Folgen in der ganzen Stadt spürbar

Wieder Sekundenkleber-Protest: Aktivisten blockieren Nürnberger Hauptverkehrsader

Tobi Lang

Redakteur

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19.6.2023, 08:45 Uhr
Gegen 7 Uhr erreichten die Polizei erste Meldungen, dass mehrere Menschen die Fahrbahn blockieren würden.

© Tobias Lang Gegen 7 Uhr erreichten die Polizei erste Meldungen, dass mehrere Menschen die Fahrbahn blockieren würden.

Sie saßen einfach nur still da, ohne Transparente, mit den Händen auf dem Asphalt: Drei Klimaaktivisten klebten sich am Montagmorgen auf dem Asphalt vor dem Nürnberger Opernhaus fest. Welche Forderungen sie hatten, lässt sich nur erahnen - sie riefen keine Parolen, hatten keine Banner, fast schon andächtig und teilnahmslos saßen sie am Frauentorgraben. Was das Ziel der Demonstranten war, das ist allerdings klar. Sie wollten den Verkehr lähmen, der Tag für Tag Kohlenstoffdioxid emittiert. Und das gelang dem beschaulichen Trio tatsächlich auch teilweise.

Vom Nürnberger Hauptbahnhof bis zum Opernhaus ging jedenfalls nichts, nur der Radweg war in Richtung Plärrer befahrbar. Normalerweise schlängeln sich Tausende Autos im morgendlichen Berufsverkehr durch das Nadelöhr. Am Montagmorgen bleib die zweispurige Straße verwaist. Gegen 7 Uhr klebten sich die drei Klimaaktivisten fest, eine weitere Person stellte sich dazu. Gegen 8.30 Uhr war der Spuk allerdings auch schon wieder vorbei.

Polizei mit gut geölter Maschinerie gegen Klimakleber

Die drei Klimakleber trafen auf eine gut geölte Maschinerie der Polizei. "Routine", sagt Sprecher Christian Seiler, sei das natürlich nie. "Aber wir kennen das Szenario." Speziell geschulte Kräfte des bayerischen Unterstützungskommandos (USK) rückten an. Sie könnten theoretisch mit einem Schlagbohrer den Asphalt aufbrechen - so, wie erst kürzlich während des Kirchentages in Nürnberg, als sich deutlich mehr Aktivisten mit Zement befestigten. Am Montagmorgen setzte das Trio aber wie so häufig auf handelsüblichen Sekundenkleber, der sich deutlich schneller lösen lässt.

Gegen 8 Uhr brachten USK-Polizisten mehrere graue Boxen zu den Klimaklebern. Darin waren die Werkzeuge, die den Durchbruch brachten - Lösungsmittel und Stäbchen, mit denen die Aktivisten in kürzester Zeit vom Asphalt getrennt wurden. Vielleicht zehn Minuten dauerte die Aktion, dann waren die Menschen frei. Sie bestanden allerdings darauf, öffentlichkeitswirksam von der Straße getragen zu werden. Zuvor ließen sie die Behördenbürokratie über sich ergehen. "Das Lösen von der Fahrbahn ist unmittelbarer Zwang", erklärt Polizeisprecher Christian Seiler. "Und den müssen wir erst androhen." Einfach so wegtragen gehe nicht, deshalb dauert das Auflösen der Versammlung auch länger als die zehn Minuten, in denen die Beamten vorsichtig Lösungsmittel auftragen. Vorsorglich war auch ein Rettungswagen vor Ort - der blieb aber ungenutzt. Verletzt wurde niemand.

Und, löste der Klimaprotest nun das große Verkehrschaos aus, das sich die Aktivisten der "Letzten Generation" erhofft hatten? Zwischenzeitlich staute es sich zwischen Hauptbahnhof und Opernhaus auf gut 100 Metern, die direkten Einschränkungen waren überschaubar. "Der Verkehr wurde frühzeitig umgeleitet", erklärt Seiler. Weil sich in Nürnberg allerdings derzeit eine Baustelle an die andere reiht, waren die Folgen der Klebeaktion im ganzen Stadtgebiet spürbar. Kleine Ursache, große Wirkung. Nicht zuletzt deshalb ermittelt nun die Kripo gegen das Aktivisten-Trio. Es besteht der Verdacht der Nötigung - Autofahrer, die sich betroffen fühlen, können sich jetzt bei der Polizei melden.


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