Kommunbrauhaus: Zahlen die Bürger für den Verfall?
14.08.2014, 15:20 UhrNach derzeitigen Einschätzungen des Landratsamts wird die einseitige Straßensperrung mit Ampelregelung im Bereich des alten Brauhauses bis Ende September dauern. Die Neuhauser, die in der Nachbarschaft des alten Brauhauses wohnen, hingegen meinen: Das Abtragen eines maroden Kamins könne sich doch nicht so lange hinziehen. Die Ampelregelung sei für sie eine enorme Beeinträchtigung, zumal die Masse des Lastwagenverkehrs von und zur Seda diese Engstelle passiert.
Kompliziert mache die ganze Sache, sagte Bürgermeister Josef Springer, dass der Eigentümer des Gebäudes, ein Engländer in Diensten der US-Armee, seit einiger Zeit nicht auffindbar sei. Trotz zahlreicher Bemühungen könne er derzeit deshalb nicht aufgefordert werden, seinen Sicherungspflichten als Hauseigentümer nachzukommen.
Geringste Lösung
Da aufgrund einer vom Landratsamt veranlassten statischen Untersuchung der Kamin abgerissen werden muss, wurde die Straße im Zuge einer ersten Sicherheitsmaßnahme zunächst halbseitig gesperrt. Die sei, sagte Rolf List vom Landratsamt in Lauf, im Augenblick das geringstmögliche Mittel, mit dem der Staat in diese Angelegenheit eingreifen könne.
Bevor der Staat in Vorleistung trete und den Abriss des Kamins veranlasse, werde man weiter versuchen, den Eigentümer zu finden. Erst wenn dies nicht gelänge und ein Gutachten die Verschlimmerung der Schäden bestätige, könne der Staat den Schaden beheben. Steuergelder könnten nur eingesetzt werden, wenn nichts anderes möglich sei. Die Sozialisierung der Verluste zahlungsunwilliger oder -unfähiger Hauseigentümer, sagte List, müsse in solchen Fällen immer der letzte Ausweg bleiben.
Im Falle einer Ersatzvornahme werde man weiterhin versuchen, vom Eigentümer die entstandenen Kosten einzufordern. Man werde aber alles daran setzen, alle erforderlichen Maßnahmen im vorgesehenen Zeitraum abzuwickeln.
Steuergelder: Letztes Mittel
Für Springer ist das Hauptproblem der nicht greifbare Eigentümer. Zum einen könne man nicht einfach in das Eigentum anderer eingreifen. Zum anderen sei es schwer vermittelbar, dass die Kosten der Schadensbehebung bei einer Ersatzleistung durch den Staat mit größter Wahrscheinlichkeit vom Steuerzahler getragen werden müssen.
Der derzeitige Eigentümer mit Wurzeln in den USA hat das ausgediente und in die Jahre gekommene Brauhaus vor knapp zehn Jahren von den Neuhauser Kommun-Brauern gekauft. Die Buntmetalle der Brauanlagen, hauptsächlich Kupfer, ließen sich in dieser Zeit gewinnbringend verkaufen. Nach ersten Umbaumaßnahmen zur Umgestaltung des Brauhauses in ein Wohnhaus, bewohnte er während der Sommermonate das ziemlich heruntergekommene Brauhaus selbst.
Vor etwa drei Jahren wurde der Soldat und Eigentümer mit seiner US-Einheit nach Kundus versetzt und kehrte seitdem nicht mehr zurück. Der eine oder andere seiner Gläubiger in Neuhaus glaubt auch zu wissen, warum.
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