Zum Abschied flossen Tränen

Viele rüttelten vergeblich an Eingangstüren: Zwei Nürnberger Galeria-Häuser sind nun Geschichte

André Ammer

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17.06.2023, 14:36 Uhr
Passantinnen schauen durch den hinteren Eingang des Galeria-Hauses in der Königstraße. Viele Menschen wurden vom frühen Schließungszeitpunkt überrascht und rüttelten vergeblich an den bereits ab 11 Uhr verschlossenen Türen.

© André Ammer Passantinnen schauen durch den hinteren Eingang des Galeria-Hauses in der Königstraße. Viele Menschen wurden vom frühen Schließungszeitpunkt überrascht und rüttelten vergeblich an den bereits ab 11 Uhr verschlossenen Türen.

Mit einem derart frühen Ende des nun der Vergangenheit angehörenden Kaufhofs hatten viele Passanten in der Nürnberger Innenstadt offensichtlich nicht gerechnet. Um 11 Uhr wurden die Eingänge des Galeria-Hauses zugesperrt, doch auch im Laufe des Nachmittags steuerten immer wieder Menschen zielstrebig die Eingänge in der Königstraße und der Pfannenschmiedsgasse an und rüttelten vergeblich an den Türgriffen. Manche zückten ihre Handys und machten durch die Glasscheiben ein Erinnerungsfoto.

Endgültiger Abschied: Sarah Bachinger (links) und Christine Brodka, zwei Verkäuferinnen des Galeria-Hauses in der Königstraße, verlassen zum letzten Mal ihre Arbeitsstätte über den Personaleingang.

Endgültiger Abschied: Sarah Bachinger (links) und Christine Brodka, zwei Verkäuferinnen des Galeria-Hauses in der Königstraße, verlassen zum letzten Mal ihre Arbeitsstätte über den Personaleingang. © André Ammer

Manche wollten es gar nicht glauben, dass schon am Vormittag Schluss war mit dem Räumungsverkauf. "Des hat doch g'heißn, dass die heut' noch mal aufsperren", sagte ein irritierter Schaulustiger und klickte zur Sicherheit einen entsprechenden Online-Artikel auf seinem Smartphone an. Freilich hatte es schon im Vorfeld geheißen, dass nicht so lange wie üblich geöffnet sein werde. Wann genau aber tatsächlich Zapfenstreich sein sollte, das wussten auch am Morgen des letzten Verkaufstags viele Beteiligte nicht so genau.

Es war auch kaum mehr etwas zum Verkaufen da in den beiden Galeria-Häusern, die nun Geschichte sind. Sieht man von der feilgebotenen Ladeneinrichtung und -dekoration ab, stand im Erdgeschoss des Kaufhofs zum Schluss nur noch ein Restposten Porzellan-Unterteller, das Stück für einen Euro, zum Verkauf. Außerdem lagen noch einige Schnürsenkel in den Regalen, die manche Verkäuferinnen dann selbst erstanden - als Erinnerung an ihre zum Teil jahrzehntelange Tätigkeit in diesem Kaufhaus.

Zum Abschied flossen noch einmal viele Tränen

Nachdem die Kassen geschlossen worden waren und die Endabrechnung erledigt war, stieß der Rest der Belegschaft, der bis zum letzten Tag die Stellung gehalten hatte, mit Sekt an. Manche machten gemeinsame Selfies mit den ausgeräumten Regalen und Verkaufsvitrinen im Hintergrund, und bei den Abschiedsworten der örtlichen Verantwortlichen und von Betriebsratschef Robert Firtzlaff flossen noch einmal viele Tränen.

Gegen Mittag wurde dann auch in der Galeria-Filiale im Franken-Center zum letzten Mal das große Rolltor vor dem Haupteingang heruntergelassen. Auch hier hatte es, abgesehen vom ausgeräumten Mobiliar, zum Schluss kaum noch Ware gegeben. "Ein paar Knöpfe waren noch da und ein paar Schnürsenkel und FFP2-Masken", erzählt Betriebsratsmitglied Thomas Beeke und lacht bitter. Ansonsten hing unmittelbar vor Ladenschluss nur noch ein einzelner Bikini auf einem Ständer neben dem Kassenbereich im Erdgeschoss - und bei dem fehlte auch noch das Unterteil.

Kommende Woche trifft man sich noch einmal zum Feiern

Auch die Belegschaft im Franken-Center stieß zum Abschied mit Sekt an, und auch hier konnten viele Beschäftigte die Tränen nicht zurückhalten. In der kommenden Woche treffen sich die Belegschaften noch einmal zu Abschiedsfeiern. Einen Essenszuschuss von 25 Euro pro Person hat die Zentrale des Warenhauskonzerns dafür bewilligt, danach ist das Kapitel Galeria für die meisten Mitarbeiter endgültig abgeschlossen.

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