E-Zigaretten: Nürnberger Händlern brechen Umsätze weg

8.1.2020, 05:28 Uhr
E-Zigaretten: Nürnberger Händlern brechen Umsätze weg

© Foto: Franziska Gabbert/dpa

Pünktlich zum Start ins neue Jahr mit dem Rauchen aufzuhören – das ist wohl für viele Raucher ein Ziel. Als ein Mittel der Wahl, um sich vom Zigarettenkonsum zu entwöhnen, gilt die elektronische Zigarette. Hierbei wird eine Flüssigkeit zum Verdampfen gebracht, die der Verbraucher dann inhaliert. Vaporizer, vom englischen Wort "vapor" für Dampf, wird die E-Zigarette deshalb auch genannt, weil im Gegensatz zur herkömmlichen Zigarette nichts verbrannt wird. Doch zuletzt häuften sich die Negativschlagzeilen: In den USA war es zu Todesfällen im Zusammenhang mit den elektronischen Zigaretten gekommen.

"Mehr als 40 Tote durch E-Zigaretten in den USA", "Zahl der Toten durch E-Zigaretten in den USA steigt weiter" und "Mittlerweile 47 Todesfälle durch E-Zigaretten" – solche und ähnliche Schlagzeilen waren in dieser Zeit oft zu lesen. Kein Wunder, dass die Angst groß war. Nur: Als Ursache für die Todesfälle wird ein Öl mit Vitamin E vermutet, nicht der Gebrauch der E-Zigarette an sich.

"Die Entwicklung ist tragisch"

Und trotzdem ist die Branche in den letzten Monaten gehörig unter Druck geraten. Auch in Nürnberg sprechen Händler von dramatischen Folgen. "In einem Wort ausgedrückt ist die Entwicklung tragisch", sagt Christine Klever. Jahrelang hat sie das Zigarrengeschäft "Casa del Habano" am Nürnberger Hauptmarkt geführt, inzwischen betreibt sie seit gut zwei Jahren gemeinsam mit ihrem Mann den E-Zigaretten-Shop "Alpha Steam" am Nelson-Mandela-Platz.

Seit vergangenem Herbst sei ein drastischer Rückgang im Umsatz festzustellen, sagt sie. Dabei gehe es weniger um die Stammkundschaft, sondern um potentielle Umsteiger, die auf der Suche nach einer Alternative zur Zigarette sind. Von den vielen Umsteigern, die es in den vergangenen Jahren gegeben habe, lebe die Branche, sagt Klever. "Aber diese Neueinsteiger gibt es nicht mehr, die Leute sind verunsichert, haben Angst." Früher hätten viele die E-Zigarette sogar von Eltern oder dem Partner zu Weihnachten geschenkt bekommen, in der Hoffnung, dass der Beschenkte von der Zigarette wegkommt. Anders dieses Mal: "Das Weihnachtsgeschäft ist einfach ausgefallen", so die Händlerin.

Händler berichten von Umsatzeinbrüchen

Diese Erfahrung teilt Bastian Niedermeyer. Er betreibt den "Hardvape Store" und spricht von Umsatzeinbußen von rund 50 Prozent. Auch andere Händler in Deutschland kämpften mit denselben Problemen, erklärt Niedermeyer. Deshalb sei es notwendig, die Menschen über E-Zigaretten aufzuklären, sagt er. In seinem Laden liegen zu diesem Zweck Info-Flyer des Verbands des E-Zigarettenhandels (VdeH) und des Bündnisses für Tabakfreien Genuss (BfTG) aus.


Kommentar: E-Zigarette soll Entscheidung des Konsumenten bleiben


Der Händler engagiert sich selbst in den beiden Verbänden und hofft darauf, dass sich die Branche wieder erholt: Diese Menschen in den USA seien nicht von E-Zigaretten gestorben, sondern von den gefährlichen Inhaltsstoffen der Liquids, die sie verwendet haben. Diese Faktoren miteinander zu verknüpfen, zeuge von mangelnder Sachkenntnis, so Niedermeyer.

Wer gesund leben will, verzichtet am besten ganz 

Dass man die Nutzung von E-Zigaretten differenziert betrachten müsse, bestätigt auch Professor Doktor Joachim Ficker, Chefarzt der Pneumologie am Klinikum Nürnberg: Man müsse sehr stark unterscheiden, welche Stoffe in welcher Konzentration zum Einsatz kommen, sagt er. Es stimme zwar, dass die Zahl der Schadstoffe in den E-Zigaretten geringer sei als in herkömmlichen Zigaretten. Trotzdem: Die Formulierung "gesündere" Alternative sei ein Euphemismus.

"Weder die normale Zigarette noch die E-Zigarette ist gesund", so der Mediziner. "Aber bevor jemand überhaupt nicht vor der Zigarette wegkommt" – und auch wirklich nur dann, könne die E-Zigarette im Sinne der "harm reduction", also Schadensminderung, eine Alternative sein. Aber "bitte um Gottes Willen nicht irgendwas aus dem Internet in die E-Zigarette füllen", appelliert er. Sein eigentlicher Rat als Arzt liegt auf der Hand: gar nicht rauchen.

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