NZ-Klinikcheck: Besondere Fürsorge für Frühchen

24.8.2019, 12:17 Uhr
NZ-Klinikcheck: Besondere Fürsorge für Frühchen

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"Frühgeburtlichkeit ist ein Phänomen, das wir noch nicht gut erklären können", sagt Prof. Dr. Michael Schroth. Der Chefarzt leitet seit 2012 die Neonatologie und Kinderintensivmedizin an der Cnopf’schen Kinderklinik. Etwa 3500 Kinder kommen hier im Jahr zur Welt, etwa ein Sechstel davon wird neonatologisch oder intensivmedizinisch versorgt. Nur bei wenigen Kindern sind die Ursachen klar, zum Beispiel wenn sich die Eihöhle oder Plazenta mit Bakterien infizieren und eine Blutvergiftung für Mutter und Kind drohen.

"Auch durch Fehlverhalten in der Schwangerschaft wie Rauchen oder Drogenkonsum kann es zu Frühgeburten kommen", erklärt Schroth. "Wir versuchen natürlich immer besser zu verstehen, was Frühgeburten bedingt und damit vor allem auch, wie sie sich verhindern lassen." In die Neonatologie kommen auch alle Kindern, die nach der Geburt länger beatmet werden müssen oder mit einer schwerwiegenden Erkrankung zur Welt kommen.

Chefarzt Prof. Dr. Michael Schroth leitet seit 2012 die Neonatologie und Kinderintensivmedizin an der Cnopf’schen Kinderklinik.

Chefarzt Prof. Dr. Michael Schroth leitet seit 2012 die Neonatologie und Kinderintensivmedizin an der Cnopf’schen Kinderklinik. © Günter Distler

Bei der Versorgung von Neu- und Frühgeborenen liegen Schroth und seine Kollegen beim diesjährigen NZ-Klinikcheck ganz vorne. Das Ranking vergleicht 5 Krankenhäuser in der Region, in denen Kinder bei Problemem nach der Geburt behandelt werden. "Es darf keinen unsinnigen Wettlauf um Frühgeburten geben", sagt Schroth. "Es ist nicht die Klinik am besten, in der Kinder immer noch früher und leichter geboren werden und durchkommen." Schließlich versuchen die Ärzte eigentlich, Frühgeburten zu vermeiden, damit die Kinder so lange wie möglich im Bauch der Mutter bleiben.

"Eine gute Neonatologie-Station zeichnet aus, dass wir dem Kind genau die Unterstützung geben, die es braucht – aber nicht mehr", erklärt Schroth. Zu viele Medikamente, die eigentlich den Kreislauf oder die Atmung unterstützen sollen, können etwa zu Augenerkrankungen führen. In den Klinikcheck fliest auch die Zunahme des Kopfumfangs während des stationären Aufenthalts mit ein, ob ein Hörtest gemacht wird und ob die Körpertemperatur bei der Aufnahme in die Klinik gemessen wird, weil besonders zu leichte Frühchen schnell an Unterkühlung leiden.

Hier geht es zur vollständigen Ansicht der Infografik.

Hier geht es zur vollständigen Ansicht der Infografik. © FAU Erlangen-Nürnberg/NZ-Infografik

Das Ranking

Gesundheitswissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg haben den NZ-Klinikcheck aus öffentlich zugänglichen Daten der Kliniken für die gesetzliche Qualitätsmessung, Fallzahlen und Patientenbewertungen erstellt. Nach der Cnopf'schen Kinderklinik an der Hallerwiese in Nürnberg folgen auf den weiteren Siegerplätzen das Klinikum Nürnberg Süd, Klinikum Fürth und Klinikum Bamberg.

"Ziel unserer Projekts ist es, die Versorgungsqualität in der Region insgesamt anzuheben", erklärt PD Dr. Martin Emmert, der verantwortliche Wissenschaftler am Nürnberger Lehrstuhl für  Gesundheitsmanagement. In den USA hätten ähnliche Ranglisten Kliniken zu Verbesserungen anregen können. Auch könnten niedergelassene Ärzte damit ihre Patienten gezielter beraten. Alle gerankten Krankenhäuser sehen Sie hier auf der Karte:

Im NZ-Klinikcheck, der in diesem Jahr in die vierte Runde geht, schneiden die Kandidaten bei den betrachteten Behandlungsarten ganz unterschiedlich ab. Große, kleine oder spezialisierte Häuser können im Wechsel punkten. Für Emmert ist das ein wichtiges Ergebnis: "Wir möchten die Menschen dafür sensibilisieren, dass man sich nicht nur generell über ein Krankenhaus informieren sollte, sondern dass es deutliche Unterschiede je nach Fachgebiet geben kann."
Obwohl das Ranking zur Krankenhauswahl beitragen könne, dürfe es nicht die einzige Informationsquelle sein, rät Martin Emmert. "Es ist natürlich weiterhin wichtig, dass Patienten mit ihrem Arzt darüber sprechen und gemeinsam entscheiden."


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