Aus für "Bullerbü Spielwaren": Weiterer Laden in Pegnitz schließt
09.09.2020, 08:55 UhrBegeistert bewundert das kleine Mädchen die Bilderbücher und bunten Bausteine. Im Laden von Ruth Arendt (65) in der Hauptstraße – "Bullerbü Spielwaren und Kunstgewerbe" – gibt es alles, was das Kinderherz höher schlagen lässt. Aber auch für Erwachsene ist etwas dabei: Bücher, Karten, ein Franken-Memory. Doch damit ist nun bald Schluss. Ende September schließt das kleine Geschäft, in dem auch Ehemann Helmut (68) seinen Elektroservice betreibt. Auch er hört auf.
Seit über 20 Jahren gibt es das Geschäft, erzählt Ruth Arendt. Ihr Mann ist selbstständiger Elektromeister und war ursprünglich alleine drin. Vor 30 Jahren war sie selber in Landshut Mitglied im Verein Bullerbü. Dort haben sie gebastelt und getöpfert. Der Erlös aus dem Verkauf der Waren wurde für gemeinnützige Zwecke gespendet. Dann haben ihre Schwester und ihr Schwager einen Laden dort eröffnet und die Arbeit wurde immer mehr.
Der Verein hat sich aufgelöst. Ruth Arendt aber hat die Idee in Pegnitz weiterbetrieben. Ihr Mann hatte die Idee seinen Elektroservice und die Spielwaren und das Kunstgewerbe zu kombinieren. So entstand in Pegnitz das Geschäft "Bullerbü".
"Anfangs habe ich abends und am Wochenende im Geschäft mitgearbeitet", erzählt Ruth Arendt, die bis vor zwei Jahren noch Förderlehrerin an der Grundschule war. Seit dem arbeitet sie Vollzeit im Geschäft. Einen Einbruch wegen der Corona-Krise haben sie nicht gehabt, sagt Arendt. Sie hören aus Altersgründen jetzt auf. Momentan läuft der Ausverkauf.
Fällt es ihr schwer, aufzuhören? "Nein", sagt sie, "alles hat seine Zeit." Wenn sie zwischendrin hätten schließen müssen, wäre es schlimmer gewesen. So haben sie den Entschluss gemeinsam und bewusst gefasst. Und langweilig werde ihnen nicht. Sie haben bislang vier Enkel von drei Kindern und wollen noch viel reisen. Mit dem Geschäft hat das Ehepaar abgeschlossen.
Am Anfang hatten sie hauptsächlich Holzspielwaren und Plüschtiere von Sigikid im Sortiment. Dann kam immer mehr dazu. Jetzt hat sie auch kleinste Kinderschuhe aus Ökoleder im Angebot. "Die kommen aus Deutschland und Portugal", sagt Arendt. Sie sind in einem rustikalen Holzkinderbett, das mitten im Laden steht, drapiert.
Der Laden hat ein großes Stammpublikum. Nicht nur aus der Region, sondern auch viele Urlauber sind immer gekommen. "So was gibt es in der Großstadt nicht, sagen sie", lächelt Ruth Arendt.
Von den Pegnitzer Kunden sind auch viele ehemalige Schüler dabei, die inzwischen selbst Kinder haben. Ein bisschen hat sie das Online-Angebot gemerkt. Das heißt, potenzielle Kunden haben sich in ihrem Laden umgeschaut und dann im Internet bestellt.
Kein Nachfolger
Ihre Kunden bedauern die kommende Schließung. "Sie sind schon traurig", sagt Ruth Arendt. Und sie selber findet es auch sehr schade, dass in der Innenstadt immer wieder Geschäfte schließen. "Wir würden den Laden ja weitergeben, aber es hat sich niemand gefunden, der das machen will."
Ruth Arendt hat es über all die Jahre immer gefallen, die Familien, die bei ihr eingekauft haben, zu beobachten, wie sie mit ihren Kindern umgehen. "Da gab es ganz brave, die nur geschaut haben und solche, die alles anfassen mussten." Aber sie habe das immer gelassen genommen.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen