Katzwang: Kirche läutet harten Sparkurs ein
2.3.2012, 06:59 UhrGottesdienste finden künftig in der Aussegnungshalle statt, die historische Wehrkirche bleibt im Winter geschlossen, Kirchenraum und Gemeindehaus „Am Weißensee“ werden abgerissen. Auch der Kindergarten steht auf dem Prüfstand.
„Aus finanzieller Sicht wären wir froh, wenn wir das historische Pfarrzentrum rund um die Wehrkirche nicht am Bein hätten“, sagt Pfarrer Christian Stuhlfauth, der seit Mai letzten Jahres Seelsorger in Katzwang ist. Aber so könne man die Sache natürlich nicht betrachten.
Die kleine Kirche aus dem Jahr 1287 mit dem besonders wertvollen, über 500 Jahre alten Marienaltar von Hans Traut und dem lebensgroßen Kruzifix von Veit Wirsberger kann man natürlich nicht einfach ablegen, wie einen alten Mantel. Pfarrer Stuhlfauth: „Die Katzwanger hängen dran und deshalb muss alles getan werden, diese überragende Bausubstanz zu erhalten.“
Die Hauptlast der Kosten tragen natürlich die Denkmalbehörden und die Landeskirche, doch die Gemeinde selbst bleibt nicht außen vor, wenn es ans Bezahlen geht. So beispielsweise, wenn das unter Denkmalschutz stehende Kantorat saniert wird. Von den Gesamtkosten in Höhe von 440000 Euro muss die Gemeinde rund die Hälfte selbst aufbringen. „Das alte Pfarrhaus ist mittlerweile eine unbewohnbare Ruine“, sagt Pfarrer Stuhlfauth.
Zukunft unklar
Die geschätzten Sanierungskosten liegen bei 900000 Euro, die sich Landeskirche und Denkmalschutz wohl teilen. Wann hier etwas passiert, ist unklar. Sicher ist nur, dass sich die Katzwanger Gemeinde daran nicht beteiligen kann.
Die alte Pfarrscheune auf dem Gelände innerhalb der alten Wehrmauer soll künftig für Kultur und Kunstaustellungen genutzt werden. Dafür muss sie aber erst noch entrümpelt werden.
Für viele ist die neue Aussegnungshalle am kircheneigenen Friedhof das größte Ärgernis. An ihr werde schon viel zu lange gebaut, heißt es und die Kosten seien mittlerweile mit 800000 Euro fast doppelt so teuer wie geplant. „Eröffnung wird an Ostern sein. Ich sage aber nicht in welchem Jahr“, sagt Pfarrer Stuhlfauth mit einer unüberhörbaren Portion Sarkasmus. Das Bauwerk sehe nur von außen fertig aus. Die Gründe für die Verzögerungen und Kostensteigerungen sind laut Stuhlfauth vielfältig. Zuletzt waren es Statikprobleme, die zu Bauunterbrechungen führten.
Die gravierendsten Einschnitte sind „Am Weißensee“ am Reichelsdorfer Keller vorgesehen. Dort soll nur das Wohnhaus von Pfarrerin Elisabeth Gottfriedsen-Puchta erhalten bleiben. Der Kirchenraum und das kleine Gemeindehaus aus den 70ern werden abgerissen. Das rund 1000 Quadratmeter große Grundstück wird verkauft – Interessenten haben sich bereits gemeldet.
Gottesdienste wird es „Am Weißensee“ also nicht mehr geben. Die Gruppen, die sich dort getroffen haben, bekommen eine neue Heimat im Kantorat. Und die Band, die ihren Probenraum verliert, wird in den Karner umgesiedelt.
Kita bleibt vorerst
Den eingruppigen Kindergarten „Regenbogen“ in der Kollostraße will man vorerst bestehen lassen. Notwendige Investitionen zur Sicherung des Betriebs sollen getätigt werden. Die Zukunft ist offen, abhängig vom Bedarf, der Bausubstanz und der Gemeindeentwicklung.
Das jetzt einstimmig im Kirchenvorstand beschlossene Sparkonzept soll zum 1. Advent greifen. Wichtig dabei: Die Gemeinde-Mitarbeiter müssen sich keine Sorgen machen. Entlassungen oder andere personelle Konsequenzen haben diese Neuerungen laut Pfarrer Stuhlfauth nicht zur Folge.
Den ehrenamtlichen Mitarbeitern wurde das künftige Konzept schon vorgestellt. Am 13. März wird es bei einer Gemeindeversammlung noch einmal ausführlich erläutert. Die Veränderungen will der Pfarrer als Neuanfang und Zukunftsinvestition verstanden wissen. Stuhlfauth: „Zum Abspecken gibt es keine Alternative, wenn die Gemeinde überleben will.“
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