„Hauptsache, es spritzt und knallt“

9.5.2011, 14:49 Uhr
„Hauptsache, es spritzt und knallt“

© Roland Fengler

Schriftsteller Ewald Arenz etwa kommt im eleganten grauen Zweiteiler und Fliege aus der Umkleide, Musiker Fatim Boutros hat sich in einen knallgelben Anzug geschmissen, während es Kraftdreikämpfer Thomas Ziegler beim eng anliegenden schwarzen Einteiler belässt.

Und Schlagzeuger Yogo Pausch sieht in grauer Jogginghose und rotem Schlabbershirt aus, als hätte er sich an diesem Morgen gar nicht erst die Mühe gemacht, seinen Schlafanzug abzulegen. Ja, es ist eben alles ein wenig anders beim Nürnberger Promispringen, das im Rahmen des Südstadtbadfestes am  Sonntag Premiere feierte.

Spätestens der Blick auf die Bewertungskriterien der Jury räumt jegliche Zweifel am Outfit der Promis aus dem Weg: Auf den „Badehosen-Style“ kommt es neben der Ästhetik während der Flugphase sowie der Wasserverdrängung nämlich genauso an. Ach ja, bei hohem Fremdschämfaktor gibt es natürlich Punktabzug.

Das Splashdiving, wie das Arschbomben-Springen in der Szene genannt wird, hat sich in den vergangenen Jahren zur echten Trendsportart entwickelt. Die waghalsigen Sprünge haben eigene Namen, sie heißen Katze, Stuhl, Kartoffel, Anker oder Brett und werden aus immer luftigeren Höhen präsentiert. Der amtierende Weltmeister Christian Guth zum Beispiel schafft es, selbst aus 40 Metern noch recht ansehnlich und vor allem unversehrt im Becken zu landen.

Für die elf Starter des Nürnberger Promispringens hingegen bedeutete – von einigen wenigen Ausnahmen mal abgesehen – bis vor kurzem schon der Hüpfer vom Dreimeter-Brett eine echte Überwindung. „Wasser ist eigentlich nicht so mein Element“, gesteht Thomas Ziegler vom TSV Katzwang. Ziegler ist unter anderem mehrfacher deutscher Meister und EM-Bronzemedaillengewinner im Kraftdreikampf. Aber für den guten Zweck – die Aktion bringt immerhin knapp 6000 Euro Spendengelder ein, die in Schwimmkurse für Kinder aus sozial schwachen Familien fließen sollen – wird auch der muskelbepackteste Gewichtheber mal eben zur Wassernixe.

Für den fränkischen Komiker Bembers ist das Ziel des Promiwettkampfes klar. „Hauptsache, es spritzt und knallt“, hat sich der korpulente Bartträger vorgenommen, der sich mit seinen fränkisch derben Internetfilmchen binnen weniger Wochen eine riesige Fangemeinde geschaffen hat.

Bembers (fränkisch für Pampers) gilt für viele schon vor Wettkampfbeginn als heißer Titelaspirant. Was seine Spezialität ist, hatte er bereits im Abschlusstraining eindrucksvoll bewiesen: Aus sieben Metern mit dem Rücken voran ins Wasser zu knallen. Dass die Rückseite der fränkischen Kunstfigur noch viele Stunden später ziemlich schmerzte, sieht Bembers gelassen. „Was soll’s, des recht doch bloß die Durchbludung an.“

Für Schlagzeuger Yogo Pausch – 1,70 Meter groß, allerdings lediglich 47 Kilogramm schwer, wie er verrät – besteht keinerlei Zweifel, dass er gegen ein solches Schwergewicht zumindest aus rein sprungtechnischer Sicht kaum eine Chance hat: „Was will der Goldfisch gegen den Wal schon ausrichten?“, fragt er schulterzuckend.

Nein, Pausch hat eine andere Taktik, um bei der Jury zu punkten. Er setzt auf die Inszenierung vor dem Absprung. Mit zwei Quietscheentchen bewaffnet erklimmt der schmächtige Musiker also den Fünf-Meter-Turm, geht in die Hocke, stülpt sich sein Schlabbershirt über die Knie und watschelt zur Absprungkante – um sich anschließend wie eine Kugel in die Tiefe zu stürzen. Es platscht nur kurz, dann hat sich die Wasseroberfläche schon wieder beruhigt.

Mit ähnlichen Showeinlagen versuchen auch andere, zusätzliche Jurypunkte zu ergattern: Kickboxer Philipp Bitzenbauer vom ATV Frankonia, zweifacher deutscher Meister sowie Gewinner des Deutschlandcup, kickt sich quasi dem Absprung entgegen. Und Schriftsteller Ewald Arenz legt einen gekonnten Schuhplattler hin, bevor er sich in voller Montur ins Becken stürzt.

Am Ende hilft das alles nichts, um Bembers vom Thron zu stoßen. Er siegt beim ersten Promi-Arschbombenspringen – und hat nebenbei der Splashdiving-Szene einen völlig neuen Sprung beschert. Seine unnachahmlichen Rückenklatscher machen im Südstadtbad längst die Runde. Hier spricht jeder nur noch vom sogenannten Bembers-Kreuz.

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