Jüdisches Museum

Synagogengassenfest in Schwabach: Einblick ins jüdische Leben in Franken

Ursula Kaiser-Biburger

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12.7.2023, 09:00 Uhr
Sie werben fürs Synagogengassenfest: Oberbürgermeister Peter Reiß, Danile Eisenstein vom Jüdischen Museum Franken und Knut Engelbrecht, Vorsitzender des Vereins Synagogengasse 6.

© Ursula Kaiser-Biburger, NN Sie werben fürs Synagogengassenfest: Oberbürgermeister Peter Reiß, Danile Eisenstein vom Jüdischen Museum Franken und Knut Engelbrecht, Vorsitzender des Vereins Synagogengasse 6.

Das erste Schwabacher Synagogengassenfest am Sonntag, 16. Juli, wird ein "großer Festtag jüdischen Lebens". Darin ist sich Oberbürgermeister Peter Reiß einig mit Daniela Eisenstein, Leiterin des Jüdischen Museums Franken, und Knut Engelbrecht, Kulturreferent der Stadt Schwabach und Vorsitzender des Vereins Synagogengasse 6.

Das Jüdische Museum Franken hat für das Fest ein buntes Programm unter dem Stichwort "Schwabachs historische Synagogengasse meets Jewish Life Today" zusammengestellt. Daniela Eisenstein erklärt dies so, dass man in dieser Gasse ein einmaliges Ensemble vorfindet mit Lehrerhaus, Synagoge, Rabbiner- und Schächter-Wohnhaus sowie ein Wohnhaus mit erhaltener Laubhütte.

Synagogengasse als musealer Raum

Deshalb setzte sich Eisenstein dafür ein, dass die Synagogengasse als ein musealer Raum eingestuft wurde. Sie sei glücklich, dass nach den Corona-Zwangspausen dieses bereits für das Jubiläumsjahr 2021 vorgesehene Fest endlich starten kann. Von 11 bis 16 Uhr ist am Sonntag kostenlos jüdisches Leben einst und jetzt zu erleben.

Laut OB Reiß hat sich die Stadt schon seit längerem dem jüdischen Vermächtnis angenommen. Es sei eine ideale Ergänzung, dass auch der Verein nun sein 25. Jubiläum und 20 Jahre Synagogen-Sanierung feiere.

Als Vorsitzender ergänzt Knut Engelbrecht, dass ihm auch ein verstärkter Blick auf die Zukunft und ein offener Dialog zur Förderung des Miteinanders zwischen den Kulturen wichtig seien. Gerade deshalb habe man sich zur Zusammenlegung des Vereinsjubiläums mit dem Synagogenfest entschlossen - wenngleich aus Sicherheitsgründen und Raumzwängen nur geladene Gäste die Feierlichkeiten mit dem Besuch von Dr. Josef Schuster, Zentralratspräsident der Juden in Deutschland, und des Landtagsabgeordneten Dr. Ludwig Spaenle, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, erleben können.

Vorprogramm ab 10 Uhr

Eine kleine Gelegenheit bietet indes das "Vorprogramm": Um 10 Uhr beginnt der Festtag mit der Enthüllung des Straßenschilds "Hirsch-Fränkel-Weg" zwischen der Pfarrgasse und der Neutorstraße durch OB Reiß, Josef Schuster, Knut Engelbrecht und Baurat Ricus Kerckhoff.

Von 11 bis 16 Uhr kann unter der Überschrift "Tuchmann verschwindet – Leben und Schicksal eines Schwabacher Fabrikanten" in der Synagogengasse 10 und im ersten Stock der ehemaligen Synagoge die neue Wechselausstellung über Walter Tuchmann besucht werden, den früheren Besitzer des Drei-S-Werks. Präsentiert werden neue Aspekte des einstigen Grammophonnadel-Herstellers und seiner Frau Elise.

Von 11 bis 12:30 Uhr und von 13.30 bis 15 Uhr macht Anna Adam mit ihrem "Happy Hippie Jew Bus" Station vor der Hausnummer 5 - als witzige und kreative Antwort auf die starren Strukturen der aktuellen Gedenkkultur. Stühle laden ein, mit ihr ins Gespräch zu kommen im Sinn eines demokratischen und weltoffenen Deutschlands.

Von 11 bis 13 Uhr erlebt man mit Alex Jacobowitz einen international bekannten jüdischen Straßenmusiker mit einem Marimbaphon-Konzert. Der gebürtige Amerikaner verliebte sich während des Studiums an der Ithaca School of Music in New York in den Klang des Xylophons. Nach einem Jahr beim Jerusalem Symphony Orchestra entschloss er sich, sein Können als Solist zu zeigen und damit einen Beitrag der Völkerverständigung zu leisten.

Von 12 bis 15 Uhr sorgt die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg im Synagogengarten und im Nebenraum der Synagoge für Kaffee und jüdisches Festtagsgebäck.

Von 13 bis 14.30 Uhr gilt es, in der ehemaligen Synagoge Kriminalfälle aus jüdischen Quellen zu lösen. Hilfestellung bekommt man durch Dr. Antje Yael Deusel, die erste in Deutschland geborene und hier ausgebildete Rabbinerin. Sie stellt eine mysteriöse Geschichte aus dem Buch Esther vor und geht auf eine detektivische Spurensuche durch die Schriften von Bibel und Talmud, um das Schicksal der schönen und stolzen Königin Vaschti kennenzulernen.

Von 12 bis 16 Uhr besteht jeweils stündlich Gelegenheit zu 30-minütigen Führungen über jüdisches Leben in Schwabach. Treffpunkt ist der Infopunkt vor dem Rabbinerhaus (Hausnummer 7)

Um 17 Uhr Abschlusskonzert

Nachdem das Synagogengassenfest um 16 Uhr endet, öffnet sich die ehemalige Synagoge um 17 Uhr zum Abschlusskonzert mit dem fünfköpfigen Musikensemble "Simkhat Ha-Nefesh", dessen Name im Deutschen "Zur Freude der Seele" bedeutet. Die Musiker benannten sich nach dem gleichnamigen Melodienbuch , das 1724 in Fürth gedruckt wurde. Auf dem Programm stehen jiddische Lieder und jüdische Musik aus Renaissance und Barock.

Karten zu 18 Euro beziehungsweise 15 Euro (10 Euro für Kinder ab sechs Jahren) sind an der Abendkasse erhältlich und können reserviert werden unter event@juedisches-museum.org.

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