Eingesperrt im Ufo: Experiment in Nürnberger Escape Room

6.8.2019, 06:21 Uhr
In Planks Agentur ist alles selbstgemacht - die Spielräume, die Rätsel und selbst das Innendesign. Für ein psychologisches Experiment ließen sich Probanden eine Stunde lang von ihm in ein "UFO" sperren.

© Marina Hochholzner In Planks Agentur ist alles selbstgemacht - die Spielräume, die Rätsel und selbst das Innendesign. Für ein psychologisches Experiment ließen sich Probanden eine Stunde lang von ihm in ein "UFO" sperren.

Herr Plank, jetzt ist es an sich nichts Ungewöhnliches, sich als Student einen Nebenverdienst zu suchen. Kellnern, am Verkaufstresen oder als Möbelpacker – da ist das Feld wirklich breit gefächert. Aber seine eigene Escape-Room-Agentur zu betreiben, ist nun doch mal was anderes. Wie kam's dazu?

Gregor Plank: Nachdem ich meinen alten Job in der Pharmaindustrie hingeschmissen habe, weil er mich nicht glücklich gemacht hat, habe ich ein Psychologie-Studium in Erlangen begonnen. Dort wurde ein Spielleiter gesucht. Ich, als Spielkind, das ich eben bin, habe mich beworben, ohne zu wissen, was dahinter steckt. Es stellte sich heraus, dass ich bei einer Escape-Room-Agentur in Nürnberg die Teams durch die Aufgaben leiten sollte. Damals wusste ich noch gar nicht, was das eigentlich ist, ein Escape Room. Mittlerweile ist das viel geläufiger. Mich hat's auf jeden Fall gleich total begeistert.

Aber von einem 450-Euro-Job als Spielleiter zu einem selbstständigen Besitzer und Konstrukteur zweier eigener Spielräume ist es nun doch ein weiter Weg.

Plank: Mir fiel schon recht früh auf, dass die Agentur, bei der ich angestellt war, das Potential ihrer Räume gar nicht ausschöpfte. Da war viel mehr möglich, viel kniffligere Rätsel oder ausgeklügeltere Mechanismen. Und da ich ein kreativer Mensch bin, der handwerklich auch nicht allzu ungeschickt ist, reifte 2017 in meinem Kopf bereits der Plan für eine eigene Agentur heran. Mit Räumen, die ich komplett selbst gebaut habe und die keinem bestehendem Franchise entstammen.

 

Und dann stellt man sich da einfach hin, schnappt sich Hammer und Säge und zimmert drauflos?

Plank: So schnell geht’s natürlich nicht! (lacht) Ich hab die Sache mit meiner Familie und damaligen Freundin besprochen, die mich alle total unterstützt haben - finanziell und auch mit viel Input und Tatkraft. Dann muss man auch noch eine Immobilie finden, und nebenbei läuft natürlich immer noch das Studium. Ich hatte eine Menge schlafloser Nächte, in denen die Gedanken um Rätsel und die technische Umsetzungen gekreist sind.

Viele der Rätsel und Geheimmechanismen hat Plank selbst konstruiert und gebaut - so auch dieses Kommandopult für seinen Raum "Space Escape".

Viele der Rätsel und Geheimmechanismen hat Plank selbst konstruiert und gebaut - so auch dieses Kommandopult für seinen Raum "Space Escape". © Gregor Plank

Letztlich hat es aber geklappt und Sie haben 2018 das Escape Empire eröffnet. Jetzt leiten Sie Ihre eigene Agentur und können zwei komplett selbst entworfene Räume präsentieren. Einen von ihnen, den "Space Escape", haben Sie auch direkt mit Ihrem Studium verknüpft. Wie lief das ab?

Plank: Im Rahmen eines Projektseminars habe ich zusammen mit drei Kommilitonen ein Experiment darin durchgeführt. Wir haben dabei das Stresslevel unserer Probanden, also der Spieler, gemessen. Das Ziel war es, herauszufinden, ob und wie stark sich so eine aufregende Situation, wie man sie in einem Escape Room erlebt, auf die Cortisol-Werte von Menschen auswirkt und welchen Einfluss die soziale Situation hat, in der sich die Spieler dabei befinden. Cortisol ist ein Stresshormon, das sich recht einfach messen lässt und Stress nachweisen kann.

Wie genau lief dieses Experiment dann ab?

Plank: Wir suchten Freiwillige, die sich jeweils in Viererteams von uns in den Raum Space Escape stecken ließen. Sie sollten dann teamweise die Rätsel lösen, teils mit ihnen bereits bekannten Personen, teils mit völlig Fremden. Vom Alter her waren sie bunt durchgewürfelt. Wir haben vorher betont, dass ihre Leistung bewertet wird. So waren sie also gleich doppelt unter Druck: Einerseits, weil sie ihr Können vor den Kameras zeigen mussten, andererseits, weil sie in einer Gruppe agierten und ihre Leistung bewertet wurde. Wir achteten dabei auf ihr Verhalten: Wie lässt man sich von einem unbekannten, teils vielleicht auch gruseligen Raum unter Druck setzen? Wie groß ist der durch Zeitdruck bedingte Stressfaktor? Trifft man schwieriger Entscheidungen, wenn man weiß, sie betreffen auch andere und werden bewertet?

Und was für Erkenntnisse haben Sie dabei gewonnen?

Plank: Dass man natürlich erst einmal beachten muss, dass die Situation nicht natürlich war und viele vielleicht schon alleine durch das Experiment selbst aufgeregt waren. An einem unbekannten Ort und in einem Rätselraum ihr Können unter Beweis zu stellen, kann schon mal stressen. Aber so allgemein ist uns aufgefallen, dass das Stresslevel höher ist, wenn man zusammen mit fremden Leuten in der Gruppe agiert. Insgesamt war das positive Gefühl nach dem Spiel deutlich höher als davor. Wahrscheinlich, weil die Probanden Spaß hatten und nachher stolz sind, wenn sie den Raum geschafft haben und das Teamwork gut lief.

Was nehmen Sie aus diesem Experiment für sich selbst mit?

Plank: Ich persönlich fand es natürlich toll, dass die Leute meinen Raum sehr unterhaltsam fanden. Meine Spielräume sind quasi mein Baby, da steckt viel Herzblut drin, da freut man sich, wenn sie ankommen.

Sie sind aktuell dabei, Ihren dritten Raum zu bauen. Eröffnet wird er voraussichtlich 2020. Können Sie schon etwas darüber verraten?

Plank: Die Spieler werden der Artus-Sage auf den Grund gehen und sich dabei auf die Suche nach dem heiligen Gral begeben. Mehr sag ich aber noch nicht!

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