Nach Absagen: Das müssen Impfwillige in Nürnberg wissen

16.3.2021, 20:15 Uhr
Astrazeneca darf nicht mehr verimpft werden - viele Impfwillige warten nun auf einen neuen Termin. 

© Christophe Ena, dpa Astrazeneca darf nicht mehr verimpft werden - viele Impfwillige warten nun auf einen neuen Termin. 

84 Jahre ist der Leser unserer Zeitung aus dem Nürnberger Norden. Er und seine Frau, die auch über 80 ist, hätten am Dienstag einen Impftermin gehabt. Doch dieser wurde kurzfristig telefonisch abgesagt. Als er nach einem Ersatztermin fragte, hieß es nur: „Sie kriegen Bescheid.“ Der Nürnberger sagt: „Ich bin sehr enttäuscht und frustriert.“ Viele derartiger Nachrichten haben die Lokalredaktion erreicht – nur in einem Fall hat sich ein froher Leser gemeldet, dem schnell ein Ersatztermin angeboten wurde.

Oberbürgermeister Marcus König (CSU) sagt dazu: „Wir von der Stadtverwaltung tun alles dafür, dass diejenigen, die es wünschen, so bald wie möglich eine Impfung erhalten. Wichtig ist, dass jetzt rasch Klarheit herrschen muss, wie es mit den Impfungen von Astrazeneca weitergehen soll.“

Im Nürnberger Impfzentrum sind 20 100 Dosen Astrazeneca angeliefert worden. Davon wurden 8412 Dosen im Impfzentrum und 2045 Dosen von den mobilen Teams jeweils als Erstimpfung verabreicht. Eine Zweitimpfung ist bislang in Nürnberg noch nicht erfolgt. Wie viele Impfstoffdosen in dieser Woche noch nach Nürnberg angeliefert werden und aus welchen Impfstoffen sich die Lieferungen zusammensetzen, ist derzeit unklar. Die Regierung von Mittelfranken verteilt die Impfdosen mit dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Anbei beantwortet die Stadt Fragen zur neuesten Entwicklung.

Warum wurde das Impfen mit Astrazeneca ausgesetzt?

In mehreren Fällen wurde in Deutschland in zeitlichem Zusammenhang mit einer Impfung mit Astrazeneca eine spezielle Form von schwerwiegenden Hirnvenen-Thrombosen in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutungen festgestellt. Deswegen hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) empfohlen, die Impfung mit Astrazeneca vorsorglich auszusetzen, um die Fälle weiter zu untersuchen. Das Bundesministerium für Gesundheit ist dieser Empfehlung gefolgt. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA wird entscheiden, ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffs auswirken.


Hirn-Thrombosen nach Astrazeneca: Es ist hauptsächlich eine Gruppe gefährdet


Wie schwerwiegend sind die entdeckten Nebenwirkungen?

Es liegen Hinweise für einen Zusammenhang zwischen der Corona-Impfung mit Astrazeneca und einigen wenigen Fällen von Hirnvenen-Thrombosen vor. Diese Erkrankung ist so schwerwiegend (bis hin zu Todesfällen), dass es nicht zu vertreten ist, ohne Prüfung weiter zu impfen.

Wie viele Fälle in Deutschland und Europa sind bekannt?

Seit Beginn der Impfung mit Astrazeneca sind sieben solcher Fälle in Deutschland registriert worden – davon drei Todesfälle.

Wer ist betroffen?

Das ist noch Gegenstand der Untersuchungen. Auffällig ist aber, dass auch jüngere Menschen betroffen sind – besonders Frauen.

Am Freitag, 12. März 2021, wurde die Impfung mit Astrazeneca noch nicht ausgesetzt. Was hat sich seither geändert?

Seit Freitag wurden drei neue Fälle von Hirnvenen-Thrombosen gemeldet, zwei davon am Montag. Insgesamt gibt es jetzt sieben Fälle im Zusammenhang mit Astrazeneca-Impfungen, drei davon sind tödlich verlaufen. Trotz der hohen Zahl an Impfungen mit Astrazeneca (insgesamt 1,6 Millionen) ist das überdurchschnittlich viel. Deshalb hat das PEI nach fachlicher Beratung entschieden, eine vorläufige Aussetzung der Impfungen zu empfehlen. Dem ist die Bundesregierung gefolgt.

Ich habe mich im Bayerischen Impfportal online zur Impfung registriert. Wie erfahre ich, welchen Impfstoff ich bekomme und ob mein Impftermin möglicherweise ausgesetzt wird, weil für mich Astrazeneca vorgesehen ist?

Wenn der Impfstoff Astrazeneca vorgesehen war, wird dieser Termin für Sie durch das Impfzentrum in den nächsten Tagen storniert. Über diese Stornierung werden Sie per SMS und Mail informiert. Der SMS und der Mail ist jeweils ein Link beigefügt, über welchen Sie sich in Ihrem BayIMCO-Profil anmelden können. Ihre Freischaltung zur Terminbuchung verfällt nicht durch die Stornierung des Astra Zeneca-Termins. Sie können nun selbstständig, falls Termine verfügbar sind, einen neuen Termin für einen anderen Impfstoff buchen. Nicht jedem kann sofort ein neuer Termin angeboten werden. Wir empfehlen Ihnen, in nächster Zeit in Ihrem Profil zu prüfen, ob in Ihrem Impfzentrum wieder Termine verfügbar sind. Sollten Sie noch nicht über die Terminabsage informiert worden sein, können Sie sich unter https://impfzentren.bayern/citizen anmelden und Ihre Termine selbstständig stornieren.

Ich habe mich bei dem Servicetelefon des Impfzentrums angemeldet. Wie geht es für mich weiter?

Sie werden von den Mitarbeitenden des Servicetelefons persönlich angerufen und über die Terminstornierung informiert. Sobald ein neuer Termin verfügbar ist, werden Sie die Mitarbeitenden des Servicetelefons erneut kontaktieren.

Kann ich auch im Gesundheitsamt der Stadt Nürnberg oder bei anderen städtischen Dienststellen erfahren, wie es mit meinen persönlichen Impfterminen weitergeht?

Nein, aus Gründen des Datenschutzes können die Mitarbeiter der Stadt dort keine Auskunft darüber geben. Der Freistaat Bayern hat für seine Bürgerinnen und Bürger das Impfportal entwickelt, damit alle Impfinteressierten schnell und datensicher zu einem Termin kommen. Das Servicetelefon des Impfzentrums verhilft denjenigen Impfinteressierten zu einem Termin, die über keinen PC verfügen.

Kann ich durch das Einsenden von Nachweisen über meine Vorerkrankungen an diese Dienststellen schneller einen Termin bekommen?

Nein, aus Datenschutzgründen ist dies nicht möglich.

Worauf müssen diejenigen achten, die mit Astrazeneca geimpft worden sind?

Wer vier bis 14 Tage nach einer Impfung mit Astrazeneca anhaltende Kopfschmerzen entwickelt oder punktförmige Hautblutungen bei sich entdeckt, sollte sich dringend in ärztliche Behandlung begeben.

Wann treten die Nebenwirkungen auf?

Man muss unterscheiden zwischen Impfreaktionen und Nebenwirkungen. Impfreaktionen treten direkt im Anschluss an eine Impfung auf und dauern zumeist nur einen Tag. Sie sind Zeichen einer Immunreaktion des Körpers und deshalb unbedenklich. Wer mit drei Tagen Abstand zur Impfung allerdings Nebenwirkungen feststellt, sollte ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Können diejenigen, die nur eine Erstimpfung erhalten haben, jetzt mit einem anderen Impfstoff geimpft werden?

Das ist noch nicht klar. Allerdings ist man bereits mit einer Erstimpfung gut geschützt gegen einen schweren Verlauf einer Infektion. Eine Gefahr geht nicht davon aus, wenn man die zweite Impfung auslässt. Sollte der Impfstoff aber zugelassen bleiben, sollte man die zweite Impfung auf jeden Fall machen. Sie verstärkt den Schutz um ein Vielfaches.

Wann wird entschieden, ob der AstraZeneca-Impfstoff weiter zugelassen bleibt?

Das ist noch nicht klar. Die EMA wird dazu alle Berichte der europäischen Arzneimittelbehörden auswerten.

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