Jobcenter Nürnberg: "Wir haben genügend Reserven"

26.3.2020, 14:42 Uhr
Auch im Jobcenter wurde zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Home Office geschickt.

© Jens Büttner/dpa Auch im Jobcenter wurde zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Home Office geschickt.

Weniger Langzeitarbeitslose, mehr Vermittlungen auch von Klienten mit Handicaps – viele Jobcenter hatten in den vergangenen Jahren erfreuliche Trends zu vermelden. Jetzt aber droht kurzfristig eine dramatische Kehrtwende: Wenn die Wirtschaft lahmt oder gar abgewürgt wird, werden allein in Nürnberg Abertausende von Beschäftigten sowie auch Selbständigen und Kleinunternehmern plötzlich auf Hilfe zum Lebensunterhalt angewiesen sein.

Das Jobcenter sieht sich trotzdem einigermaßen gewappnet – und ist längst dabei, sich auf einen kräftigen Ansturm von Antragstellern vorzubereiten. Über den Umfang könne man derzeit aber nur spekulieren, meint Jobcenter-Sprecher Matthias Kleindienst. Bei vielen werde es, so die Erwartung, nicht um die maximalen Leistungen gehen, sondern um eine Aufstockung, etwa wenn das Kurzarbeitergeld für den Lebensunterhalt nicht ausreicht.

Um die vermutlich sogar steil ansteigenden Fallzahlen zu bewältigen, werden die entsprechenden Aufnahmeteams deutlich verstärkt, auch wenn zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Home Office geschickt wurden. "Wir können ja intern umschichten, zum Beispiel weil in der Arbeitsvermittlung aktuell viel weniger zu tun ist", erläutert Kleindienst weiter.

Um Betroffenen möglichst rasch Hilfe zukommen zu lassen, will der Gesetzgeber voraussichtlich am heutigen Freitag grünes Licht für wesentliche Erleichterungen gegeben:

  • Für alle, die schon "Hartz IV" beziehen, sogenannten Bestandskunden, erfolgt die Verlängerung automatisch, in der Regel für ein weiteres halbes Jahr.
  • Bei allen, die "Hartz IV" neu beantragen, wird die Vermögensprüfung vorübergehend ausgesetzt.
  • Ebenso zurückgestellt wird die bürokratische Überprüfung, ob die Höhe der Miete als angemessen anerkannt, also übernommen wird.

Alle eingehenden Anträge sollen, so das Versprechen, rasch bearbeitet, Fragen unkompliziert per Telefon, Mail oder Post beantwortet werden. Ein Notdienstplan soll gewährleisten, dass das auch klappt, wenn die Infektionswelle das Jobcenter erfassen sollte.

Vorsprachen nur in Notfällen

"Die Bearbeitung und Auszahlung von Leistungen und damit die Existenzsicherung haben absoluten Vorrang", unterstreicht Sabine Schultheiß, die Geschäftsführerin des Jobcenters Nürnberg-Stadt. "Unsere Kolleginnen und Kollegen sind sich ihrer Verantwortung für die soziale Sicherung in Nürnberg bewusst, unser Job ist es, dazu beizutragen, den sozialen Frieden zu sichern." Dabei stelle sich das Jobcenter durchaus auf längerfristige Perspektive ein.

Allerdings sind, um Kundinnen und Kunden wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen, persönliche Kontakte in keiner der fünf Haupt- und Außenstellen mehr vorgesehen. Alle vereinbarten Termine und Vorladungen entfallen, ohne sonst drohende Sanktionen.

Nur in außergewöhnlichen und akuten Notfällen sind noch direkte Vorsprachen möglich - etwa bei absoluter Mittellosigkeit, zum Beispiel nach einem Wohnungsbrand, nach einer Einweisung in eine Obdachlosenpension oder ein Frauenhaus oder nach der Entlassung aus einer Fachklinik.

Erreichbarkeiten

Zur Antragstellung ist unter www.jobcenter-nürnberg.de und in den Dienststellen (z.B. im Windfang) ein verkürzte Neuantrag zu finden. Es genügt, ihn ausgefüllt mit einer Kopie des Personalausweises per Post einzureichen. Fragen sollen unkompliziert per Post, Telefon oder Mail geklärt werden.

Dazu hat das Jobcenter zusätzliche Telefon-Kapazitäten eingerichtet:

Über die bekannte Service- Hotline 0911 / 4007 -100 hinaus stehen folgende Nummern zu Verfügung, gerade für Fragen zu Geldleistungen:

Bereich Süd, Platenstr. 46: 0911/4007-400

Bereich West, Nicolaistraße 14, Tel. 0911/3268-400

DLZ U25, Sandstraße 22/24, Tel. 0911-21661-900.

Bereich Richard-Wagner-Platz (auch für alle Neukundinnen und –kunden): Tel. 0911/529-1600.

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