(Un)endliche Weiten
Von wegen Ufos: Die mysteriösen Lichterketten am Nachthimmel sind ganz irdischen Ursprungs
13.10.2023, 10:33 Uhr
Wer dieser Tage nachts gen Himmel blickt, hat gute Chancen, ein ungewöhnliches Phänomen zu entdecken. Scheinbar übernatürlich koordinierte Lichtpunkte ziehen sich derzeit wie eine Perlenkette am fränkischen Firmament entlang. Dahinter stecken aber weder Außerirdische noch irgendein Wetterphänomen.
Verantwortlich für das Phänomen ist das US-Unternehmen "SpaceX" und dessen Satelliten-Internet-Projekt "Starlink". Die Firma des exzentrischen Milliardärs Elon Musk schießt dafür vermehrt Raketen in die Erdumlaufbahn, die das für das Projekt notwendige weltumspannende Satellitennetz ausbringen sollen. Auch andere Unternehmen wie OneWeb oder Amazon verfolgen ähnliche Vorhaben. Mit über 40.000 geplanten Satelliten sei das Musk-Projekt aber mit Abstand das größte, erklärt Matthias Gräter von der Regiomontanus-Sternwarte in Nürnberg.
Starlink: Schnelles Internet für alle oder gefährliches Monopol?
Mit "Starlink" will Musk schnelles Internet auch in die Regionen der Erde bringen, die bisher nicht über die dafür notwendige Infrastruktur verfügen. Auch im Angriffskrieg gegen die Ukraine wird das Satelliteninternet von ukrainischer Seite flächendeckend eingesetzt. Das hatte auch für Kritik gesorgt, weil Musks Privatunternehmen damit eine zentrale Rolle in der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Staaten einnimmt. Das gibt dem Unternehmen viel Macht.
Um den gesamten Planeten mit "Starlink" abzudecken, werden immer wieder neue Satelliten benötigt. Eine Trägerrakete bringt bis zu 60 Satelliten in die Erdumlaufbahn und entlässt sie nach und nach. Diese sind dann zunächst wie eine Perlenkette am Nachthimmel zu sehen, bevor sie sich immer weiter voneinander entfernen. Schließlich bilden sie eine Art Gürtel um die Erde.
Dann sind die Satelliten in Franken zu sehen
Auch in Franken sind diese beeindruckenden Perlenformationen immer wieder mit bloßem Auge zu erkennen. Voraussetzung ist natürlich ein möglichst wolkenfreier Himmel und der richtige Zeitpunkt. Letzteren kann man mithilfe der Website findstarlink.com leicht herausfinden. Matthias Gräter hat noch einen Tipp: "Man sieht sie besser im Sommer als im Winter, weil die hochfliegenden Satelliten hier noch das Sonnenlicht abbekommen, während sie im Winter oft schon im Erdschatten sind."
Gräter sieht die Lichtpunkte aber nicht nur positiv. Jeder, "der sich den natürlichen Nachthimmel anschauen möchte, wird in Zukunft noch eine ständige Bewegung von kleinen Lichtpunkten sehen können." Was für "Sterngucker und Amateurastronomen lästig ist, ist für die wissenschaftliche Astronomie ein echtes Problem", führt das Gründungsmitglied der "Nürnberger Astronomischen Gesellschaft" weiter aus. Es bestehe schließlich immer die Gefahr, dass vorbeifliegende Satelliten Messungen stören und beeinflussen.
Immer wieder haben Sternenguckerinnen und Starlink-Fans dennoch gute Karten, einen Blick auf die Lichterketten zu erhaschen - neun Starlinks-Starts gab es etwa im vergangenen September. Für vier Minuten sind dann die Satelliten-Formationen am fränkischen Himmel zu sehen - zumindest im Sommer, bei möglichst wolkenfreiem Himmel hoffen.
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