Emotional: Wünschewagen fährt Todkranken ins Morlock-Stadion

29.4.2019, 18:10 Uhr
Emotional: Wünschewagen fährt Todkranken ins Morlock-Stadion

Für einen der 50.000 Stadionbesucher ging beim Spiel des 1. FC Nürnberg gegen den FC Bayern München ein letzter Wunsch in Erfüllung: Der todkranke Felix S. wollte seine geliebten Bayern noch einmal live im Stadion erleben. Möglich machte das der Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes.

Das Zimmer des Felix S. ist voll mit Fanartikeln: Tasse, Wecker, Schal, Banner, Teelicht, Zahnputzbecher – alles mit dem rot-blau-weißen Vereinslogo des FC Bayern München. Auch sein Namensschild an der Tür ist mit dem Wappen des Rekordmeisters geschmückt.

Felix S., 54 Jahre alt, ist unheilbar krank. Er kann nicht mehr laufen, kaum noch sprechen, sein Gehirn ist geschädigt. Seit gut einem Jahr lebt der Oberfranke im Herbert-Staudt-Wohnheim der Lebenshilfe in Stegaurach bei Bamberg. "In den letzten Monaten ging es bergab mit ihm", sagt Krankenpflegerin Doris Bär über Felix S..

Günstige Gelegenheit

Seit der 54-Jährige ins Heim zog, kümmert sie sich um ihn. Bär hat schon viele Heimbewohner bis in den Tod begleitet. "Wir sind hier wie eine Familie", sagt die Fachkraft für Palliativpflege. An diesem Wochenende erfüllte sie ihrem Schützling einen letzten großen Wunsch: Felix S. durfte das Gastspiel seines geliebten FC Bayern im Max-Morlock-Stadion erleben. "Das Spiel in Nürnberg war eine günstige Gelegenheit", sagt Doris Bär. "Der Weg zur Allianz-Arena in München wäre vielleicht zu weit für Felix gewesen."

Möglich wurde der Stadionbesuch durch den Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB). Die Aktion wurde 2014 ins Leben gerufen und hat schon 1300 Menschen letzte Wünsche erfüllt: noch einmal mit einem geliebten Menschen ans Meer fahren, ein letztes Mal die Lieblingsband live erleben – oder eben ein Spiel des Lieblingsvereins im Stadion sehen. Finanziert wird der Wünschewagen durch Spenden, die ASB-Mitarbeiter organisieren das Projekt ehrenamtlich.

Deutschlandweit gibt es rund 20 Wünschewagen, seit kurzem auch einen für Franken und die Oberpfalz. Der Stadionbesuch des Felix S. war erst der zweite Einsatz des Wagens, der in Herzogenaurach stationiert ist. Die erste Tour des Transporters brachte ein herzkrankes Baby erstmals zu seinen Eltern nach Hause. Die ersten neun Monate seines Lebens hatte das Kind auf der Intensivstation verbringen müssen. Als der Wünschewagen am Sonntag gegen 14.15 Uhr in Stegaurach eintrifft, ist Felix S. startklar: Mit FC Bayern-Decke und FC Bayern-Kissen wartet er in seinem Rollstuhl auf die Abfahrt.

Mit ihm fahren drei ASB-Mitarbeiter und eine Pflegerin, die ihn schon lange kennt. Erst zweieinhalb Wochen vor dem Spiel hatte sich Krankenpflegerin Doris Bär an den ASB gewandt, dann ging alles ganz schnell. "Wir haben in einem Erstgespräch geprüft, ob das durchführbar ist", erzählt Lukas Hänsch, Wünschewagen-Ansprechpartner für den Raum Bamberg-Forchheim. Eine Kollegin fragte beim 1. FC Nürnberg an, Felix S. bekam eine Karte für den Rollstuhlbereich des Stadions.

Vor jeder Wünschewagen-Fahrt muss ein Arzt bescheinigen, dass die todkranke Person transportfähig ist. Bei jeder Fahrt müssen zwei medizinische Fachkräfte dabei sein, die notfalls auch Medikamente verabreichen dürfen.

Gegen 15 Uhr macht sich der Wünschewagen auf den Weg Richtung Nürnberg. Felix S. hört eine CD mit FC Bayern-Fangesängen und freut sich sehr auf das Spiel.

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