Nürnbergs Einkaufspassagen trotzen dem Online-Handel

6.3.2019, 21:09 Uhr
Passanten-Frequenzzählungen belegen, dass die Innenstadt von den Kunden als sehr attraktiv wahrgenommen wird.

© Günter Distler Passanten-Frequenzzählungen belegen, dass die Innenstadt von den Kunden als sehr attraktiv wahrgenommen wird.

Aktuell finden sich mehr als 290 Geschäfte in der sogenannten 1-a-Lage in der City, hat die Immobilien-Beratungsgesellschaft JLL ermittelt. Davon sind 70 Prozent, also 203, Filialisten. Ihr Anteil ist in Nürnberg seit 2010 nahezu konstant geblieben, ging von 2016 auf 2018 sogar von rund 73 auf 70 Prozent zurück.

Erstaunlich ist auch, dass sich der Textilhandel, der bundesweit massiv unter Druck geraten ist, in der Frankenmetropole wacker schlägt - mit einem Anteil von knapp unter einem Drittel stellt er die stärkste Branche. Das Erfolgsrezept: In der fränkischen Großstadt sind die Konzepte noch sehr regional geprägt und sehr gut diversifiziert, was sie von internationalen Ketten abhebt, schlussfolgert die Beratungsgesellschaft. Flankiert werden diese Geschäfte mit Alleinstellungsmerkmalen von zahlreichen Ladenlokalen des Bereichs Gastronomie und Lebensmittel (15,5 Prozent), die vor allem auf der Königstraße dafür sorgen, dass sich jeder auf kurzen Wegen beim Einkaufsbummel stärken kann.

Passanten-Frequenzzählungen belegen, dass die Innenstadt von den Kunden als sehr attraktiv wahrgenommen wird. "Die These, dass es durch den Onlinehandel in den Innenstädten ruhiger würde, wird hier eindeutig widerlegt", so Julian Nasiri, Team Leader Retail Investment im Münchener JLL-Büro.

Zehnjahresschnitt deutlich übertroffen

Die beliebteste Einkaufsmeile, die Karolinenstraße, liegt auf einem konstant hohen Level: Im Zehnjahresschnitt besuchten sie 7779 Passanten je Stunde, im vergangenen Jahr wurde das Ergebnis mit 8300 Passanten deutlich übertroffen. Auch die Breite Gasse (6200), die Königstraße (5610) und die exklusivere Kaiserstraße (2295) haben ihren jeweiligen Zehnjahresschnitt bei der Zählung 2018 deutlich übertroffen. Nürnberg profitiere dabei von seiner hohen Einzugskraft, so die Beratungsgesellschaft.

Auch wenn die Stadt mit einer Einzelhandelsspitzenmiete von 160 Euro pro Quadratmeter im unteren Drittel der zehn größten Einkaufsstädte liegt, sei die Entwicklung in der vergangenen Dekade beachtlich: Um 28 Prozent legte die Miete seit 2008 zu. Nürnberg reiht sich damit nur knapp hinter Düsseldorf (29 Prozent) und Hamburg (30 Prozent) sowie Spitzenreiter Berlin (50 Prozent) ein.

"Trotz des Wachstums beim Mietpreis über den langen Zeitraum punktet Nürnberg seit einigen Jahren mit Konstanz und Verlässlichkeit", urteilt Julian Nasiri. Und diese Verlässlichkeit jenseits der extrem nachgefragten, nächstliegenden Metropolen München und Frankfurt sei ein Vorteil, der angesichts der dort stark unter Druck geratenen Renditen zunehmend für den Standort Nürnberg spreche, so das Resümee von Nasiri.

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