Mangelnder Hochwasserschutz?

Fehlende Maßnahmen gegen Starkregen? Stadt Nürnberg plant Wohngebiet - Bund Naturschutz kritisiert

Erika Balzer

Volontärin

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19.8.2024, 05:00 Uhr
Das Knoblauchsland, hier zwischen Neunhof und Kraftshof, ist eines der wichtigsten Kaltluftentstehungsgebiete Nürnbergs (Archivfoto). Auch deshalb hat der Bund Naturschutz Kritik an dem geplanten Neubaugebiet in Wetzendorf.

© Max Söllner Das Knoblauchsland, hier zwischen Neunhof und Kraftshof, ist eines der wichtigsten Kaltluftentstehungsgebiete Nürnbergs (Archivfoto). Auch deshalb hat der Bund Naturschutz Kritik an dem geplanten Neubaugebiet in Wetzendorf.

Noch ist die Fläche im Norden Nürnbergs unbebaut und wird vor allem landwirtschaftlich genutzt: Bald soll in der Parlerstraße in Wetzendorf aber ein neues Stadtquartier entstehen. Neben einer Kindertagesstätte, Wohnungen, Nahversorgungs- und Dienstleistungseinrichtungen, ist auch eine große Grünanlage, der "Wetzendorfer Park", geplant - mit einer besonders wichtigen Funktion.

Zwei Bauabschnitte

Zum Verständnis: das Vorhaben umfasst zwei Bauabschnitte, getrennt werden sie vom Wetzendorfer Landgraben. Der erste, größere Abschnitt (Plan Wetzendorf-Parlerstraße) ist zwischen dem alten Ortskern Wetzendorf und dem Gebiet westlich der Erlanger Straße geplant. Der zweite Abschnitt verläuft südlich der Schleswiger Straße. Seitdem das Vorhaben bekannt ist, kritisiert der Bund Naturschutz (BN) dieses aus Gründen des Tier- und Naturschutzes.

Im März 2023 wurde der Bebauungsplan Wetzendorf-Parlerstraße schließlich veröffentlicht. Daraufhin hat es einige Stellungnahmen aus der Öffentlichkeit gegeben. Der Plan wurde deshalb nochmal überarbeitet - und am 11. Juli 2024 im Bauausschuss der Stadt erneut vorgelegt. Die Kritik des BN aber bleibt.

"Schwammstadt" und "blau-grüne Infrastruktur"

Die Stadt verspricht ein "innovatives Entwässerungskonzept". Grundlagen dafür seien das Konzept "Schwammstadt" und die "blau-grüne Infrastruktur". Entwässerungsmulden, Retentionsflächen und Baumrigolen sollen laut Stadt Nürnberg dafür sorgen, dass zu viel Wasser abfließen, gespeichert und auch wiederverwendet werden kann. Retentionsflächen sind Bereiche in der Nähe von Gewässern, die im Hochwasserfall überflutet werden können und dadurch das Wasser für einige Zeit zurückhalten können.

Teile des geplanten "Wetzendorfer Parks" sollen auch als "Flutpolder", in die große Wassermengen versickern können, funktionieren.

Dem Bund Naturschutz (BN) reicht das aber nicht: In einer Pressemitteilung kritisiert er auch den nochmal überarbeiteten Bebauungsplan Wetzendorf-Parlerstraße. Schon jetzt gäbe es laut BN im Wohngebiet Thon/Wetzendorf Überschwemmungen bei Starkregen. Grund dafür sei unter anderem, dass ein Stück des Wetzendorfer Landgrabens beim Bau damals ohne Entwässerungskonzept verlegt wurde. Stattdessen wurden an diesem Stück neue Wohnungen gebaut - an den tiefsten Punkt des Landgrabens, an dem sich das Wasser sammelt und für Überschwemmungen in den Häusern sorgt, heißt es in einer Pressemitteilung der Bund Naturschutz Ortsgruppe Knoblauchsland.

Wird die Hochwassergefahr verschärft?

Der BN hat die Sorge, dass die geplanten Maßnahmen zur Entwässerung nicht ausreichend sind, zumal nochmal mehr Grünfläche durch den Neubau versiegelt wird. Er kritisiert, dass es weiterhin unklar ist, wie stark der Wetzendorfer Landgraben bei extremen Regenfällen anschwillt und ob er für weitere Überschwemmungen bachabwärts sorgen könnte. Auch bleibe laut dem Verein die Frage offen, ob die große Grünfläche wirklich als "Flutpolder" funktionieren wird.

Investoren und Eigentümer müssen sich selbst absichern

Dr. Klaus Köppel, Leiter des Umweltamts der Stadt Nürnberg, ist überzeugt, dass überschüssiges Wasser in Zukunft durch Notabläufe in den geplanten Park abgeleitet werden kann. So sollen Schäden durch Starkregen vermieden werden. Köppel weist aber auch darauf hin, dass Wohnobjekte individuell geschützt werden müssen: "Das ist Aufgabe der jeweiligen Investorinnen und Investoren und Eigentümerinnen und Eigentümern sowie den von ihnen beauftragten Fachfirmen." Betroffene von Überschwemmungen sollen laut BN nun eine kostenlose Beratung erhalten, um ihre Gebäude besser absichern zu können.

In einer Pressemitteilung der BN-Ortsgruppe Knoblauchsland heißt es nach einem Treffen zum Bebauungsplan Wetzendorf-Parlerstraße: "Zusammenfassend ist festzuhalten, dass hier ein höchstpreisiges Wohnprojekt auf Kosten von qualitativ hochwertigen landwirtschaftlichen Flächen, eines Kaltluftentstehungsgebietes, eines Gewässers, zahlreichen Bäumen und Hecken und streng geschützten Tieren und Pflanzen entstehen soll, das auch möglicherweise negative Auswirkungen bei Starkregenereignissen in Wetzendorf, Schniegling und Fürth haben wird."

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