Podcast "Abgründe"

Nürnberg: Neonazi richtete Blutbad in der Altstadt an

Alexander Brock

Lokales

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11.3.2022, 07:48 Uhr
Rechtsterrorist Helmut Oxner tötete am 24. Juni 1982 drei Menschen in der Nürnberger Altstadt. Das Bild entstand kurz nach dem Blutbad, als die Polizei den Tatort abriegelte.

© Peter Vrbata Rechtsterrorist Helmut Oxner tötete am 24. Juni 1982 drei Menschen in der Nürnberger Altstadt. Das Bild entstand kurz nach dem Blutbad, als die Polizei den Tatort abriegelte.

Es geschah vor 40 Jahren. Es ist der 24. Juni 1982. Gegen 21.45 Uhr stellt Helmut Oxner seinen Wagen in der Kartäusergasse ab. Heute trägt die Gasse einen anderen Namen: Straße der Menschenrechte. Der 26-jährige Dachdecker macht sich auf den Weg. In seiner Umhängetasche hat er drei Schusswaffen, 200 Patronen und Flugblätter einer Neonazi-Organisation mit Hauptsitz in den USA.

Es ist eine laue Sommernacht, Nachtschwärmer strömen durch die Innenstadt. Um 23.25 Uhr steht der 26-Jährige schließlich am Eingang der Disco „Twenty Five“ in der Luitpoldstraße. Als der Türsteher sagt: „Was ist nun, zahlen oder gehen Sie?“, zieht der Rechtsterrorist einen großkalibrigen Revolver der Marke Smith & Wesson mit der Munition Magnum 357 aus seiner Tasche und feuert auf den 23-jährigen Amerikaner William S., der neben dem Kassierer steht.

Revolver hatte Ladehemmung

Der junge US-Zivilist ist auf der Stelle tot. Der Kassierer rettet sich geistesgegenwärtig auf den Boden. Oxner stürmt dann in die Disco, in der sich vorwiegend Afroamerikaner aufhalten, und feuert zunächst Schüsse auf die Tanzfläche ab. Dann richtet er die Waffe auf den 27-jährigen US-Soldaten Rufus S. sowie eine 27-jährige Koreanerin und feuert. Der Soldat stirbt an den Folgen der Schussverletzung, die Koreanerin überlebt schwer verletzt.

Wie die Polizei berichtete, stürzt sich dann der Kellner Ali K. auf den Schützen. Der drückt ab, ein Schuss löst sich nicht. Ladehemmung. Im Handgemenge zieht Oxner eine Walther PPK aus seiner Tasche und schießt. Der mutige Türke überlebt schwer verletzt. Der Terrorist stürmt dann auf die Straße. „Ich schieße nur auf Türken“, brüllt er. Dabei hat er in jeder Hand eine Pistole. Dann schießt er auf zwei weitere Männer: der Ägypter Mohamed E. erliegt seinen Verletzungen, der Libyer Sultan A. überlebt schwer verletzt.

Rechtsterrorist richtet sich selbst

In der angrenzenden Klaragasse kommt es schließlich zum Schusswechsel mit der Polizei. Eine Kugel trifft Oxner an der Hüfte. Am Ende richtet er eine seiner Pistolen gegen sich selbst und drückt zwei Mal ab. Der 26-Jährige stirbt wenig später in einem Krankenhaus.
Bis November 1982 ermittelt eine Soko die Hintergründe. Dann kommt die Polizei zu diesem Ergebnis: Helmut Oxner ist Einzeltäter gewesen.

Moderatorin Franziska Wagenknecht und Polizeireporter Alexander Brock rollen den Fall und die Hintergründe in einer neuen Folge der Podcast-Reihe „Abgründe“ noch einmal auf. Zu Wort kommt auch die Wissenschaftlerin Rebecca Weiß, die sich für eine Ausstellung im Memorium Nürnberger Prozesse mit Rechtsterrorismus ab dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute befasst.