Kleiner Trick für klare Sicht
4.6.2019, 18:00 Uhr"Die Hornhauttransplantation hat sich in den letzten zehn bis 15 Jahren revolutioniert. Jetzt werden nicht mehr in jedem Fall alle fünf Schichten der Hornhaut ausgetauscht, sondern zum Beispiel nur selektiv die geschädigten innersten Schichten", erläutert Privatdozent Dr. Jan Vetter, der die Eingriffe vornimmt.
Das bringt den Patienten Vorteile: Sie genesen schneller und sie sehen nach der OP deutlich besser, weil die mittlere Schicht der Hornhaut, die für das Sehen besonders wichtig ist, geschont wird.
Das neuartige Verfahren DMEK (in der Fachsprache Descement Membrane Endothelial Keratoplasy) setzt sich immer mehr durch: Inzwischen genügt in 50 bis 70 Prozent der Fälle ein Austausch der innersten oder der beiden inneren Hornhautschichten. "Die Architektur der Hornhaut bleibt dadurch erhalten. Früher musste man das komplette neue Hornhautscheibchen einnähen. Danach hat der Patient durch die unvermeidliche, nahtbedingte Hornhautverkrümmung nur mit Kontaktlinsen wieder vernünftig sehen können. Mit einer Brille war das nicht mehr zu korrigieren", ergänzt Dr. Wolfram Wehner, Augenarzt und Erster Vorstand der Maximilians-Augenklinik. Mit dem neuen Verfahren werde "ein um Welten besseres optisches Ergebnis" als bisher erreicht, so Wehner, der mit Dr. Michael Rudolph zum DMEK-Team gehört.
Für wen kommt die DMEK infrage? Die innerste Schicht der Hornhaut besteht aus sogenannten Endothelzellen. Sie besitzen kleine Pumpen, die ständig Flüssigkeit aus der Hornhaut ins Augeninnere pumpen. Nur wenn diese Pumpen funktionieren, bleibt die mittlere Hornhautschicht klar. Bei verschiedenen Erkrankungen — zum Beispiel der erblichen Fuchs’schen Hornhautdystrophie — oder auch nach Operationen des Grauen oder Grünen Stars kann
die Funktion dieser Pumpen beeinträchtigt sein. Die Betroffenen sehen durch die Eintrübung der mittleren Schicht schlechter, sind geblendet oder haben auch Schmerzen. Diese Patienten profitieren von der schonenden Hornhauttransplantation.
Der Operateur löst dabei aus der gespendeten Hornhaut die benötigte Schicht wie eine Art Zwiebelhäutchen ab. Danach kommt das hauchdünne Präparat in eine Flüssigkeit, wo es sich wie ein Pfannkuchen von selbst zusammenrollt. Anschließend wird diese dünne Rolle über eine kleine Öffnung in die Vorderkammer des Auges eingebracht, wieder ausgerollt und — nachdem der Operateur beim Patientenauge das Häutchen mit den alten, schlechten kleinen Pumpen abgelöst hat — mit Hilfe einer Luftblase an die Hornhautinnenseite angedrückt.
Der Eingriff dauert etwa 30 Minuten und kann unter Vollnarkose oder lokaler Betäubung durchgeführt werden. Danach bleibt der Patient noch etwa drei Tage in der Klinik.
Die Hornhautspenden, die über eine zentrale Vermittlungsstelle in Hannover verteilt werden, kommen von rund 25 Hornhautbänken, die meist an Universitäten angesiedelt sind. "Eine Hornhautspende ist keine Organ-, sondern eine Gewebespende", meint Jan Vetter. Pro Jahr werden in Deutschland etwa 5000 solcher Eingriffe durchgeführt. Die Wartezeiten auf eine Hornhautspende sind überschaubar. Meist lässt sich eine Operation innerhalb von vier Wochen realisieren.
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