Als Juden noch bei uns lebten
28.09.2010, 12:58 Uhr
So erfuhren die Teilnehmer etwa, dass Schnaittacher Kinder stets willkommene Gäste bei den Gottesdiensten in der Synagoge waren und auch gerne zu den Feiern der jüdischen Schnaittacher kamen, weil ihnen die dort gesungenen Lieder gut gefielen. Von 1570 bis 1938 hatten die Schnaittacher in der Synagoge ihr Gemeindezentrum, kamen Männer und Frauen durch getrennte Eingänge, um von getrennten Räumen aus Gottesdienst zu feiern.
Die Frauen verfolgten die Lesungen und Gebete der Männer, und immer wieder ging der Blick zum Thoraschrein unter dem ovalen Fenster aus buntem Glas, das noch heute Richtung Jerusalem weist. Beim Novemberpogrom wäre das Synagogengebäude abgebrannt worden, wenn nicht der damalige Bürgermeister darauf hingewiesen hätte, dass man das Haus doch noch gut für Zwecke des Heimatmuseums brauchen könne. So wurde nur die Inneneinrichtung entfernt, dies freilich gründlich.

Mit Freude jedoch stellt Birgit Kroder-Gumann fest, dass in den letzten Jahren immer mehr Gegenstände, die 1938 aus der Schnaittacher Welt verschwanden, ihren Weg zurück finden. So auch viele Grabsteine, die jahrhundertelang auf den jüdischen Friedhöfen standen. Immer wieder taucht einer in einem Wassergraben auf, unter einer Garageneinfahrt oder als Baumaterial einer Mauer. Mittlerweile hat sich auf der grünen Wiese, die der zweitälteste jüdische Friedhof Schnaittachs heute ist, wieder ein kleines Karree aus diesen Totengedenksteinen gebildet und erinnert an die Menschen aus Schnaittach, Ottensoos, Forth, Hüttenbach und auch Fürth, die hier einst beerdigt wurden, darunter berühmte Rabbiner der Schnaittacher Talmudhochschule.
Einblicke in die Geschichte der Gemeinden Ottensoos, Forth und Hüttenbach, die zum Rabbinat Schnaittach gehörten, gab anschließend Pfarrerin Eberhardt, die Mitautorin des Synagogen-Gedenkbandes Mittelfranken ist, bei einem Vortrag im Sparkassensaal.