Zuwanderung

Die 50-jährige Geschichte der "Gastarbeiter" in Nürnberg

13.10.2011, 00:00 Uhr
Die 50-jährige Geschichte der

© Friedl Ulrich

In Nürnberg lebten Mitte der 1950er Jahre insgesamt etwa zwei Prozent Ausländer. Der Anteil der Personen, die aus den später als „Gastarbeiterländer“ bezeichneten Staaten stammten, lag bei lediglich zwölf Prozent. Mitbürger aus Österreich, Polen und der Tschechoslowakei stellten den größten Anteil der Nationalitätengruppen.

Bis zur Volkszählung 1961 hatte sich dieses Bild aber bereits verändert. Die Italiener kommen! Innerhalb von sechs Jahren verzehnfachte sich ihre Zahl und stieg auf 3000 an. Ende 1961 war von vormals unter 100 Spaniern die Zahl auf 1300 angewachsen. Aus Griechenland, dem weiteren Anwerbeland von 1960, war der Zustrom von Arbeitskräften langsamer. Es dauerte noch bis Ende 1962, bis die Griechen in Nürnberg Anschluss an das Bevölkerungsniveau der Spanier gefunden hatten. Ab 1963 verstärkte sich dann aber der Zustrom kontinuierlich.

Der Zuzug von türkischen Arbeitsmigranten ab 1961 erfolgte zunächst eher zurückhaltend. Erst nach etwa drei Jahren, ausgehend von einem Anfangsbestand von 64 Personen Ende des Jahres 1960, überschritt der Bevölkerungsbestand die 1000er- und 1966 die 2000er-Grenze (siehe auch NZ-Grafik).

Die günstige Wirtschaftssituation genutzt

Dann kamen die Jugoslawen: Deutschland warb auch dort offiziell um Arbeitskräfte. Von 1961 bis 1968 war auch ohne dieses Abkommen die Anzahl der Bürger aus Jugoslawien um gut 1300 Personen angestiegen. Das Amt für Stadtforschung und Statistik vermerkt dazu: „Es ist zu vermuten, dass schon weit vor dem Ersuchen der Bundesrepublik viele die günstige Wirtschaftssituation im nördlichen Nachbarn zur Versorgung ihrer Familien genutzt haben.“ Um 1970 lebten etwa 39000 Ausländer (acht Prozent) in Nürnberg, von diesen kamen mittlerweile 81 Prozent aus diesen Anwerbeländern.

Bis 1980 wuchs in Nürnberg die türkische Bevölkerung auf rund 19000 Personen an. Der Zuwachs nach dem Anwerbestopp von 1973 betrug damit fast 57 Prozent. Ab 1980 hieß es dann „Kommando zurück“: Die „Gastarbeiter-Politik“ war nunmehr geprägt von Bemühungen, die Rückkehrbereitschaft in die Heimatländer der Arbeitsmigranten zu fördern.

Bis 2010 wächst die Zahl der früheren „Gastarbeiter“ größtenteils weiter. In den neuen Zahlen berücksichtigt sind jetzt auch Personen aus diesen Ländern, die sich zwischenzeitlich für die deutsche Staatsangehörigkeit entschieden haben, oder bereits in Nürnberg geborene Kinder und Jugendliche von Eingebürgerten bzw. solche, die bis zu ihrem 23. Lebensjahr das Wahlrecht der Staatsangehörigkeit haben.

Türkische Bevölkerung bevorzugt Süd- und Weststadt

Am Beispiel der Türken in Nürnberg, die dieses Jahr „50 Jahre Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei“ feiern, zeigen sich nach Darstellung des Statistikamts die veränderten Lebens-/Wohnbereiche innerhalb des Stadtgebietes nach einem Zeitraum von 30 Jahren (1980–2010). Zu beobachten sei eine Zunahme der türkischen Bevölkerung in den „klassischen“ Gebieten der Süd- bzw. Weststadt. In diesen Bezirken mit gestiegenem Anteil leben jetzt etwa 37 Prozent aller Türkinnen und Türken Nürnbergs.

Aber auch in den Randbezirken, wie Röthenbach, Eibach, Werderau, Gartenstadt, Langwasser und Ziegelstein, ist ein Zuwachs dieser Bevölkerungsgruppe festzustellen. Mit 13 Prozent Anteil an der gesamten türkischen Bevölkerung ist der Anteil in diesen Stadtteilen aber noch verhältnismäßig gering.

Diese Umzugsbewegungen in die Randbezirke bewertet das Amt für Stadtforschung als den erhöhten Wunsch nach höherwertigem, aber auch bezahlbarem Wohnraum, vermutlich bei den schon länger in Nürnberg ansässigen Türken, hin. Dagegen ist in den von Deutschen bevorzugten Wohngebieten des Nordens von Nürnberg eher ein Rückgang der türkischen Bevölkerung festzustellen.
 

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