Laute Knalle: Neuer Friedhof kostet Anwohnern Nerven
09.08.2019, 06:00 UhrBei einem gemütlichen Abend auf dem Balkon. Knall! Beim Kochen in der Küche. Knall! Und sogar beim Zu-Bett-Gehen. Knall! "Hier wird man einfach verrückt", sagt Walter Siebert.
Der 62-Jährige wohnt in der Blumenstraße, direkt gegenüber vom Haupteingang des Neuen Friedhofs – und genau der raubt ihm und seinen Nachbarn den letzten Nerv. Genauer: Die Schließanlage des Eingangstores.
Sie sorgt dafür, dass die Türen automatisch schließen. So will die Stadt verhindern, dass Rehe, die den Friedhof immer wieder als Futterstelle nutzen, auf das Gelände gelangen.
Das Problem: Die Schließanlage verzieht sich schnell – und knallt dann bei jedem Auf- und Zuschwingen. Und zwar so laut, dass sich Siebert zum Handeln gezwungen sieht: "Es ist ein extremer Lärm. Das scheppert so laut, dass es eine wahre Pracht ist", klagt er. Jetzt im Sommer sei es besonders schlimm: "Sie können sich ja vorstellen, wie viele Leute bei der Hitze täglich zum Gießen auf den Friedhof gehen."
"Bin enttäuscht, weil nichts passiert"
Schon mehrmals hat sich Siebert deshalb an den Bauhof gewandt, die Mitarbeiter dort aufgefordert, den Lärm endlich zu stoppen – aus seiner Sicht vergebens. Zwar käme ab und zu ein Mitarbeiter und stelle die Anlage wieder richtig ein, doch schon wenige Stunden später hallt das Scheppern wieder durch die Blumenstraße. Siebert findet, dass man das Problem bei der Stadt nicht wirklich ernst nehme. "Es wird nichts unternommen. Ich bin enttäuscht, weil so lange nichts passiert."
Er fühlt sich von der Stadt hingehalten – und fordert, den Schließmechanismus gleich ganz abzuschaffen: "Nur wegen ein paar Rehen so ein Theater – geht‘s noch?!"
Statt der Stadt schritt er selbst in der Vergangenheit immer öfter zur Tat, lief trotz seiner Gehbehinderung oft täglich zum Friedhof und stellte die Anlage selbst wieder ein – auch seiner älteren Nachbarn zu Liebe. Doch damit soll nun Schluss sein, zu anstrengend sei das für ihn mittlerweile. Stattdessen hofft Siebert, dass die Stadt eine dauerhafte Lösung findet.
Dort kenne man das Problem, sagt der Leiter des Bauhofs, Ottmar Kretschmer. "Die Krux ist aber, dass jeder die Anlage jederzeit verstellen kann." Vielleicht ließe sich die Sache lösen, wenn man die Geschwindigkeit, mit der das Tor schließt, ändere, mutmaßt er.
Jetzt gibt es eine Lösung
Doch dann gebe es ganz neue Probleme: "Stellt man es langsamer ein, lässt sich das Tor viel schwerer öffnen. Machen wir es schneller, kriegen die älteren Leute ein Problem, weil sie es nicht mehr hindurch schaffen." Er versichert aber, dass der Bauhof sich dem knallenden Tor noch einmal annehmen wird.
Einen Tag nach der Nachfrage der Redaktion ist das Problem schließlich gelöst. Eine weitere Schraube, die Mitarbeiter der Stadt angebracht haben, verhindert jetzt, dass sich die Anlage wieder verziehen kann.
Walter Siebert freut sich darüber, fragt sich aber gleichzeitig "warum man monatelang nachfragen muss für zehn Minuten Arbeit." Die Hauptsache sei aber, dass er und seine Nachbarn nun wieder ruhig schlafen können – im wahrsten Sinne des Wortes.
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