Schwaig feiert Geburtstag

09.09.2010, 07:53 Uhr
Schwaig feiert Geburtstag

© Sichelstiel

Das Adelsgeschlecht der Nassauer wollte Schwaig loswerden. Es hatte an dem kleinen Gut, auf dem Zeidler – also die Vorgänger der heutigen Imker – wohnten, einfach kein Interesse mehr. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die Gemeinde in diesem Jahr ihr großes Jubiläum feiern kann. Denn im Vertrag über den Verkauf ist Schwaig zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Heimatforscher Karl Briemle hat das Dokument aus dem Jahr 1360 vor einiger Zeit in den Archiven entdeckt.

„Ein kleiner Ort ohne große Bedeutung“, das war die Siedlung vor den Toren Nürnberg damals. Erklärte zumindest Axel Paetzke, der Vorsitzende des Geschichts- und Kulturkreises Schwaig-Behringersdorf, beim Empfang zum Auftakt der Festivitäten an diesem Wochenende. Heute gilt das natürlich nicht mehr, und deshalb waren auch viele Ehrengäste zu dieser Veranstaltung gekommen. Allen voran natürlich der Landrat.

Das Schwaiger Schloss war der passende Ort für einen solchen Empfang: Hier begann alles vor 650 Jahren, wie der Historiker Martin Schieber in seinem Festvortrag darlegte, hier stand das Zeidlergut. Seine Bewohner verdienten ihren Lebensunterhalt, indem sie Wachs und Honig von Bienenstöcken im Reichswald gewannen. Honig sei ein gefragter Rohstoff gewesen, so Schieber, weil es Zucker kaum gegeben habe.

Der Historiker gab seinen Zuhörern einen Überblick über die Zeit um 1360 – eine Epoche, in der es mitunter gleich drei Päpste nebeneinander gab, so wirr waren die politischen Zustände. In der Gegend rund um Nürnberg allerdings war damals viel los: Nicht nur in der Reichsstadt, auch in Lauf wurde nach Kräften gebaut. Der Handel entlang der Straße nach Prag blühte, und so entstanden so große Gebäude wie die Lorenz- und die Sebalduskirche.

© Sichelstiel

Anders als Schieber beleuchtete Ruth Thurner, die Schwaiger Bürgermeisterin, in ihrer Ansprache eine ganz andere Zeit, nämlich die Jahre zwischen 1950 und 1970, als die Gemeinde stark wuchs, weil viele Nürnberger aus der Stadt aufs Land zogen. „Die Prägung als eigenständige Gemeinde drohte verlorenzugehen“, so die Bürgermeisterin. Höhepunkt dieser Entwicklung: die Diskussionen über eine Angliederung nach Nürnberg, die 1972 geführt wurden. Sie konnte verhindert werden – sonst wäre Schwaig heute nichts weiter als ein Stadtteil der Frankenmetropole. Über diesen Umstand kann sich auch der Landrat freuen. Er stieß nach dem Vortrag gemeinsam mit Thurner auf den runden Ortsgeburtstag an.

Das Festwochenende in Schwaig findet heute mit dem Weinfest seinen Höhepunkt, am morgigen Sonntag klingt es beim Frühschoppen aus.