Kosten, Umwelt, Bedeutung: Darum ist der Norisring so einmalig!

29.6.2019, 05:59 Uhr
Viel. Das sagen Klemens Gsell und das Gutachten für Großsportveranstaltungen, das die Stadt vergangenes Jahr präsentiert hat. "Das belegt, dass für eine erhebliche Zahl von Touristen konkrete Anlässe – wie Sport – der erste Kontakt mit eine Stadt sind", sagt Sportbürgermeister Gsell. "Und die animieren zu weiteren Besuchen." Auch die öffentliche Berichterstattung über das Autorennen mit bis zu 100 000 Besuchern spielt laut Gsell eine erhebliche Rolle. Bilder werden in 140 Ländern übertragen.
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Welche Bedeutung hat das Rennen?

Viel. Das sagen Klemens Gsell und das Gutachten für Großsportveranstaltungen, das die Stadt vergangenes Jahr präsentiert hat. "Das belegt, dass für eine erhebliche Zahl von Touristen konkrete Anlässe – wie Sport – der erste Kontakt mit eine Stadt sind", sagt Sportbürgermeister Gsell. "Und die animieren zu weiteren Besuchen." Auch die öffentliche Berichterstattung über das Autorennen mit bis zu 100 000 Besuchern spielt laut Gsell eine erhebliche Rolle. Bilder werden in 140 Ländern übertragen. © Stefan Hippel

Direkt nur einen symbolischen Betrag, verrät Klemens Gsell. 4500 Euro Miete überweist der Veranstalter, der Motorsport-Club Nürnberg, für das Gelände. Das muss der MCN nach der Veranstaltung auf eigene Kosten wieder herrichten, "was Zehntausende Euro kostet", sagt Gsell. Und auch die Gastronomie und die Hotels in Nürnberg profitieren, sagt der Bürgermeister, "die sind alle voll".
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Und wie viel verdient die Stadt?

Direkt nur einen symbolischen Betrag, verrät Klemens Gsell. 4500 Euro Miete überweist der Veranstalter, der Motorsport-Club Nürnberg, für das Gelände. Das muss der MCN nach der Veranstaltung auf eigene Kosten wieder herrichten, "was Zehntausende Euro kostet", sagt Gsell. Und auch die Gastronomie und die Hotels in Nürnberg profitieren, sagt der Bürgermeister, "die sind alle voll". © Stefan Hippel

Abgesehen vom umfangreichen Rahmenprogramm: weil es sich nicht um eine permanente Rennstrecke handelt. 800 Menschen sind an Aufbau, Durchführung und Abbau beteiligt, das verursacht entsprechende Kosten. 10 000 Arbeitsstunden stecken alleine deswegen in der Veranstaltung, hat das Magazin Motorsport Total einmal ausgerechnet, sieben Kilometer Leitplanken werden benötigt, dazu kommen Fangzäune, Betongleitwände, Absperrzäune, 870 Kilometer Stromkabel und 250 Kilometer Wasserleitungen. Um die Sicherheitsauflagen, die sich ständig ändern, zu erfüllen, hat der MCN sogar einen Kredit aufgenommen.
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Warum ist der Norisring so einmalig?

Abgesehen vom umfangreichen Rahmenprogramm: weil es sich nicht um eine permanente Rennstrecke handelt. 800 Menschen sind an Aufbau, Durchführung und Abbau beteiligt, das verursacht entsprechende Kosten. 10 000 Arbeitsstunden stecken alleine deswegen in der Veranstaltung, hat das Magazin Motorsport Total einmal ausgerechnet, sieben Kilometer Leitplanken werden benötigt, dazu kommen Fangzäune, Betongleitwände, Absperrzäune, 870 Kilometer Stromkabel und 250 Kilometer Wasserleitungen. Um die Sicherheitsauflagen, die sich ständig ändern, zu erfüllen, hat der MCN sogar einen Kredit aufgenommen. © Sportfoto Zink / JüRa

Natürlich nicht. Rund 60 Leute helfen aus rein ideellen Gründen mit, "früher", sagt Wolfgang Schlosser, "waren es weit über 100". Immer häufiger hört der Erste Vorstand des MCN die Frage: "Was kriege ich denn die Stunde?" Viele Aufgaben müssen sie zwangsläufig an Profis vergeben, vom Rennwochenende profitieren deshalb auch Security-Firmen, Stromanbieter, Handwerker und Betreiber von mobilen Sanitäranlagen.
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Darum kümmern sich nur Ehrenamtliche?

Natürlich nicht. Rund 60 Leute helfen aus rein ideellen Gründen mit, "früher", sagt Wolfgang Schlosser, "waren es weit über 100". Immer häufiger hört der Erste Vorstand des MCN die Frage: "Was kriege ich denn die Stunde?" Viele Aufgaben müssen sie zwangsläufig an Profis vergeben, vom Rennwochenende profitieren deshalb auch Security-Firmen, Stromanbieter, Handwerker und Betreiber von mobilen Sanitäranlagen. © Marina Wildner

Wie hoch der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß über das Norisring-Wochenende ist, kann Philipp Schwarm nicht zu 100 Prozent sagen, aber ungefähr. "Er liegt etwa zwischen 850 und 1250 Gramm CO2/Kilometer", weiß der Dritte Vorstand des MCN. Damit erzeugt ein Rennwagen das Sechs- bis Zehnfache eines herkömmlichen Fahrzeugs. "Nimmt man die DTM und unser Rennprogramm zusammen, kommt man auf etwa zehn Tonnen CO2." Zum Vergleich: Ein Kurzstreckenflug mit einer Boeing 747 über 500 Kilometer emittiert elf Tonnen Kohlenstoffdioxid. Mehr als die Rennfahrzeuge am ganzen Norisring-Wochenende.
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Was pusten die Autos in die Luft?

Wie hoch der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß über das Norisring-Wochenende ist, kann Philipp Schwarm nicht zu 100 Prozent sagen, aber ungefähr. "Er liegt etwa zwischen 850 und 1250 Gramm CO2/Kilometer", weiß der Dritte Vorstand des MCN. Damit erzeugt ein Rennwagen das Sechs- bis Zehnfache eines herkömmlichen Fahrzeugs. "Nimmt man die DTM und unser Rennprogramm zusammen, kommt man auf etwa zehn Tonnen CO2." Zum Vergleich: Ein Kurzstreckenflug mit einer Boeing 747 über 500 Kilometer emittiert elf Tonnen Kohlenstoffdioxid. Mehr als die Rennfahrzeuge am ganzen Norisring-Wochenende. © Sportfoto Zink / JüRa

Philipp Schwarm weiß aber dank einer Untersuchung von 2011 auch: Die Rennautos sind nur für zehn Prozent des CO-Ausstoßes der Veranstaltung verantwortlich. "Weitere 100 Tonnen emittieren die Besucher, die den Norisring mit ihren Autos besuchen." Das aber lässt sich für den MCN nur schwer ändern. Immerhin sagt Schwarm: "Seit Jahren können unsere Besucher auch mit dem VGN-Netz mit einer Eintrittskarte kostenlos herkommen." Da der Vertrag des VGN mit dem 1. FC Nürnberg aktuell ausgelaufen ist, "sind wir der letzte Veranstalter in der Region, der diesen Ansatz verfolgt".
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Wie viel CO2 fällt insgesamt an?

Philipp Schwarm weiß aber dank einer Untersuchung von 2011 auch: Die Rennautos sind nur für zehn Prozent des CO-Ausstoßes der Veranstaltung verantwortlich. "Weitere 100 Tonnen emittieren die Besucher, die den Norisring mit ihren Autos besuchen." Das aber lässt sich für den MCN nur schwer ändern. Immerhin sagt Schwarm: "Seit Jahren können unsere Besucher auch mit dem VGN-Netz mit einer Eintrittskarte kostenlos herkommen." Da der Vertrag des VGN mit dem 1. FC Nürnberg aktuell ausgelaufen ist, "sind wir der letzte Veranstalter in der Region, der diesen Ansatz verfolgt". © Stefan Hippel

Der MCN bittet Umweltsünder zur Kasse. Das ist in den Umweltschutzrichtlinien des Vereins festgehalten, die jedes Jahr erneuert werden. "Der Norisring war auch die erste Rennstrecke innerhalb Deutschlands, die schon vor Jahrzehnten ein eigenes Abfallkonzept entwickelt hat." Inklusive strikter Mülltrennung. Wer gegen die Regeln verstößt, was laut Schwarm aber selten vorkommt, der muss zahlen. Fahrzeuge zu waschen ist auf dem Gelände zum Beispiel verboten – die Strafe beträgt 2000 Euro. Wer an den Rennautos arbeitet, muss eh stets für Boden- und Grundwasserschutz sorgen. Teuer wird es auch, wenn es laut wird. Von 22 bis 7 Uhr muss ein Immissionsrichtwert von 45 Dezibel eingehalten werden. Werden Überschreitungen festgestellt, kostet das gar 10 000 Euro. Auch wenn Motoren aufheulen.
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Was tut der Verein für Umweltschutz?

Der MCN bittet Umweltsünder zur Kasse. Das ist in den Umweltschutzrichtlinien des Vereins festgehalten, die jedes Jahr erneuert werden. "Der Norisring war auch die erste Rennstrecke innerhalb Deutschlands, die schon vor Jahrzehnten ein eigenes Abfallkonzept entwickelt hat." Inklusive strikter Mülltrennung. Wer gegen die Regeln verstößt, was laut Schwarm aber selten vorkommt, der muss zahlen. Fahrzeuge zu waschen ist auf dem Gelände zum Beispiel verboten – die Strafe beträgt 2000 Euro. Wer an den Rennautos arbeitet, muss eh stets für Boden- und Grundwasserschutz sorgen. Teuer wird es auch, wenn es laut wird. Von 22 bis 7 Uhr muss ein Immissionsrichtwert von 45 Dezibel eingehalten werden. Werden Überschreitungen festgestellt, kostet das gar 10 000 Euro. Auch wenn Motoren aufheulen. © Sportfoto Zink / JüRa

Nein, sagt Daniel Schuster von Audi. Es gibt niemanden, der extra dafür beauftragt ist, bei den Herstellern auf die Ökobilanz an so einem Wochenende zu schauen. "Aber natürlich versuchen wir, so effizient wie möglich zu planen und unsere Autos voll zu machen", sagt Schuster – das senkt die Kosten und schont die Umweltbilanz.
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Rechnen die Teams Ihre Ökobilanz aus?

Nein, sagt Daniel Schuster von Audi. Es gibt niemanden, der extra dafür beauftragt ist, bei den Herstellern auf die Ökobilanz an so einem Wochenende zu schauen. "Aber natürlich versuchen wir, so effizient wie möglich zu planen und unsere Autos voll zu machen", sagt Schuster – das senkt die Kosten und schont die Umweltbilanz. © Sportfoto Zink / JüRa

Vielleicht. Aber vorerst nicht am Norisring. 2018 hatte sich Nürnberg als Austragungsort um die "grüne" Rennserie beworben, doch die Formel E lehnte dankend ab. Noch setzt der Dachverband FIA auf Metropolen wie Paris, Berlin oder Hongkong und nicht auf Metropolregionen. Sollte sich das irgendwann ändern, hätte man beim MCN nichts dagegen. "Wir sind offen dafür", betont Wolfgang Schlosser, auch wenn er nicht verhehlen möchte, dass für ihn und seine Vorstandskollegen Motorsport "auch vom Geruch und vom Sound lebt". In erster Linie, sagt Schlosser, liege die Betonung aber auf Sport. Warum also nicht auch eine umweltschonendere Variante?
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Ist die Formel E die Zukunft?

Vielleicht. Aber vorerst nicht am Norisring. 2018 hatte sich Nürnberg als Austragungsort um die "grüne" Rennserie beworben, doch die Formel E lehnte dankend ab. Noch setzt der Dachverband FIA auf Metropolen wie Paris, Berlin oder Hongkong und nicht auf Metropolregionen. Sollte sich das irgendwann ändern, hätte man beim MCN nichts dagegen. "Wir sind offen dafür", betont Wolfgang Schlosser, auch wenn er nicht verhehlen möchte, dass für ihn und seine Vorstandskollegen Motorsport "auch vom Geruch und vom Sound lebt". In erster Linie, sagt Schlosser, liege die Betonung aber auf Sport. Warum also nicht auch eine umweltschonendere Variante? © Stefan Hippel

Nein. Zumindest nicht automatisch. Sorgen bereitet dem MCN die Diskussion aber schon, denn wären mehr als 20 Prozent der Tribüne in einem Jahr gesperrt, "wäre das eine Katastrophe", sagt Schlosser. Platz für Ersatztribünen gibt es auf dem Areal nicht, auch eine Absage des Rennens käme aus finanziellen Gründen eigentlich nicht infrage, denn: "Wir haben ja auch im laufenden Jahr hohe Kosten." Zum Beispiel für die vielen Lagerflächen.
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Steht das Rennen vor dem Aus, wenn die Steintribüne saniert wird?

Nein. Zumindest nicht automatisch. Sorgen bereitet dem MCN die Diskussion aber schon, denn wären mehr als 20 Prozent der Tribüne in einem Jahr gesperrt, "wäre das eine Katastrophe", sagt Schlosser. Platz für Ersatztribünen gibt es auf dem Areal nicht, auch eine Absage des Rennens käme aus finanziellen Gründen eigentlich nicht infrage, denn: "Wir haben ja auch im laufenden Jahr hohe Kosten." Zum Beispiel für die vielen Lagerflächen. © Stefan Hippel

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