Hetze im Netz hinterlässt Spuren

13.6.2018, 11:53 Uhr
Hetze und Hass im Internet, auch „hate speech“ genannt, können Menschen negativ beeinträchtigen. Bei der Diskussion wurde deutlich: Es braucht mehr Menschen, die Hass-Kommentatoren Grenzen aufzeigen.

© Oliver Berg/dpa Hetze und Hass im Internet, auch „hate speech“ genannt, können Menschen negativ beeinträchtigen. Bei der Diskussion wurde deutlich: Es braucht mehr Menschen, die Hass-Kommentatoren Grenzen aufzeigen.

Das gesamtgesellschaftliche Klima im realen und digitalen Raum ist rauer geworden. Wie Kunst gegen Hass und verzerrte Informationen im Netz wirken kann, war Thema einer Podiumsdiskussion im Z-Bau.

Hatespeech und künstliche Intelligenz: Netzpolitik hat verwirrend viele Facetten. Mit dem digitalen Fortschritt verändert sich die Gesellschaft in vielen Bereichen. Online verlieren Hetzer alle Hemmungen und äußern sich menschenverachtend und diskriminierend, ohne ernsthafte Konsequenzen fürchten zu müssen. Durch die sozialen Medien können sich ihre "hate speech", ihre hasserfüllten Meinungen schnell verbreiten.

Einer, der solche Kommentare "ausbaden" muss, ist der Journalist Roland Hindl. Er hat als Social Media Manager beim BR24 die Aufgabe, mit den Kommentarschreibern zu kommunizieren. Wie er damit umgeht, erläuterte er bei der Podiumsdiskussion im Z-Bau zum Thema "Wie dem Hass begegnen? Künstlerische und kreative Ideen zur politischen Partizipation im Netz". Die Veranstaltung fand im Rahmen der bundesweiten Aktionstage "Netzpolitik & Demokratie" statt.

Für viele seien Hasskommentare ein Ventil, glaubt Hindl. Auch wüssten sie zum Teil nicht um die Bedeutung ihrer Worte. Mittlerweile sei das Hassgift aber schon in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Doch das sei kein Grund zu verzweifeln. Er werde zwar keine Reichsbürger überzeugen können, sage Hindl, aber versuchen, die Menschen zu erreichen, die durch verzerrte Informationen im Netz verwirrt seien.

Falschmeldungen seien inzwischen alltäglich und manche davon so gut gemacht, dass sie nur schwer identifizierbar seien. "Wir versuchen, die Tricks zu entlarven, indem wir beispielsweise einseitige Berichte mit Fakten ergänzen." Um in der Informationsflut nicht die Orientierung zu verlieren, brauche es Medienkompetenz. Die aber fehle derzeit noch.

Die Lauten sind nach Hindls Worten in der Minderheit und doch vergällen sie mit ihrem Hass die Diskussion. "Lediglich 14 Prozent aller Bürgerinnen und Bürger kommentieren", weiß Ella Schindler, Die Journalistin und Aktivistin der Kampagne des Europarates "No hate speech movement" plädiert für Zivilcourage im Alltag wie im Netz. Schindlers Meinung nach werden die negativen Kommentare überbewertet. "80 Prozent der andern Menschen sollten positive Kommentare liken", sagt sie. Und negative sollten sachlich kommentiert werden - möglichst mit Humor.

Wie verletzend Hasskommentare sein können, schilderte die Performance-Künstlerin Carmen Westermeier. Der Musiker "Berlin Bird" selbst begegnet, wie er sagt, Hass mit Freundlichkeit. Aus seiner Sicht sollten sich die Künstler in die Debatte einmischen und im Netz konstruktiv kommunizieren – "die Musiker mutig, bunt und laut".

Laut Prof. Benjamin Jörissen von der FAU die Suche nach den Ursachen für die verbalen Auswüchse im Internet schwierig. "Hass hat immer auch etwas mit Ängsten zu tun, und es bedarf viel Kleinarbeit, um etwas zu ändern". Der Pädagoge forderte dazu auf, Druck auf die Politik zu machen, den Algorithmus demokratisch zu regeln. Die Daten seien öffentliches Gut und dürften nicht dem Profitverlangen von Internetzgiganten überlassen werden.

4 Kommentare