Innenstadt-Entwicklung maßgeblich

Nächstes Urgestein schließt in der Nürnberger Innenstadt: Fast 600 Jahre in Betrieb

Andrea Munkert

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16.4.2024, 10:50 Uhr
Sieht keinen Ausweg für den Erhalt der Apotheke an der Lorenzkirche: Inhaber Wilhelm Bouhon.

© Archivbild: Horst Linke Sieht keinen Ausweg für den Erhalt der Apotheke an der Lorenzkirche: Inhaber Wilhelm Bouhon.

Seit 1938 ist die älteste Apotheke im Besitz der Familie Bouhon. Inzwischen in dritter Generation. Über die jüngst vergangenen Jahre wurde die Apotheke vor große Herausforderungen gestellt, wie Inhaber Wilhelm Bouhon berichtet. "Eine nicht zu erwartende Corona-Pandemie, ein Lockdown und eine sich dramatisch verändernde Innenstadt" haben dazu geführt, dass sich das Stadtbild und die Klientel in der Innenstadt stark verändert haben. "Mein Hauptanliegen ist, dass die Innenstadt nicht mehr das Kundenklientel bringt, das meines war", so Bouhon im Gespräch mit der Redaktion. Zu oft habe man erlebt, dass Kunden sich ausgiebig von den Fachleuten beraten ließen und dann doch im Netz kauften.

Die Veränderungen waren so stark, dass der Punkt erreicht sei, an dem die Apotheke wirtschaftlich nicht mehr tragbar war.

Zum 30. Juni 2024 schließt die Mohren-Apotheke zu St. Lorenz in der Königstraße also nach mehr als 582 Jahren. Die Entscheidung über die Schließung sei ihm extrem schwergefallen, so Bouhon: "Ich hätte bei der Übernahme der Apothekenleitung nie gedacht, welche Herausforderungen auf uns zukommen könnten."

Gemeinsam mit seinem Team habe er auch große Hürden stets gemeistert und viel erreicht. Doch jetzt ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Bouhon sieht keine Hoffnung darin, weiterzumachen, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion andeutet. "Traurig gehe ich nun den Weg", so der Inhaber.

Die Lage in der Innenstadt sei die eine Seite, die andere ist eine "jahrelang fehlgeleitete Gesundheitspolitik", seit 21 Jahren hätten die Apotheken keine Erhöhung ihrer "Aufwandsentschädigung" erhalten. Heißt: Das, was von einer verkauften Verpackung Medikamente in den Apotheken hängen bleibt, sei seit 20 Jahren identisch. Bei gleichzeitig steigenden Kosten in vielen anderen Bereichen, wie Energie oder Lebenshaltung.

Im Austausch mit dem Team

Neben der weiterhin abnehmenden Kundenzahl und der starken Abwanderung der Kundschaft in Internet-Apotheken lasse auch die Entwicklung der Innenstadt keinen positiven Ausblick zu, sagt er weiter. "Die Tradition, die Inhaberschaft in der nun dritten Generation, haben mich und mein Selbstverständnis für die Apotheke geprägt. Daher werden mein Team und ich auch zukünftig allen unseren Partnern und Kunden mit Rat und Tat zur Seite stehen, in der Mohren-Apotheke zu St. Lorenz in der Herderstraße", so Apothekenleiter Wilhelm Bouhon.

Nicht alle Mitarbeiter aus der Filiale in der Innenstadt können ihren neuen Arbeitsplatz in der Filiale an der Stadtgrenze finden. Bouhon ist aber in gutem Austausch mit seinem Team und zuversichtlich: Der Arbeitsmarkt für Apotheker, Pharmazeutische Assistenzen, pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) und dergleichen sei aktuell leer, sodass viele zügig eine Anstellung finden dürften.

Die Services, Beratungen und Leistungen, wie beispielsweise die Hämophilie*-Versorgung (eine Erbkrankheit, die zu einer Störung der Blutgerinnung führt), die die Apotheke an der Lorenzkirche ihren Kunden bot, werden nun weiterhin in die Herderstraße 5-9 gelegt. Auch einen Lieferdienst für Medikamente erhält das Pharmazeuten-Team aufrecht. Die "Mohren-Apotheken" in der Wölckernstraße 1 und in der Schweinauer Hauptstraße 2 sind von der Schließung an der Lorenzkirche nicht betroffen, sie gehören zwar der Familie Bouhon, sind allerdings von Wilhelm Bouhons Cousin geleitet.

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