Freude für alle - Fall 6: Flucht vor Schimmel und Baumängeln

20.11.2020, 06:00 Uhr
Ob im Schlafzimmer oder wie hier in der Küche auf dem in anderem Zusammenhang entstandenen Bild: Schimmel ist immer eine besondere Belastung und potenzielle Gesundheitsgefahr.

© AndreyPopov via www.imago-images.de, NN Ob im Schlafzimmer oder wie hier in der Küche auf dem in anderem Zusammenhang entstandenen Bild: Schimmel ist immer eine besondere Belastung und potenzielle Gesundheitsgefahr.

Vor genau einem Jahr war Ramonah P. mit ihrer Nancy (Namen geändert) in eine Wohnung in Nürnberg-Steinbühl gezogen, die zum Bestand einer großen Wohnungsbaugesellschaft gehört. Sie hatte mit Unterstützung ihrer Familienhelferin vom Verein Schlupfwinkel lange gesucht, um eine Bleibe zu finden, deren Miete vom Jobcenter akzeptiert wird. Und die den besonderen Anforderungen eines Lebens mit einem mehrfach behinderten Kind gerecht wird - beispielsweise kam eine Lage im dritten oder vierten Stock nicht in Frage, zumindest ohne Aufzug. Denn Nancy womöglich mehrmals treppauf, treppab zu schleppen, hätte Ramonah P. nicht geschafft.


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Doch die Freude währte nicht lange. Schon zwei Wochen nach ihrem Einzug bemerkte die 27-Jährige die ersten dunklen Flecken an ihrer Schlafzimmerwand: Schimmel. Sie fotografierte den sich rasch ausbreitenden Schaden und meldete ihn der Wohnungsbaugesellschaft. Die schickte Mitarbeiter und Sachverständige, E-Mails gingen hin und her, Telefonate wurden geführt. Das Unternehmen schob den schwarzen Peter - auch auf Nachfrage der Redaktion - der Mieterin zu, die nicht richtig geheizt und gelüftet und daher die zu hohe Luftfeuchtigkeit selbst verschuldet habe und obendrein "nicht kooperativ" gewesen sei.

Das Pech blieb treu

Freilich: Zu beweisen, wem die Probleme anzulasten sind, ist oft schwer. Die zuständige Bezirkssozialpädagogin vom Jugendamt stellt sich dagegen auf die Seite der Klientin: Selbst ein mögliches Fehlverhalten hätte nicht so schnell zu Schimmel führen können, macht sie geltend und verweist auf ein Gutachten zugunsten von Ramonah P. Bei der lagen die Nerven jedoch alsbald noch einem zweiten Grund blank: Auch Mäuse hatten sich in die Wohnung geschlichen und übelriechende Hinterlassenschaften verteilt.


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Ein doppeltes Problem: Denn die Giftfallen, die gegen die Mäuse aufgestellt wurden, waren für Nancy ebenso problematisch wie die Ausscheidungen der Tiere. Nach monatelangem Clinch packte die Mutter ihre Tochter und ihre sieben Sachen und wechselte in eine bereits möblierte Wohnung. Das Pech blieb ihr treu: Bei der Besichtigung waren ihr Baumängel verheimlicht worden, die dann doch spürbar wurden. Zudem setzten ihr Nachbarn zu, die sie mit Fotos und Videos verfolgten und schon mal grundlos die Polizei holten. Das rechtliche Nachspiel dazu ist noch im Gang.

Also zog die 27-Jährige zum dritten Mal innerhalb eines Jahres um. Weil sich das Jobcenter (zur Ehrenrettung sei erwähnt: nicht das Nürnberger) querstellte, musste die junge Familie neben der Miete auch die Kaution selbst aufbringen. Dabei ist sie keineswegs ganz auf Soziallleistungen angewiesen: Da die Kleine eine Tagesstätte besucht, kann die Mutter wenigstens stundenweise einem Nebenjob nachgehen - was sie in den aufreibenden Monaten, die hinter ihr liegen, aber nicht immer geschafft hat.

Die Aktion „Freude für alle“ will ihr jetzt beim Neustart unter die Arme greifen. Durch die Schimmelsporen und den Mäusebefall hat sie ihr komplettes Mobiliar und einen Großteil der Kleidung eingebüßt. "Es ist an der Zeit, die familiäre Situation wieder zu stabilisieren und Ruhe einkehren zu lassen", begründet die Sozialpädagogin ihre Bitte um Unterstützung an die Weihnachtsaktion.

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