Abscheuliche Schmierereien

"Das ist erschütternd und traurig": Gedenkort für homosexuelle Nazi-Opfer verwüstet

Timo Schickler

Lokalredaktion Nürnberg

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27.10.2023, 13:49 Uhr
Die Regenbogenbank auf dem Magnus-Hirschfeld-Platz ist ein Hingucker.

© Foto: Michael Matejka Die Regenbogenbank auf dem Magnus-Hirschfeld-Platz ist ein Hingucker.

Vor einigen Tagen wurde der Magnus-Hirschfeld-Platz verwüstet. An dem Gedenkort zwischen der Frauentormauer und der Stadtmauer stehen neben einer Stele auch eine Regenbogenbank und eine Gedenkkugel, die alle an die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus erinnern sollen.

Auch die Gedenkkugel erinnert an die Gräueltaten während der NS-Zeit.

Auch die Gedenkkugel erinnert an die Gräueltaten während der NS-Zeit. © Foto: Michael Matejka

Jetzt haben Unbekannte diesen Ort zum wiederholten Male angegriffen. Sowohl die Parkbank als auch die Gedenkstele und die Kugel wurden mit queerfeindlichen Sprüchen beschmiert, außerdem wurde die Gedenkkugel zusätzlich aus ihrer Verankerung gerissen. Der Vorfall ist eines von mehreren Beispielen. Die Zahl der queerfeindlichen Gewalttaten in ganz Deutschland nimmt zu. Und zwar in "besorgniserregendem Ausmaß", teilt die Stadt Nürnberg mit. Sie wird auch in diesem Fall einen Strafantrag stellen. Die Kommune und die queeren Community Nürnbergs verurteilen die Taten.

"Wir stehen Seite an Seite"

"Dieses Verhalten ist nicht akzeptabel", sagt Christian Vogel, Nürnbergs Dritter Bürgermeister. "Wir sind Stadt des Friedens und der Menschenrechte, wir werden weiter aktiv gegen jede Form der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit einstehen." Nürnberg sei eine vielfältige Stadt und die queere Community ist elementarer Teil davon. "Wir stehen Seite an Seite“, sagt Vogel.

Wer Menschen wegen ihres Geschlechts, ihres Aussehens, ihres Glaubens oder wegen ihrer sexuellen Orientierung angehe, greife auch die Zivilgesellschaft an. Dazu zählen auch solche Gedenkorte. Nürnberg werde diese Angriffe nicht tolerieren. "Dass es überhaupt dazu kommt, ist traurig und erschütternd“, betont der Dritte Bürgermeister.

Die Stadt ist im Hinblick auf die steigende Zahl der Vorfälle in engem Austausch mit Organisationen wie dem CSD-Verein oder Fliederlich. Außerdem berät die Beauftragte für Diskriminierungsfragen und LSBTIQ der Stadt bei konkreten Vorfällen. Zusammen mit dem Verein Fliederlich hat die Stadt vor kurzem die erste Unterkunft für queere Obdachlose in Nürnberg eröffnet. Auch die Wohnungslosen wurden in anderen Einrichtungen oft angegangen.