Stein für Stein nach oben
21.04.2004, 00:00 Uhr
Warum der SV-Nachwuchs ausgerechnet in diesem Jahr so stark ist, liegt für den früheren Bundesliga-Ringer auf der Hand: „Zum einen haben wir Eltern, die sich immens engagieren. Zum anderen geben wir, die Verantwortlichen, unsere Erfahrung kontinuierlich an die Jungen weiter.“ Darüber hinaus haben die Johanniser mit dem Reha-Zentrum am Valznerweiher einen professionellen Partner an der Seite und mit Präsident Dr. Christian Mahr einen kompetenten Arzt gleich im Verein.
So ist in Verbindung mit den acht qualifizierten Trainern, die allein im Nachwuchsbereich arbeiten, „Baustein für Baustein das entsprechende Umfeld entstanden, in dem sich unsere Talente entwickeln können“, erläutert Schmitt.
Drei DM-Titel
Gleich drei der 15-jährigen Talente kehrten von der DM mit Titeln zurück. Damit hatten Schleicher und Vanek „nicht gerechnet. Bei so einem Turnier gehört ja immer auch ein bisschen Glück dazu“. Zu den Titelträgern zählen auch ihre beiden Söhne, die mit der Doppelrolle Vater/Trainer „keine Probleme haben“, sagen Tim Schleicher und Philipp Vanek und schmunzeln: „Wir wurden von Anfang an so erzogen, dass der Trainer immer Recht hat.“ Deshalb ist auch Ringen zu Hause das zentrale Thema - vorausgesetzt, in der Schule läuft es dementsprechend. Wobei die zwei Väter schon zugeben müssen, dass sie ihre Söhne „oft strenger behandelt haben als die anderen“.
Als sportliche Vorbilder nennen die erfolgreichen jungen Ringer übereinstimmend Athleten, die sie aus ihrem Verein kennen: Wie Peter Engelhardt oder Andreas Buchhorn, der als Cheftrainer mit Bernhard Rieger bei Johannis arbeitet.
Warum? „Es ist einfach schön für sie, mit einem davon trainieren zu dürfen“, sagen Schleicher und Vanek. „Sie lernen dabei eine ganze Menge und bekommen viele wertvolle Tipps.“ Fünf Übungseinheiten absolviert die junge Truppe von Schleicher und Vanek pro Woche inklusive Stützpunkttraining mit auswärtigen Athleten. Hinzu kommen Turniere und Trainingslager mit anderen Vereinen. „Dadurch sind sie zu einer richtigen verschworenen Gemeinschaft geworden“, sagen die Trainer, „ehrgeizig sind sie alle außerdem. Dadurch ziehen sie sich gegenseitig hoch.“
Zur Belohnung für das harte Training und die Erfolge darf sich der Ringer-Nachwuchs schon jetzt auf die Pfingstferien freuen: Dann geht es für zehn Tage nach Schanghai, um die Kultur und das Ringen in China kennen zu lernen, sagt Abteilungsleiter Schmitt, „so sehen sie: Ich muss im Training und Wettkampf viel leisten, bekomme von meinem Verein dafür aber auch etwas zurück.“ Möglich macht diese Reise der Förderkreis „Traum Olympia“, der bei Johannis gegründet wurde: Jeder der jungen Athleten hat einen Paten, der ihn finanziell unterstützt. Die nächste große Reise ist ebenfalls bereits in Planung: Nächstes Jahr soll es in die USA, nach Arizona gehen.
Jugend als Basis
130 Mitglieder umfasst zurzeit die Ringerabteilung bei Johannis. 50 Prozent davon sind Kinder und Jugendliche. „Sie sind die Basis für unser großes Ziel“, sagt Matthias Schleicher, „ein Bundesliga-Team mit eigenen Leuten stellen zu können. Das ist wieder einmal fällig.“ Gern denken er, Schmitt und Vanek an die Zeit zurück, als ihnen Mitte der 80er Jahre der Durchmarsch bis in die erste Liga als Aktive schon einmal gelungen war.
An diesen Erfolg möchten die Ringer aus Johannis bald anknüpfen. „Zumal wir unseren guten Nachwuchsleuten die Perspektive Bundesliga bieten müssen“, sagt Udo Schmitt, „sonst gehen sie eines Tages weg.“ Sie dürften gern Olympiasieger werden, ergänzt Vanek - solange sie für den SV in der ersten Mannschaft ringen, „damit Johannis als Ringer-Familie bestehen bleibt“. Norbert Gstattenbauer