Der Straßenfeger:

Vor 50 Jahren: "Spiel ohne Grenzen" live aus Schwabach

8.5.2021, 17:00 Uhr
Mit einem „Heimsieg“ über Schorndorf qualifizierte sich Schwabach am 8. Mai 1971 für das Europafinale des legendären „Spiels ohne Grenzen“. Der Städte-Wettkampf wurde live im Fernsehen übertragen. 5000 Besucher fieberten im Parkbad mit dem bunt zusammengewürfelten Team mit.

© a-nn-st-20190226_171000-4.jpg, NN Mit einem „Heimsieg“ über Schorndorf qualifizierte sich Schwabach am 8. Mai 1971 für das Europafinale des legendären „Spiels ohne Grenzen“. Der Städte-Wettkampf wurde live im Fernsehen übertragen. 5000 Besucher fieberten im Parkbad mit dem bunt zusammengewürfelten Team mit.

Ganz sicher wäre es ein schönes Wiedersehen geworden. Eigentlich wollte OB Peter Reiß die Aktiven von damals zu einem Jubiläums-Treffen einladen und Klaus Huber das Video von der Live-Übertragung noch einmal zeigen. Die kleine Feier muss wegen Corona ausfallen, soll aber nachgeholt werden.

Eine Welle hatte Schwabach auch vor 50 Jahren erfasst. Eine Welle der Begeisterung. Man muss mit Nostalgie vorsichtig sein, sie ist immer eine Gratwanderung mit akuter Absturzgefahr in kitschige Verklärung. In diesem Fall aber darf man sie wagen, sie ist fast unvermeidlich.

Ein "Straßenfeger"

Heute vor genau 50 Jahren. Auch der 8. Mai 1971 ist ein Samstag. "Spiel ohne Grenzen" live aus dem Parkbad. Die Sendung ist längst eingestellt, hat aber Fernsehgeschichte geschrieben. Der Städtewettbewerb war das, was man einen "Straßenfeger" nannte. Das galt für die deutschen Vorentscheidung an Samstagnachmittagen und ganz besonders für internationalen Runden, die mittwochabends mit der Eurovisionshymne eingeläutet wurden.

Vor 50 Jahren:

© Arno Guder

Der damals erst seit einem Jahr amtierende Oberbürgermeister Hartwig Reimann hat die Bewerbung an den WDR geschickt und offenbar wirkungsvoll auf die "600-Jahr-Feier" hingewiesen. Tatsächlich kommt ein Team aus Köln in die Goldschlägerstadt. Beim Marktplatz winken sie schnell ab, das Gefälle ist zu groß. Doch vom Parkbad sind die TV-Leute dafür umso begeisterter.

An diesem Samstag aber ist es kaum wiederzuerkennen. Die Dekoration verwandelt das Becken ist einen Dschungel, Tribünen für die 5000 Zuschauer machen das Freibad zur Arena. Bei herrlichem Frühsommerwetter begrüßt Moderator Camillo Felgen die beiden Teams aus Schwabach und Schorndorf bei Stuttgart. Es ist ein Wettbewerb der heiteren Art. Die Gaudi-Spiele erfordern Kraft, Geschicklichkeit und auch eine Portion Glück.

Geglückte Aufholjagd

Den besseren Start haben die Gäste. Pro Spiel gibt es zwei Punkte, schnell liegen sie 6:0 vorne. Schwabach gibt nicht auf, kommt auf 8:10 heran. Ilse Katheder und Hermann Botz paddeln beim Baumstamm-Rennen mit den Tropenhelmen zum Ausgleich. Im vorletzten Spiel zieht Schwabachs Trainer, der leider bereits verstorbene Werner Schrödel, den Joker für die doppelte Punktzahl. Wer die vier Zähler holt, ist nicht mehr einzuholen.

Beim Schlangen-Spiel müssen drei Schwimmer eine Schlange über das Becken ziehen und zwei Frauen über dieses wackelige Laufband sprinten.

Vor 50 Jahren:

© Privat

"Schwabach. Schwabach, ran, ran, ran"- Rufe feuern Werner Hechtel, Helmut Schindler, Karl Haag, Heide Blank und Erika Kommenda lautstark an und tragen sie zum Sieg. Der Jubel ist so groß, dass Hartwig Reimann mit Anzug und Krawatte mit ins Wasser springt.

Sensation in Solothurn

Damit ist Schwabach für die internationale Runde am 23. Juni in Solothurn in der Schweiz qualifiziert. Dort trifft Schwabach auf Melfi (Italien), Kendal (England), Mulhouse (Frankreich), Drachten (Niederlande), St. Niklaas (Belgien) und Willisau (Schweiz).

Vor Millionen von Fernsehzuschauern gelingt ein sensationeller Erfolg, mit dem niemand gerechnet hat. Strahlend nimmt Hanne Hauselt den Pokal entgegen. Bei der Rückkehr empfangen die Schwabacher ihr Team auf dem Marktplatz wie eine Fußballelf nach der Meisterschaft. In einem Tagblatt-Interview vor zwei Jahren brachte Ilse Müller, wie Ilse Katheder längst heißt, die Stimmung auf den Punkt: "Wir waren total happy".

Das Team gegen Schorndorf: Hans Beil, Heide Blank, Hermann Botz, Walter Döll, Helmut Gerhardt, Werner Großer, Karl Haag, Günther Häring, Werner Kammerloher, Hans Katheder, Ilse Katheder, Karl-Heinz Kaufmann, Erika Kommenda, Herbert Rößner, Walter Ryschka, Helmuth Schindler, Manfred Seifert, Helmut Steinbauer. Trainer waren Werner Schrödel, Hans Zuleeg und Rainer G. Leuthold.
Das Team in Solothurn: Werner Schrödel, Rainer G. Leuthold (beide standen diesmal in der Mannschaft), Werner Großer, Karl-Heinz Kaufmann, Hermann Botz, Helmuth Gerhardt, Walter Ryschka, Hans Katheder, Werner Kammerloher, Helmut Steinbauer, Klaus Goller, Alfons Matula, Fritz Meier, Richard Sichert, Arthur Weiß, Ilse Katheder, Heide Blank, Hanne Hauselt, Monika Döll, Hannelore Bindl. Trainer: Hans Zuleeg.

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