Atombunker
Ein Relikt des Kalten Krieges mitten in Nürnberg lässt Besucher erschaudern
11.08.2021, 18:11 Uhr
Am 6. Und 9. August 1945 warfen die USA über den japanischen Großstädten Hiroshima und Nagasaki zwei Atombomben ab. Wie weitreichend die Folgen von Nuklearwaffeneinsätzen sind, wurde lange unterschätzt. Und so baute man noch in den 60er Jahren - während des Kalten Krieges - in Deutschland mit großem Arbeitsaufwand und hohen Kosten Atombunker, die nur kurzzeitig vor dem radioaktiven Niederschlag geschützt hätten.
Zum Jahrestag des Mauerbaus
Anlässlich des 60. Jahrestages des Mauerbaus am 13. August 1961 blättert der Förderverein Nürnberger Felsengänge in Sonderführungen durch den mitten in der Innenstadt gelegenen Krebsgassenbunker zurück in diese Zeit.
Nach der Teilung Deutschlands verließen zwischen 1949 und 1961, wie Vereinsvorsitzender Ralf Arnold ausführt, von den rund 16,7 Millionen Bürgerinnen und Bürgern rund 2,7 Millionen meist junge und hochqualifizierte Arbeitskräfte und Akademikerinnen und Akademiker die damalige DDR in Richtung Westen. Das führte dazu, dass sich die wirtschaftliche Lage des Landes zusehends verschlechterte; selbst Grundnahrungsmittel wurden knapp; die DDR drohte aus Sicht ihrer Machthaber auszubluten.
Geheimdienste ahnungslos
Aus einem Protokoll geht hervor, dass der an der Spitze des Zentralkomitees der SED stehende Walter Ulbricht den sowjetischen Regierungschef Nikita Chruschtschow dazu nötigte, mit der Errichtung einer Mauer einverstanden zu sein.
Der Bau war so gut vorbereitet, dass selbst die Geheimdienste keinen Wind davon bekamen. Im Rahmen der "Aktion Rose" legten am 13. August 1961 nachts um 1 Uhr – es war ein Sonntag - rund 11.000 Mann mit ohrenbetäubendem Lärm los. Die Situation war hoch explosiv, denn sowohl die Ost- wie auch die Westberliner waren gleichermaßen aufgebracht.
4.000 Verhaftungen
Im Osten gab es an diesem Tag, wie aus den Akten zu entnehmen ist, 4.000 Verhaftungen. Und die Westberliner Polizei hatte alle Hände voll zu tun, um eine Eskalation zu verhindern, die in der ohnehin angespannten politischen Lage zu kriegerischen Auseinandersetzungen hätte führen können.
Garage geplant
Wie atomar hochgerüstet die UdSSR damals war, zeigt im Treppenhaus des Krebsgassenbunkers die Aufnahme einer Parade am Roten Platz, bei der sie ihr Atomwaffenarsenal präsentierte. Angesichts der nuklearen Bedrohung wurden überall in Westdeutschland Atombunker gebaut. Die Bauzeit des Krebsbunkers zog sich von 1964 bis 1977 hin. Zunächst hatte ein privater Bauherr eine Garage geplant, die sich schnell in einen A-B-C-Bunker hätte verwandeln lassen. Weitergebaut hat dann die Bundesregierung.
Wie man damals glaubte, sich vor einem atomaren Schlag schützen zu können, wird am Originalschauplatz Krebsbunker veranschaulicht: 14 Tage lang mit 1.885 anderen Menschen auf 2.000 Quadratmetern nur abwechselnd sitzen und liegen; Wasser, Luft und Nahrung müssen mit aufwändiger Technik wie Notstromgenerator und riesigen Luftfilteranlagen in den Bunker eingeführt werden.
Führungen vom 13. bis 15. August jeweils von 10 bis 20 Uhr alle halbe Stunde statt, Dauer 60 Minuten. Karten online erhältlich unter Förderverein Nürnberger Felsengänge e.V. - Home (felsengaenge-nuernberg.de) oder bei der Tourist-Info Hauptmarkt 18.
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