Exorzismus ist längst nicht Vergangenheit
15.04.2011, 19:04 Uhr
Faszination Teufel: Exorzismus erlebt im Film eine Renaissance. Gerade ist die Spielfilm-Produktion „The Rite – Das Ritual“ ins Kino gekommen. Während Hollywood den Stoff nach einer angeblich wahren Begebenheit inszeniert, rollt der gerade fertig gestellte Dokumentarfilm „Teufels Werk und Gottes Beitrag“ mit Originalaufnahmen reale Fälle kirchenamtlicher Teufelsaustreibung auf – und dabei ist die Wirklichkeit oft schauriger als die Fiktion.
Thema ist der Klingenberger Exorzismus, die schrecklichste Teufelsaustreibung der jüngeren Kirchengeschichte, die 1976 in Unterfranken mit dem Tod der Studentin Anneliese Michel endete. Cramer dokumentiert mit bisher unbekanntem Originalmaterial die Hintergründe des teuflisch-priesterlichen Rituals – und mit Bildern neuer Teufelsaustreibungen an einer jungen Frau aus Bayern, dass dieser Spuk noch nicht vorbei ist.
Damals hatten konservative Priester den Teufelswahn der epilepsiekranken Studentin gegen den von Theologen erklärten Abschied vom Teufelsglauben instrumentalisiert. Diesmal führt die Story nicht nur zu Klerikern im Priester- und Bischofsrock, die derartige Austreibungen bestellen und inszenieren, sondern weiter nach Rom, wo der Vatikan eine runderneuerte „Exorzismus-Dienstanweisung“ ausgegeben hat.
Der Pottensteiner Filmemacher Helge Cramer drehte 1981 im damaligen Kommunikations- und Kulturzentrum Komm seinen ersten Kino-Dokumentarfilm „Ende der Freiheit“ über die Nürnberger Massenverhaftung, zeigte 1987 als Erstaufführung den um eine politische Tonspur ergänzten „director’s cut“ seines zusammen mit Uwe Heitkamp und Christian Wagner gedrehten Kinofilms „WAAhnsinn – Der Wackersdorf-Film“ und gewann 2005 mit seinem Mostar-Film „Die Amateure und der General“ den Publikumspreis des Nürnberger Filmfestivals der Menschenrechte.
Nächste Woche im WDR
Bei der Preview am 17. April um 11 Uhr im Filmhauskino Nürnberg wird Regisseur Helge Cramer im Anschluss an die Filmvorführung mit Kirchenvertretern diskutieren und sich den Fragen des Publikums stellen. Fernseherstausstrahlung am Gründonnerstag, 21. April, um 23.15 Uhr zum Auftakt des Osterprogramms im WDR.