Sommerserie 

Reise durch Irland: Auch der Regenschirm war überfordert

Hartmut Voigt

Lokalredaktion Nürnberg

E-Mail zur Autorenseite

13.08.2021, 15:34 Uhr
Strandoutfit einmal anders: Statt Bikini und Badehose empfahl es sich, Schirm, wasserdichte Jacke und Hose sowie Gummistiefel zu tragen.

© Voigt/privat Strandoutfit einmal anders: Statt Bikini und Badehose empfahl es sich, Schirm, wasserdichte Jacke und Hose sowie Gummistiefel zu tragen.

Endlich Urlaub, die die beste Zeit des Jahres. Glaubt man. Doch manchmal kommt es anders. Fast jeder hat schon mal ein Sommerdesaster erlebt. Wie sie damit umgegangen sind und ob noch etwas zu retten war, berichten Redakteure in unserer Sommerserie “Alles furchtbar, liebe Grüße!”

Knapp drei Jahrzehnte ist der Irland-Urlaub her, doch unvergessen sind die Worte einer Freundin, die uns vor unserer Abreise an ihrem wertvollen Erfahrungsschatz teilhaben ließ: "Wenn es in Irland regnet, ist es eigentlich gar nicht schlimm. Man empfindet das irgendwie anders." Dieser Satz wurde unser treuer Begleiter auf der dreiwöchigen Reise.

Denn wo wir in Irland hinkamen: an den Ring of Kerry, auf die Dingle-Halbinsel oder zum Karstgebiet des Burren: Überall regnete es. Und teilweise derart heftig, dass wir die Straßenschilder nicht mehr lesen konnten. Die Scheibenwischer unseres Autos waren mit den Wassermassen einfach überfordert. So blieb gelegentlich nichts anderes übrig, als am Straßenrand zu warten, bis die Himmelsdusche endlich nachließ.


Sommerserie: Traumblick aus dem Kellerschacht


Natürlich hatten meine Frau und ich keinen Strandurlaub wie in Italien oder Kroatien erwartet. Im Gegenteil: Wir wollten ja die grüne Insel erkunden, durch die saftig-grüne Landschaft wandern, Delfine und Robben an der Küste beobachten, kleine Dörfer mit unaussprechlichen Namen finden und alte Kirchen und Herrensitze besichtigen.

Aber auf ein bisschen Trockenheit und Sonne hatten wir trotzdem gehofft. Am Strand mit Schirm, Regenjacke, wasserdichter Hose und Gummistiefeln entlang zu stapfen und in den grauen Himmel zu starren - das war dann doch etwas trist. Sogar der Regenschirm war irgendwann überfordert.

Heißer Tee im Landschlösschen

Den Ausgleich fanden wir dafür in den kleinen Landschlösschen, welche die Eigentümer als Einnahmequelle zum Besichtigen geöffnet hatten. Kaum hatte man die mächtige Holztüre hinter sich geschlossen und den stürmischen Regen ausgesperrt, zeigte der Besitzer mit automatischer Geste auf den bereits vollgestopften Schirmständer für unsere Knirpse und bot eine heiße Tasse Tee an.

"Tea-time" auf der Insel, traumhaft: Platz nehmen auf plüschigen Sofas, eingerahmt von schweren Ölbildern und Nippes auf Wandkonsolen, mit Blick in den Garten. Warum die Wiese gar so saftig-grün war und die üppig-blühenden Rhododendren Baumhöhe erreichten, brauchte man nicht zu erklären. Schön!

"Gestern war hier noch Sonnenschein!"

Etwas nervig war nur, dass jeder Landsitz-Eigentümer, jede Bäckerei-Verkäuferin und jeder Bed-and-Breakfast-Anbieter uns - wo immer wir auch hinkamen - im nicht nachlassenden Regenschauer mit dem gleichen Satz begrüßte: "Was für ein Wetter. Bis gestern war hier wochenlang Sonnenschein!"

Wir hielten uns dann stoisch an den Satz unserer Freundin: "Wenn es in Irland regnet, ist es eigentlich gar nicht schlimm. Man empfindet das irgendwie anders." Allerdings hielt irgendwann die Gummidichtung unseres Autos den Wassermassen nicht mehr stand, und es tropfte durch das Dachfenster herein.

Radwechsel im Dauerregen

Ungünstig war auch, dass der Pkw unterwegs urplötzlich einen Platten bekam und ich im prasselnden Regen den Reifen wechseln musste. Da die Schrauben sehr fest saßen, zog sich die Prozedur in die Länge. Im Auto die tropfnassen, am Körper klebenden Klamotten zu wechseln, dazu benötigte man eine akrobatische Beweglichkeit.


Urlaub 2021: Abflug in den Sommer


Als wir - wieder in Nürnberg - das Gepäck aus dem Kofferraum holten, sahen wir, dass sich dort in der Feuchtigkeit aus einem Pflanzensamen ein kleines Blümchen entwickelt hatte. Dieses bekam einen Ehrenplatz in unserem Garten. Nur: So prächtig, wie es im regnerischen Irland aufgeblüht wäre, ist es im vergleichsweise knochentrockenen Mittelfranken nicht.

Keine Kommentare