Achtmal umziehen bis zum Kommandeur
10.12.2010, 16:02 Uhr
Liechtenauer, Kommandeur der Heerestruppenbrigade in der „General Dr. Speidel-Kaserne“ in Bruchsal, erläuterte in einem überaus spannenden einstündigen Vortrag, dass auch ein General ein ganz normaler Mensch mit allen menschlichen Emotionen sei. „Ich bin kein Politiker, sondern ein Staatsbürger in Uniform“, so Liechtenauer, dessen Vater heute noch unvergessener Lehrer am Gymnasium war.
Die Zahl der Verteidigungsminister unter denen Liechtenauer diente, konnte er nicht nennen, und es spiele für ihn auch keine Rolle, denn Eid und Verpflichtung seien „die höchste Priorität“.
Seit er 1976 das Abitur absolvierte und zur Bundeswehr ging, haben sich die Aufgaben geändert „und sie werden sich weiter ändern“. Damals gab es noch kein Internet, heute frage man sich, was kommt nach dem Internet? Damals herrschte noch der „Kalte Krieg“, dieser ist 1990 zu Ende gegangen, ohne dass ein einziger Schuss gefallen sei.
1976 zur Bundeswehr
Seit 1976 gab es gravierende gesellschaftliche Veränderungen in Deutschland und Europa. 1976 sei es gar nicht „in“ gewesen, zur Bundeswehr zu gehen, damals befand sich Amerika im Vietnam-Trauma.
Heute sei es für die Bundeswehr ganz normal, zu den Auslandseinsätzen zu stehen, sagt der Brigadegeneral: „Die Mittelmacht Deutschland hat sich einzubringen, die Arbeit wird mit gutem Erfolg und voller Überzeugung geleistet. Ausrüstung und Ausbildung gehen Hand in Hand, und man braucht sich vor niemand zu verstecken.“ Die Aussetzung der Wehrpflicht erfordere neue Ideen und Formen zur Nachwuchsgewinnung. Alle Laufbahnen stünden nun auch Frauen offen, Ziel sei es, deren Anteil auf 15 Prozent zu steigern. Der Frauenanteil in seinem Bereich liege aktuell bei sechs Prozent.
Seit 15 Jahren wohnt Liechtenauer in Köln, acht Umzüge haben er und seine Frau Rosa-Maria hinter sich. Für sie habe dies elf verschiedene Arbeitsstellen bedeutet. Seinen beruflichen Werdegang, der mit der Grundausbildung bei den Gebirgsjägern in Mittenwald begann, schilderte Liechtenauer überaus unterhaltsam: Die zwei Jahre als Zeitsoldat, die gute Kameradschaft in einer Sechs-Mann-Stube, sei ihm „unvergessen“. Auch heute noch sei die Sechs-Mann-Stube bei den jungen Soldaten sehr beliebt und werde als kameradschaftliches Event betrachtet.
Ständige Aus- und Weiterbildungen zeichneten Liechtenauers Werdegang, Studiengänge in München, Hamburg, Neubiberg, Hannover oder Bamberg prägten seine Offizierslaufbahn. Die Bundeswehr habe eigentlich das „duale Studium“ erfunden, die jungen Leute langfristig mit Bezahlung zu binden und für eine hervorragende Ausbildung zu sorgen.
Die Grundsätze der Menschenführung würden im Studium groß geschrieben, als Kompaniechef habe man Verantwortung zu tragen, Menschenführung funktioniere nur mit Engagement, nicht mit Befehlen. 1997 sei er Chef von 1000 Mann gewesen, habe fünf Kompanien geführt. Die Aufgaben seien immer spannend und herausfordernd gewesen.
2001 kam er in den Führungsstab des Heeres, hatte „große Organisationsaufgaben“ zu leisten. Danach wurde er Referatsleiter, dies waren „vier Jahre härteste Arbeit“. 2007 wurde er Brigadegeneral. Er hat 50 engere Mitarbeiter, die, wie er selbst, „alle bienenfleißige Arbeiter sind“. Immer wieder werden neue Problemstellungen erarbeitet und durchdacht. Viele Reisen, Gespräche, Repräsentationspflichten, permanente Weiterbildung, multi- und internationale Übungen, Tagungen – alles sei selbstverständlich.
Seine Lieblingsfächer in der Schule waren Deutsch, Englisch und Sport. Mit Mathe und Physik habe er sich weniger anfreunden können. Humorvoll erzählte er darüber hinaus etliche Episoden aus seiner Pennälerzeit.
Organisator Thomas Zuber, Lehrer für Bio und Chemie, freute sich, Mitglieder des Elternbeirats, des Eltern- und Förderverbandes, die Schulleitung, zahlreiche Schüler und Kollegen begrüßen zu können.
Die Initialzündung fürs „Rote Sofa“ stammt im Übrigen aus Pegnitz und hat mittlerweile zahlreiche Nachahmer gefunden. Künftig sollen derartige Veranstaltungen mit möglichst schillernden Personen häufiger stattfinden.