Verwunderung über Flüchtlingsunterkunft in der Türkeistraße
01.03.2016, 06:00 Uhr
Am Dienstag hat der Altdorfer Bauausschuss seine Zustimmung zu einem Antrag für die beiden Anwesen 16 und 18 in der Türkeistraße gegeben. Der Käufer der Immobilien kann hier Unterkünfte für Asylbewerber einrichten. Jetzt stellt sich heraus: Am Landratsamt gab es zwar ein Gespräch mit dem Eigentümer der beiden Häuser. Dort liegen aber weder Pläne noch Bauantrag vor. Deshalb wundert sich Wolfgang Röhrl, der zuständige Mitarbeiter der Laufer Behörde, über die Altdorfer Diskussion.
Tatsächlich ging man bei der Debatte im Altdorfer Rathaus davon aus, dass mit den denkmalgeschützten Anwesen in der Türkeistraße bereits alles in trockenen Tüchern und die Gespräche mit dem Landratsamt abgeschlossen seien, so dass die Zustimmung zum Vorbescheid für ein Asylbewerberheim nur noch Formsache sei. In der Bauvoranfrage des Investors heißt es nämlich wörtlich: "In Absprache mit dem Landratsamt ist geplant, die Räume wie folgt zu gestalten…" Und dann folgt ein detailliertes Raumprogramm.
Nur ein informelles Gespräch
"Dem ist aber nicht so", betont Röhrl im Gespräch mit der Redaktion. Von einem fortgeschrittenen Verfahren und Absprachen mit seiner Behörde könne überhaupt keine Rede sein. Vielmehr sei der Investor Ende letzten Jahres lediglich einmal zu einem informellen Gespräch im Büro gewesen. Dabei habe er seine Objekte in Altdorf mündlich vorgestellt und angefragt, ob denn hier die Einrichtung einer Unterkunft für Asylbewerber möglich sei.
"Ich habe ihm damals deutlich gemacht, dass wir für konkrete Angaben Pläne von ihm brauchen", betont Röhrl. "Wir brauchen unter anderem Grundrisszeichnungen, damit wir sehen, was überhaupt geht." Bis zur Stunde liegen Röhrl diese Pläne aber nicht vor, es gibt beim Landratsamt auch keinen Bauantrag für eine Flüchtlingsunterkunft in der Türkeistraße.
Stadt wurde vom Landkreis übergangen
Weil die Stadt vom Landkreis einfach übergangen wurde, als es um die städtische Zustimmung zur Asylbewerberunterkunft in Lenzenberg ging, reagierte Bürgermeister Erich Odörfer ausgesprochen ungehalten, nachdem er den Antrag des Investors für eine Unterkunft in der Türkeistraße auf den Schreibtisch bekam.
Bei einem Ortstermin in der als Notunterkunft geplanten Logistik-Halle in Ludersheim am 3. Februar sprach er deshalb Röhrl auf die Türkeistraße an, erfuhr von diesem damals aber, dass es für die dortigen Objekte keinen entsprechenden Antrag im Landratsamt gebe. „Das war also in Altdorf bekannt“, sagt Röhrl, der sich über den Verlauf der Debatte im Altdorfer Bauausschuss wundert.
Über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden?
Bürgermeister Odörfer nahm daran übrigens nicht teil, er war noch im Urlaub und wurde von Ernst Bergmann vertreten. Margit Kiessling (Grüne) warf in der Diskussion dem Landratsamt vor, über die Köpfe der Bürger zu agieren, ohne sie zu informieren.
Für die CSU trug Dr. Johann Pöllot Bedenken vor, dass die Räumlichkeiten für bis zu 49 Personen, wie im Antrag zum Vorbescheid dargelegt, einfach nicht ausreichen. Die vier CSU-Mitglieder im Bauausschuss lehnten deshalb den Vorbescheid für eine Asylunterkunft ab, Zustimmung kam von den übrigen acht Ausschussmitgliedern von SPD, FW/UNA und Grünen sowie vom 2. Bürgermeister Ernst Bergmann.
Maßgebend für die Genehmigung ist am Ende freilich das Landratsamt. Doch solange dort nichts vorliegt, bleibt die Angelegenheit in der Schwebe. Die beiden Anwesen in der Türkeistraße werden derzeit unter hohem Aufwand saniert. Dabei müssen Vorgaben des Denkmalschutzes eingehalten werden. Im Frühsommer will der Investor die Arbeiten fertigstellen und anschließend Migranten in den Gebäuden unterbringen.
Investor hat keinen Antrag für Asybewerberunterkunft gestellt
Im Gespräch mit dem Boten bestätigt der Investor, der nicht namentlich genannt werden will, dass er beim Landratsamt noch keinen Antrag für eine Asylbewerberunterkunft in der Türkeistraße gestellt hat. Die Pläne werde Wolfgang Röhrl allerdings jetzt, nachdem der Vorbescheid vom Altdorfer Bauausschuss genehmigt wurde, auf den Tisch bekommen. Sollte sich eine Unterkunft für Flüchtlinge nicht realisieren lassen, dann werde er in den beiden Häusern Wohnungen einrichten.
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