Sebaldusvesper

Nürnberg feiert seinen wundertätigen Stadtpatron

Isabel Lauer

Lokalredaktion Nürnberg

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16.08.2021, 10:47 Uhr
Die Umhüllung des Sebaldusgrabs aus der Peter-Vischer-Gießerei ist ein hochkarätiges Kunstwerk der Frühen Neuzeit.

© Stefan Hippel Die Umhüllung des Sebaldusgrabs aus der Peter-Vischer-Gießerei ist ein hochkarätiges Kunstwerk der Frühen Neuzeit.

Die jährliche ökumenische Sebaldusvesper am Donnerstag, 19. August, um 17 Uhr gestalten der evangelische Stadtdekan Jürgen Körnlein, der stellvertretende katholische Stadtdekan Rudolf Batzdorf und die Sebalder Pfarrerin Annette Lichtenfeld.

"Sebaldus bekommt zu seinem Tag bis heute Besuch von vielen Menschen, egal ob sie einer Kirche angehören und welcher", sagt Petra Seegets, Touristen- und Gästepfarrerin an St. Sebald. "Im Mittelalter brachten sie ihm Blumen dar und feierten ihn für seine Wunderheilungen. Heute steht Sebald als Stadtpatron immer noch für Werte: für die ,Corporate Identity‘ Nürnbergs, für einen Menschen, von dem man erzählt und das Gefühl hat, er beschützt die Stadt. Im katholischen Heiligenverständnis wirkt ein Heiliger ja auch über seinen Tod hinaus."

Eine Legende vom wundertätigen Sebald ist seit dem Ende des 11. Jahrhunderts belegt, seit dem 14. Jahrhundert auch schriftlich. Sie geht auf eine historische Figur zurück, die womöglich im 11. Jahrhundert als Einsiedler in den Wäldern um Nürnberg gelebt haben soll. Gemäß Heiligenlegenden verwandelte dieser Mann Eiszapfen in Feuerholz, heilte Blinde, rettete einen Ketzer aus einer Erdspalte oder vermehrte Wein in einem Fass. St. Sebald, die älteste Pfarrkirche Nürnbergs, ist ihm geweiht. 1425 sprach der Papst Sebaldus heilig. Seine Attribute sind der Pilgerstab und seine Kirche, die er in der Hand hält.

Seit 1519 steht im Ostchor der Sebalduskirche das Prunkgrabmal für ihren Namenspatron. Das Hochgrab aus Messing, das den bereits 1397 aufgestellten silbernen Schrein mit Sebalds vermuteten Überresten umfasst, ist ein hochkarätiges Kunstdenkmal. Sebaldus war seinerzeit die Nürnberger Stadtmarke schlechthin. Wer Nürnberg besuchte, musste diesen Schutzheiligen besuchen. Nothelfer, Wunderheiler, Glaubensvorbild – die Legende von diesem potenten Beschützer hatte sich im Spätmittelalter im süddeutschen Raum verbreitet.

Aus diesem Ruhm machten die Nürnberger Patrizier ein multilaterales Geschäft. Sie beauftragten den Erzgießer Peter Vischer 1488 mit der Herstellung eines aufwändigen Metallgestells für den Schrein ihres Stadtheiligen. Denn: Mehr Glanz bedeutete auch mehr Pilger, die Geld in die Stadt brachten und deren Namen priesen. Ein Zweck war aber auch die Sicherheit. Die Chroniken berichten von mehreren Einbrüchen, bei denen Diebe die Reliquien stehlen wollten.

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