Im Dornröschenschlaf
Schmuckstück ohne Zukunft? Das sind die Pläne der Stadt Nürnberg für die alte Feuerwache 1
11.05.2025, 05:00 Uhr
Die alte Wache 1 hatte ausgedient: "Die Gebäude des gesamten Areals entsprechen sowohl in baulicher wie auch technischer Hinsicht nicht mehr den heutigen Anforderungen an eine Feuerwache der Berufsfeuerwehr", liest man dazu auf der Webseite des Hochbauamtes Nürnberg. Bereits 2007 beauftragten die Verantwortlichen eine Machbarkeitsstudie für die neue Bleibe der Wehr, die dann von der Reutersbrunnenstraße 24 in die Hausnummer 63 einzog.
Seither ist es still geworden um das alte Areal der Wehr, das mitunter eher wie ein Schulhaus, denn wie eine Wache anmutet. Der Verfall hielt Einzug - und tut dies auch zum jetzigen Zeitpunkt noch - obschon die alte Feuerwache im Nürnberger Westen (Kleinweidenmühle) ein echtes Schmuckstück ist. Anfangs gab es viele Ideen zur weiteren Verwendung: Beispielsweise die Initiative „Wohn- und Kulturprojekt Feuerwache 1“ konnte sich ein gemeinschaftliches Wohnprojekt auf dem Gelände vorstellen. Die Grünen im Stadtrat setzten sich für einen „kreativen Kultur- und Begegnungsort“ ein. Allerdings waren die Wasser- und Stromleitungen bereits komplett durch. Nach wie vor liegen die Pläne auf Eis.
Im Jahr 2023, drei Jahre später, zeugte eine Bautafel von der Nutzung hinter dem Gebäude aus Sandstein: Hier entsteht ein Schulerweiterungsbau mit acht Unterrichtsräumen und 150 Hortplätzen. Die Reutersbrunnenschule ist inzwischen seit 2024 erweitert - die Feuerwache 1 liegt weiterhin im Dornröschenschlaf.
Sie, die älteste ihrer Art in Nürnberg, ist ein historisches Juwel: Früher waren die Feuerwehrleute hier noch mit Pferdefuhrwerken im Einsatz, von 1902 bis 2021 herrschte in dem Gebäude durchgängig Betrieb - 2020 löste der neue Klinkerbau an der Maximilianstraße die historische Wache ab.
Investoren standen Schlange bei der Stadt Nürnberg
Schnell klopften Investoren an der Tür des Rathauses und zeigten ihr Interesse. Doch: Die Stadt wollte das Areal und die Wache, die unter Denkmalschutz steht, nicht verkaufen. Seitdem steht das Hauptgebäude samt Nebentrakt auf dem rund 9000 Quadratmeter großen Grundstück leer - zumindest fast: Die Räumlichkeiten dienen teilweise als Lagerraum oder als Garagen, wie Stadtkämmerer Thorsten Brehm (SPD) auf Anfrage der Redaktion nordbayern.de mitteilt. Er sagt: Die Stadt hat für das schmucke Sandsteingebäude "keine Planung". Niemand fühle sich so richtig zuständig, daher sei das Thema bei ihm gelandet.
Zwischenzeitlich habe die Stadt überlegt, das Nachbarschaftshaus Gostenhof interim von 2024 bis 2026 darin unterzubringen - das allerdings sei schwer machbar gewesen, denn die alte Wache ist nicht barrierefrei. „Vor allem die Statik ist ein Problem, die auch seine Nutzung einschränkt“, erklärt Brehm. Also wich das Leben des sanierungsbedürftigen Nachbarschaftshaus Gostenhof ins Sozialamt in der Dietzstraße aus.

Es sei schade, "dass wir keine tiefergehenden Pläne haben", so Brehm seufzend weiter. "Die Wache ist ein tolles Gebäude, das wir nach wie vor nicht meistbietend verkaufen wollen - auch wenn sich die Interessenten die Finger schlecken." Das Sinnvollste wäre, "zu versuchen, einen externen Projektpartner an Bord zu holen, der das Areal entwickelt." Das bedeute: Die alte Feuerwache bleibt der Stadt als Eigentum erhalten und man bringe eine Ausschreibung an den Start. "Ein Partner ist dann für Konzept mit kreativen Nutzungsformen, Sanierung und Bebauung zuständig", erklärt der Stadtkämmerer weiter. "Ein Joint Venture suchen - und sehen, was Gutes daraus entstehen kann."
Der Leerstand schadet natürlich der Substanz und kostet die Stadt einiges an Geld. Mehr allerdings kann die Stadt gerade nicht tun, so Brehm: "Wir haben Ebbe in der Kasse, da kommt anderes zuerst." Ein wenig Leben sei ja auf dem Areal noch vorhanden, durch Garagennutzung beispielsweise und andere Nutzungsformen. Und hin und wieder gucken Mitarbeiter der Stadt nach dem alten Gemäuer, das auf eine neue Nutzung wartet.
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