teilen etwas Schönes ist. Das Martinsspiel der Vorschulgruppe ist toll."

Deutlich sei zu spüren, dass in der Einrichtung ein wunderbarer Geist des Vertrauens und der Geborgenheit herrscht, die Kinder fühlen sich aufgehoben. "Am liebsten hätte ich mitgemacht, als sie kurz vor dem Mittagessen – Vegetarisches vom Bio-Caterer - ihre Dreckhosen anzogen und in den Garten stürmten!"

Zu wenig Personal und Geld in Kitas

Die Erzieherinnen erzählten von der Liebe zu ihrer Arbeit, aber auch von den Nöten: Personalmangel, zu wenig Geld vom Staat, auch mangelnde Wertschätzung. Denn sie sind bestens ausgebildete Fachkräfte, fünf Jahre dauert die Ausbildung, und was sie tun, ist pädagogisch hochwertig.

Weigand macht deutlich: "Bei frühkindlicher Bildung sind Erzieher*innen wichtige Bezugspersonen für die Kleinen und leisten einen großen Beitrag, dass Kinder sicher und selbstbewusst werden, gut ins Leben finden, in Schule und Gesellschaft. Sie wünschen mehr finanzielle Förderung für das Einbinden ehrenamtlicher Kräfte und bessere Personalschlüssel."

Menschen in sozialen Berufen seien das "Rückgrat unserer Gesellschaft", unverzichtbar für den sozialen Zusammenhalt und das Funktionieren der Gesellschaft.

"Zudem ist es kein Geheimnis, dass vor allem Frauen in sozialen Berufen arbeiten, ihr Anteil beträgt 75 Prozent. Und dass dieser Dienst am Menschen häufig schlechter bezahlt ist als der Dienst an Maschinen, am Computer, et cetera. Das wollen wir Grüne ändern: Wir wollen die Arbeitsbedingungen in sozialen Berufen verbessern und Care-Arbeit solidarischer und zukunftsfähig organisieren – und finanzieren."

Für die Landtagsabgeordnete ist die von der Staatsregierung eingeführte "Experimentierklausel", mit der Kitas Einstiegsgruppen anbieten können, die nicht von ausgebildetem Personal betreut werden, keine Lösung für den Fachkräftemangel bei Erzieher*innen. "Im Gegenteil. Diese Klausel befördert das Vorurteil, Erzieher*in könne jede*r und sie würdigt nicht die lange und gute Ausbildung. Kinderpädagogik ist ein komplexes Thema und nichts, was man "einfach so" beherrscht."

Assistenzkräfte seien hilfreich als Unterstützung, aber reine Assistenzkraftgruppen "gehen gar nicht." Das gefährde die Qualität der Betreuung. "Das haben unsere Kinder nicht verdient!"

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