Goldene Bücher sind mehr als Ehrerweisung

28.05.2016, 16:15 Uhr
Goldene Bücher sind mehr als Ehrerweisung

© Fotos: Matthias Höfer

Eine lange Tradition hat das Goldene Buch, wie es heute die meisten Städte haben, aber nicht. „Das waren anfangs einfach Gästebücher, in denen sich die Gäste der Stadt eintrugen“, sagt Bezirksheimatpfleger Günter Dippold dazu. „Das wanderte von oben nach unten, von den großen Städten, in denen solche Bücher bereits Anfang des 20. Jahrhunderts nötig wurden, in die kleineren Städte.“

Besonders lange gibt es die Goldenen Bücher der Umgebung also noch nicht. So wurde etwa in Betzenstein erst 1974 nach der Gebietsreform eines angeschafft, bei den meisten kleinen Städten passierte das wohl in einem ähnlichen Zeitraum. „Vorher hatten diese Gemeinden 150 bis 200 Einwohner, da lohnte sich das dann nicht“, sagt Roland Leuchner, geschäftsleitender Beamter in Betzenstein. In Pegnitz kann man immerhin bis 1958 zurückblättern, auch wenn der nächste Eintrag dann erst 1965 folgt.

Nach Gusto des Stadtchefs

Wer sich eintragen darf, entscheidet der Bürgermeister. Das führt dann zum Beispiel dazu, dass mehrere Seiten voller Unterschriften zum sechzigsten Geburtstag des damaligen Bürgermeisters im Goldenen Buch der Stadt Pegnitz landen, der Besuch von einem Würdenträger unter einem anderen Bürgermeister mit den zwei wichtigsten Unterschriften abgehandelt wird. „Das ist immer von der veranstaltungseigenen Dynamik abhängig, wie viele sich da eintragen“, sagt Bürgermeister Raab. Manchmal sei der Zuspruch eben höher, manchmal niedriger wenn das Buch bei entsprechenden Anlässen ausliege.

Wie oft Einträge gemacht werden, schwankt ebenso stark: „Da trägt sich nicht jedes Jahr jemand ein. So alle zwei im Schnitt vielleicht“, sagt Leuchner. Dementsprechend gebe es nicht mehr als 15 bis 20 Einträge im dortigen Goldenen Buch. In Pegnitz kommen zwei oder drei Einträge jedes Jahr dazu, die seit wenigen Jahren vom hiesigen Maler Horst Wenzel ausgeschmückt werden.

So auch der Eintrag zur Städtepartnerschaft, bei dem neben den Teilnehmern aus Guyancourt und Slany auch anwesende Flüchtlinge, die bei dem Event aushalfen, ins Buch schreiben durften. Die meisten Einträge stammen von Gästen anstatt von Einheimischen. In Betzenstein haben sich etwa zwölf junge Zeitzeugen aus zehn Nationen wegen eines internationalen Workshops eingetragen, mit Teilnehmern aus Finnland, Japan, Südkorea oder Italien. In Pegnitz finden sich dann schon häufiger „große“ Namen. So etwa die Nationalelf von 1991 unter Berti Vogts, die vor einem Freundschaftsspiel gegen Wales Halt machte.

Rudi Völler und Lothar Matthäus waren wahrscheinlich auch dabei — nur konnte im Rathaus keiner mehr die Unterschriften so gut identifizieren, um sich festlegen zu wollen. Unter anderem gehören Ursula von der Leyen, Edmund Stoiber, Horst Seehofer und eine Teilnehmerin der Paralympics zu den Verewigten in Pegnitz’ Chronik.

 

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