Start zwei Wochen früher?

Überlegungen bei der Stadt: Kommt 2022 der XXL-Christkindlesmarkt?

Sabine Ebinger

Redaktion Nürnberg

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27.01.2022, 14:40 Uhr
Die Stadt überlegt, den Christkindlesmarkt in diesem Jahr schon früher zu starten - und fragt derzeit die Händler nach ihrer Meinung. 

© Daniel Karmann, ARC Die Stadt überlegt, den Christkindlesmarkt in diesem Jahr schon früher zu starten - und fragt derzeit die Händler nach ihrer Meinung. 

Zwei Jahre in Folge ist der Christkindlesmarkt wegen Corona ausgefallen, nun will die Stadt den Händlern helfen - und überlegt, den Markt zwei Wochen früher zu öffnen. Wirtschaftsreferent Michael Fraas sagt: „Es ist eine Option, die wir bieten.“

Bis Ende Februar läuft das Bewerbungsverfahren. Dabei werden die Interessenten gefragt, ob sie einer „möglicherweise erweiterten Marktdauer“ zustimmen. Das heißt: Die offizielle feierliche Eröffnung mit dem Prolog des Christkinds ist wie gewohnt am Freitag vor dem 1. Adventswochenende geplant, also am 25. November. Doch falls das Interesse der Händler da ist, kann sich die Stadt vorstellen, die Buden schon am 14. November zu öffnen.

Die Stadt möchte so den von der Pandemie schwer gebeutelten Händlern Schaustellern unter die Arme greifen. Die wirtschaftliche Situation für die Schausteller sei schlimm, wie Fraas sagt: „Sie fallen oft durchs Raser der Hilfsprogramme, sie brauchen adäquate Unterstützung.“

„Es ist eine zusätzliche Chance“, meint Fraas. Was er und das Marktamt aber nicht wollen, das ist ein Flickenteppich: Dass zum 14. November eine Bude offen ist, die Nebenbude zu, die Nachbarbude wieder ihre Waren präsentiert: So soll es nicht sein. „Es soll ein möglichst kompletter Markt sein, wir wollen schon dieses besondere Flair haben.“

Wegen Corona fiel der Christkindlesmarkt in den vergangenen zwei Jahren aus - die Stadt ist optimistisch, dass es 2022 endlich wieder klappt. Bei der Planung ist aber Flexibilität gefragt: Noch ist unklar, ob der weltberühmte Markt nur am Hauptmarkt organisiert werden kann, oder ob es eher einzelne Standorte im Zentrum geben wird.


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Eine längere Öffnung des Christkindlesmarktes ist für die Beteiligten mitunter ein kaum zu schaffender Kraftakt. Das gilt vor allem für den „Markt der Partnerstädte“. So sagt Paul Braune von der Nablus-Initiative, die seit 2016 mit einem eigenen Stand vertreten ist: „Das wäre für uns organisatorisch schwierig, da wir rein ehrenamtlich organisiert sind.“ Eine finale Entscheidung habe man noch nicht getroffen, so der Vorstandsvorsitzende. Und er meint: „Aus Händlersicht kann ich die Idee nachvollziehen.“

Tränen am Telefon

Lorenz Kalb, der Vorsitzende des Süddeutschen Schaustellerverbands, sagt: „Wir begrüßen das sehr.“ Gestrichene Weihnachtsmärkte, ausgefallene Volksfeste und Kirchweihen: Corona hat der Branche schwer zugesetzt. „Die Situation ist katastrophal, wir sind sehr deprimiert.“ Zahlreiche Schausteller hätten ihre privaten Rücklagen und ihre Altersvorsorge aufgebraucht und wenden sich in ihrer Not an Kalb. „Ich habe noch nie so viele weinende Menschen am Telefon gehabt, die nicht weiter wissen.“

Der Schausteller-Chef sucht den Kontakt zu den Politikern und schildert die desolate Lage seiner Branche. Als Antwort erhalte er in der Regel „belanglose Erklärungen“. Die Stadt Nürnberg nimmt er explizit aus und erinnert an die Planungen für den Christkindlesmarkt 2021, der dann kurzfristig - wie die anderen Weihnachtsmärkte - wegen einer Vorgabe der bayerischen Staatsregierung gestrichen wurde: „Die Nürnberger Stadtspitze hat versucht, uns zu helfen.“

Er fordert, dass 2022 wieder Volksfeste und Kirchweihen organisiert werden können: „Wir sind an der frischen Luft, das wird oft vergessen.“ Kalb sagt: „Bei uns haben die Menschen ein bisschen Spaß, kommen in der Pandemie auf andere Gedanken. Wir bringen das kleine Glück.“

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