"Süßes oder Saures" trotz Corona? Halloween fällt ins Wasser

Tobi Lang

Online-Redakteur

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23.10.2020, 12:06 Uhr

Es ist ein schrecklicher Spaß. Verkleidet als Geister und Vampire, Grusel-Clowns oder Skelette ziehen seit Jahren Kostümierte durch deutsche Straßen. Halloween hat sich etabliert, ist längst Kult und liebgewonnene Tradition. Kinder streifen durch Wohngebiete, klingeln an wildfremden Türen und fordern "Süßes oder Saures": Schokolade, Gummibärchen, Bonbons - wer nichts hat, muss mit einem Streich rechnen.

Aus pandemischer Sicht sind die Grusel-Spaziergänge aber ein Albtraum. Kinder, die durch wildfremde Hausgänge streifen, in Süßigkeitenboxen wühlen, ohne Abstand und Kontrolle. Deshalb rät Nürnbergs Gesundheitsreferentin von "Trick or Treat", wie "Süßes oder Saures" auch genannt wird, ab. "Ich kann nur an die Eltern appellieren, ihre Kinder nicht um die Häuser ziehen zu lassen", sagt Britta Walthelm. "Es ist nicht die Zeit für Partys und das trifft auch auf Halloween zu." Die Grünen-Politikerin hofft auf Einsehen, denn: Verbieten kann man die Touren der verkleideten Kinder nicht. "Das wäre dann ein Lockdown und genau den wollen wir verhindern."


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Besonders problematisch sei der Charakter von Halloween. Ein Hygienekonzept gibt es nicht, Kinder können Abstände nur schwer einhalten. "Man müsste die Laufwege kontrollieren und darauf achten, dass sie sich nicht begegnen", sagt Walthelm. "Ich sehe nicht, wie das in geordneter Weise ablaufen kann."

Elternverband: "Kindern den Halloween-Spaß nicht nehmen"

Der Bayerische Elternverband (BEV) widerspricht - und ist gegen eine Komplett-Absage von "Süßes oder Saures". Die Corona-Pandemie sei kein Grund, "den Kindern den Halloween-Spaß zu nehmen", sagt die stellvertretende Vorsitzende Henrike Paede. "Der Hygiene ist Genüge getan, wenn die Kinder keine Wohnungen betreten und die Süßigkeiten mit einem an einem langen Stab befestigten Körbchen oder Säckchen einsammeln." In Innenräumen helfe eine Maskenpflicht. Und: "Für das Berühren von Klingelknöpfen sollen sie den Ärmel über die Hände ziehen, den Ellbogen benutzen oder anschließend Hände desinfizieren."

Tipps, die womöglich das Risiko minimieren - Nürnbergs Gesundheitsreferentin rät dennoch weiter dazu, Kinder zu Hause zu lassen. "Ich kann die Enttäuschung verstehen, ich bin die Letzte, die den Spaß verderben möchte", sagt Walthelm. "Aber das sind genau die Kontakte, die wir verhindern müssen." Jeder Gang vor die Haustüre müsse durchdacht sein.

Auch für Grusel-Partys sieht es düster aus

Auch das bayerische Gesundheitsministerium plädiert für einen Verzicht auf "Süßes oder Saures". Die Lage sei im ganzen Freistaat besorgniserregend. "Laufende Infektionsketten können nur gebrochen werden, wenn die Behörden zuverlässig auch über die nötigen Kontaktdaten verfügen, um Betroffene ansprechen, warnen und testen zu können." Genau das sei aber bei Halloween nicht der Fall.

Auch für Grusel-Partys sieht es düster aus. Diskotheken bleiben nach wie vor geschlossen, Privatfeiern sind kaum möglich. Steht die Corona-Ampel an Halloween auf Gelb, dürfen sich zwei Hausstände oder maximal zehn Personen treffen. Wird der Sieben-Tage-Inzidenzwert von 50 überschritten, sind Zusammenkünfte sogar auf nur fünf Menschen begrenzt. "Partys auf öffentlichen Plätzen sind komplett verboten", betont Walthelm.


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"Ich rate dazu, sich auf Dinge zurückzubesinnen, die wir an Halloween sonst auch gemacht haben", sagt Nürnbergs Gesundheitsreferentin. "Einen Kürbis schnitzen oder im Kreis der Familie feiern." Ein Grusel-Fest wie in den Jahren zuvor, das aber ist klar, wird es nicht geben.

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