Trotz Corona: Neue Hotels gehen bald an den Start

28.12.2020, 05:51 Uhr
Auch hier am Frauentorgraben, direkt neben der AOK, entsteht ein neues Hotel.

© Michael Matejka, NNZ Auch hier am Frauentorgraben, direkt neben der AOK, entsteht ein neues Hotel.

Das Hotel in Nürnberg werde "ein besonders schöner Neuzugang", verspricht die Leonardo-Gruppe, die in Bayern bereits 13 Häuser betreibt. Auf dem Areal der ehemaligen Hauptpost entsteht derzeit ein weiteres Objekt. Das "Leonardo Royal" mit 238 Zimmern und Suiten wird Teil des denkmalgeschützten "Tafelhof Palais" sein und will unter anderem mit seinem historischen Treppenhaus, einem Ballsaal samt großzügigem Foyer, Tagungsflächen und Coworking-Räumen punkten. Schon im April soll die Eröffnung sein - trotz Krise. Zwar seien die Zeiten für das Gastgewerbe momentan hart, so Yoram Biton, Managing Director der Leonardo Hotels Central Europe. Doch gehe er davon aus, dass der Markt sich 2021 langsam wieder stabilisieren werde und spätestens 2022 "zu alter Form" zurückkomme. "Wir eröffnen in Nürnberg ein besonderes Haus an einem großartigen Standort." Auch das sei ein Anlass für Optimismus.

Nicht alle beurteilen die Lage derart positiv, vor allem mit Blick auf die aktuellen Zahlen. Die Umsätze seien in vielen Häusern um 80 Prozent zurück gegangen, sagt Daniela Hüttinger, Chefin des Hotels Drei Raben und Mitglied im Vorstand des Nürnberger Hotel- und Gaststättenverbandes. Sie geht davon aus, dass sich die Branche frühestens 2023 erholen kann und dass das Congress- und Messegeschäft selbst dann nicht mehr das Vor-Corona-Niveau erreichen wird. Die vorhandenen Betten werde man dann zwar wieder annähernd auslasten können, sagt Hüttinger. "Aber wenn dann noch mehr Häuser hinzu kommen, wird es eng."

Überangebot oder Nachholbedarf?

Schon vor der Pandemie hatten Branchenkenner befürchtet, dass es in Nürnberg künftig ein Überangebot geben könnte. Zehn Hotels mit 1600 Betten waren 2019 im Bau, etliche davon sind bereits fertig oder öffnen bald. Neben dem Leonardo sind das zum Beispiel ein "Motel one", ebenfalls im Tafelhof-Palais, und das Hotel im Augustinerhof. Auch neben der AOK wird fleißig gebaut, bereits geöffnet ist das Letomotel in der Steinbühler Straße. Weitere Projekte sind laut Bau- und Planungsreferent Daniel Ulrich genehmigt, bislang hätten alle Interessenten an ihren Plänen festgehalten. "Niemand hat seine Genehmigung zurückgegeben." Nur beim City Point sei unklar, ob dort wirklich ein Hotel entstehen wird, zudem liegen die (noch nicht genehmigten Pläne) für ein Hotel in der Zufuhrstraße auf Eis. "Aber offenbar geht der Markt davon aus, dass es nach der Pandemie einen Nachholbedarf bei Reisen gibt", so Ulrich.


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Auch in den Augen von Yvonne Coulin ist es "ein gutes Zeichen", wenn Ketten wie Leonardo in Nürnberg investieren. "Das zeigt, dass der Standort gut bewertet wird", sagt die Chefin der Congress- und Tourismuszentrale. Dennoch glaubt auch sie, dass noch schwierige Jahre vor der Branche liegen. Bei den privaten Reisen erwartet sie zwar eine leichte Erholung, sobald die Umstände es möglich machen. "Die Menschen wollen raus." Aber das Messe- und Congressgeschäft wird auch aus ihrer Sicht nicht an die alten Zahlen anknüpfen können. "Wir rechnen künftig mit weniger Besuchern, es wird auch weltweit einen Rückgang bei den Übernachtungen von Geschäftsreisenden geben."

Übernachtungszahlen stark zurückgegangen

Neue Formate werden laut Coulin direkte Treffen und digitale Teilnahme an Veranstaltungen miteinander verbinden. "Hybride Konzepte", die aber für den Standort wichtig seien, betont Coulin. "Die Menschen werden sich wieder treffen wollen." Eine Kampagne zum Thema "Tagen in Corona-Zeiten" hat Coulin mit ihrem Team längst vorbereitet, sobald Veranstaltungen wieder erlaubt sind, soll sie starten.

Es sei wichtig, für Nürnberg weiter die Werbetrommel zu rühren, betont Daniela Hüttinger. "Wir müssen vermitteln, dass man hier gut und sicher tagen kann." Wenn Lockerungen kommen, sei es entscheidend, dass die Bedingungen bundesweit einheitlich sind, "sonst verlieren wir Veranstaltungen". Und dass diese dringend notwendig sind, zeigt noch eine weitere Zahl: Laut Coulin sind die Übernachtungszahlen in diesem Jahr um 55 Prozent zurück gegangen - mindestens, denn noch liegen die Dezember-Zahlen nicht vor.