Frauen müssen angstfrei feiern können

23.4.2019, 20:52 Uhr
Frauen müssen angstfrei feiern können

© Foto: Sebastian Widmann, dpa

"Auch in Nürnberg gibt es leider immer wieder Situationen in Bars und Discos, bei denen Mädchen und Frauen Schutz brauchen – diskret und schnell", so Claudia Arabackyj, die stellvertretende Fraktionschefin im Rathaus. Sie unterstütze deshalb die Kampagne "Ist Luisa hier?", mit der Frauen in der Partyszene vor sexueller Belästigung und unangenehmen Situationen geschützt werden sollen. Sie sollen Hilfe finden, wenn ein "Geh weg, es reicht", nicht hilft.

Ein reges Nachtleben gehört zu einer lebendigen Großstadt. Es wird gefeiert, getanzt, es wird Alkohol getrunken. Da werden schnell mal Grenzen überschritten. Die Leidtragen sind in erster Linie die Frauen. Die Frage "Ist Luisa hier?" hat die Funktion eines Codes. Fühlt sich eine Frau in einer Kneipe oder Disco belästigt, kann sie sich mit diesen knappen Worten an das Personal wenden – das dann sofort weiß, was Sache ist und reagieren kann. Etwa, indem es ein Taxi organisiert.

Schulungen für das Personal

Frauen müssen angstfrei feiern können

© Foto: Lisa Kräher

In Nürnberg beteiligt sich eine ganze Reihe von Einrichtungen an der Kampagne. Von Anfang an ist zum Beispiel der "Club Stereo" dabei. David Lohdi, einer der Betreiber, findet das Angebot sinnvoll. "Allerdings wurde es bisher noch nicht gebraucht. Wir sind ein kleiner Indie-Club und kennen unsere Gäste. Wir wollen durch unsere Teilnahme ein Signal aussenden, dass uns das Thema wichtig ist." Betroffen seien eher die großen Diskotheken, wo auch mal 1000 Leute zusammenkommen. Das Team vom "Club Stereo" habe aber auch schon mal einen Mann vor die Tür gesetzt.

Die Idee, nach "Luisa" zu fragen, stammt vom Frauennotruf Münster, der das Projekt 2016 ins Leben gerufen hat. Die Frauenberatung Nürnberg hat auf ihrer Internetseite verzeichnet, wer sich aus der Partyszene an der Kampagne beteiligt. Mit dabei sind unter anderem die "Große Freiheit" in Gostenhof, die Diskothek "Rakete" an der Vogelweiherstraße, das "Terminal 90" am Flughafen oder die "Saigon Bar" in der Altstadt.

"Ist Luisa hier?" könne ein Baustein sein, sagt Kerstin Lindsiepe, Geschäftsführerin der Frauenberatung Nürnberg. "Wir haben lange darüber diskutiert. Ist es der richtige Weg, eine Frau ins Taxi zu setzen und heimzuschicken und der Mann darf weiterfeiern?"

Frauen müssen angstfrei feiern können

© Foto: Stefan Hippel

Die Frauenberatung bietet für das Personal von Diskotheken, Clubs und Kneipen spezielle Schulungen an. Der Z-Bau ist mit dabei oder der Muz-Club, der Liveclub der Musikzentrale. Es geht um den richtigen Umgang mit schwierigen Situationen. Frauen sollen mit ihrem Problem nicht allein gelassen werden. "Das Thema Belästigung ist immer auch mit Scham besetzt", sagt Kerstin Lindsiepe. "Es ist die Frage, was die Frau möchte. Lieber mit einer Freundin sprechen oder mit Fremden? Sie kann auch die Polizei rufen. Aber das möchte nicht jede." Hilfe gibt es in der Beratungsstelle, die sich um Frauen und Mädchen kümmert, die von Gewalt betroffen sind. "Wir können dann auch in Ruhe besprechen, welche weiteren Schritte möglich sind." Die Mitarbeiterinnen beraten kostenlos, begleiten auf Wunsch zur Polizei oder zum Gericht. Sie helfen dabei, Anwältinnen, Therapeutinnen oder Ärztinnen zu finden. Im Vordergrund steht, was die Frau möchte. "Sicheres Feiern ist ein großes Thema", sagt Kerstin Lindsiepe.

Claudia Arabackyj findet, es könnten sich in Nürnberg noch mehr Discos und Bar an "Ist Luisa hier?" beteiligen. "Da ist noch Luft nach oben." Klar sei: "Das Gefühl von Sicherheit im Nachtleben ist für Frauen besonders wichtig. Deshalb unterstützen wir die unterschiedlichsten Maßnahmen, um diese zu gewährleisten." In "Ist Luisa hier?" sehe die SPD einen Baustein, der dazu gehöre. Wichtig sei aber für den Erfolg der Kampagne, weitere Clubs, Discos und Bars in Nürnberg für diese Kampagne zu gewinnen "Das könnte die Aufgabe eines Nachtmanagers sein", findet Claudia Arabackyj. Ihre Partei setzt sich seit längerer Zeit dafür ein, in Nürnberg den Posten eines "Nachtbürgermeisters" einzurichten. Vorbild könnte Mannheim sein. Die Stadt hat als erste in Deutschland einen Nachtbürgermeister ernannt – es ist Hendrik Meier aus Nürnberg.

Hilfe und Infos gibt es bei der Frauenberatung Nürnberg. Kontakt: www.frauenberatung-nuernberg.de oder 0911 / 28 44 00.

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