Parkdeck für Nürnberger Tram-Halt? Stadtspitze wundert sich

26.8.2018, 05:56 Uhr
Parkdeck für Nürnberger Tram-Halt? Stadtspitze wundert sich

© Oliver Acker

Je mehr umsteigen, desto besser, da sind sich alle einig. Denn wer sein Auto am Wegfeld abstellt, um mit Straßenbahn oder Bus den restlichen Weg in die Stadt zu nehmen, der schont die Umwelt, vor allem das Stadtklima. Dass die Park-and-Ride-Station am Wegfeld, seit 2016 der neue Umschlagplatz im Nürnberger Norden, oft überlastet ist, ist ein gutes Signal.

Aber auch ein Zeichen für die VAG beziehungsweise die Stadt: Mehr Parkplätze müssen her - für noch mehr Pendler. Wie berichtet, ist die Stadt schon dabei zu reagieren und plant bereits eine Erweiterungsfläche mit 90 zusätzlichen Parkmöglichkeiten und weiteren Fahrradabstellplätzen. Auch Gespräche mit den Fraktionen im Stadtrat hat es bereits gegeben, weiß Bürgermeister Christian Vogel.

Nun aber prescht die CSU vor - mit einer Idee. Auch sie will das Parkangebot aufstocken, aber im wortwörtlichen Sinn: Sie schlägt "eine zweite Parkebene als Stahlkonstruktion über der bestehenden" vor, wie es in einem Antrag heißt, ähnlich der auf der Südseite der Nürnberger Messe. Für die CSU-Politiker Marcus König, Barbara Regitz und Andreas Krieglstein würde sich "eine schlanke Konstruktion gut in das Umfeld einfügen, ohne gleich mit der optischen Wucht eines Parkhauses zu erschrecken".

Außerdem sieht König hier die Möglichkeit, zum Beispiel mit einer Höhenbeschränkung zu verhindern, dass unter anderem Kleinlaster dort abgestellt werden - ohne dass der Fahrer tatsächlich pendelt. Weil die Park-and-Ride-Fläche außerdem von Urlaubsparkern genutzt werden kann, die das Auto kostenlos in Flughafennähe abstellen, soll eine Zeitbeschränkung auf 48 Stunden her. Die aber ist überhaupt nicht nötig, erklärt Christian Vogel. Denn für alle Park-and-Ride-Plätze gelte, dass man das Auto kostenlos abstellen darf - aber nur "für maximal 48 Stunden“, sagt Nürnbergs Zweiter Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der VAG. Auch darf dort nur das Auto abstellen, wer ein Ticket für den Nahverkehr vorweisen kann. Das schließe Urlaubsparker schon aus.

"Bitte nicht wie Herrnhütte"

Dass Urlaubsparker am Wegfeld nichts verloren haben, darüber sind sich Bürgermeister und CSU einig. Der Vorschlag, ein Parkdeck zu errichten, irritiert Christian Vogel. "Wir bauen 90 neue Stellplätze - wo man hier nun noch zusätzlichen Bedarf sieht, erschließt sich mir nicht." Zumal die Idee den Ausbau der Parkplätze verzögern würde. "Die zusätzliche Parkfläche ist bereits durch das Planfeststellungsverfahren durch, aktuell sind wir dabei, Fördermittel zu beantragen", erklärt er. Denn: Dank des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes sei die Chance groß, "die angedachte Vergrößerung schnell zu verwirklichen und obendrein 75 Prozent der Kosten gefördert zu bekommen".

"Schnell" heißt dabei: Werden noch heuer die Mittel für den Ausbau der Parkfläche bereitgestellt, kann im Herbst 2019 oder im Frühjahr 2020 mit dem Bau begonnen werden. "Mit einem Parkdeck müssten wir noch einmal völlig neu planen", sagt Vogel.

Auch Thorsten Brehm, Vorsitzender der Nürnberger SPD, ist überrascht. Im Verkehrsausschuss sei man sich einig gewesen, dass die Pläne für die Flächenerweiterung so ausgearbeitet werden und die Finanzierung sichergestellt wird. Warum sich nun Teile der CSU "anders äußern als ihre Kollegen im Ausschuss, erschließt sich mir nicht". Ein Parkhaus zu errichten, hält Brehm auch mit Blick auf die Landschaft für keine gute Idee.

Zwar spricht die CSU bewusst nicht von einem Parkhaus, "ab einer zweiten Parkebene ist es das aber", so Christian Vogel. Für Tobias Schmidt ist vor allem wichtig, dass am Wegfeld "bitte kein mehrgeschossiges Parkhaus wie Herrnhütte" entsteht.

Vorstadtverein hat ebenfalls Wünsche

Parkdeck oder nicht - viel mehr interessiert den Vorsitzenden des Vorstadtvereins Nürnberg-Nord ohnehin, ob an der neuen Parkfläche beleuchtete Parkplätze, Frauenparkplätze nahe der Haltestelle, eine Ladestation für E-Bikes und, wie auch von der CSU gefordert, für E-Autos vorgesehen ist. Und weitere Punkte, wie möglichst viel Grün und eine Schautafel, die die Vereine vor Ort nutzen können, um die Wartenden zu informieren.

Darin sieht Christian Vogel kein großes Problem. Auch die vielen anderen Punkte der Wunschliste des Vorstadtvereins nimmt er mit in die Planung auf. Die wird zunächst fortgesetzt, um auch die Förderanträge voranzubringen. Parallel wird die Parkdeck-Idee dennoch untersucht. Ob hier aber noch einmal umsteigen Sinn macht, muss sich noch zeigen.

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